Tischbcin ,
Johann
Heinrich
Wilhelm.
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das Schwert der Hand entsinken lässt. Der xiäichlliche Grund ist
von den Flammen der brennenden Stadt geriithet. Das vierte
grossc Bild führt den Odysseus zu dem Eingang des Hades, wo
er ein 'l'odtenopfer verrichtet. Dort erscheint ihm Ajax, noch im-
mer ziirnend wegen der ltiistung des Achilles. Dann besass Tisch-
hein auch noch die Wiederholung eines früheren Gemäldes, die
Ueberlegenheit des Menschen über die Thierwelt darntellend, eines
der kleineren Statieleibilder von 1813. EllLMilUD und ein Weib
erscheinen zu Pferd mit der Jagdbeute, welche in einem erlegten
Löwen und in einem Adler besteht. Fast in derselben Grösse ist
das Bild eines jungen Schäfers, der unter Itosenbliithen schlum-
mert, während der Tiger aus seiner Höhle kömmt. Grösser ist
eine Darstellung aus Reineke Fuchs. Hinze der Kater trägt im
ltathe der Thiere dem König Nobel seine Iilage über Reineeken
vor. Dieses Bild ist nicht ganz vollendet. Dann waren im Nach-
lasse dieses Meisters auch noch viele kleine Bilder, welche als
mehr oder weniger ausgeführte Studien zu betrachten sind, und
zu den interessantesten Erzeugnissen desselben gehören. Sie be-
stehen in Landschaften mit mythologischer Staffage, in Sccnen
aus dem täglichen Leben, in verschiedenen jugendlichen und
alten Köpfen, in Thier-, Frucht- und Blumenstiicken, überhaupt
in mannigfaltigen Darstellungen, in Beweisen eines vielseitigen
Studiums. Aue die schon oben genannten Bildnisse Bliichefs,
Iilopstnelüs und Heynds waren in der Sammlung des Meisters,
mit den Portraiten des Generals Benningsen, der Lady Hamilton,
und des Michel Angele. Eine interessante Sammlung bildeten
auch seine kleinen Copien nach P. Potter, Backhuysen, Grenze,
G. de Wet, Giorgiune, van Dach, A. Osade, Rembrandt, van
llerp, Weenicx, diverclingexi, . Quast- Auch diese Bilder ka-
men 1858 zur Auction. Zu seinen. früheren VVerl-ten gehören die Co-
pien von Thierstiiclien und Landschaften nach H. Roos, aus dessen
Gemälden Tischbein nach eigenem Geständnisse die höhere Natur
der Thiere, die einfache und ruhige Landschaft studirt hatte. Copien
nach lloos fanden sich aber nicht mehr im Nachlasse des Meisters.
Dann hinterliess Tischbein auch verschiedene Abhandlungen.
Der Stift und die Feder waren bei ihm fast gleich thätig. Vieles
brachte er über die Charaktere der Menschen und Thiere zu Pa-
pier, und da, wo das Wort nicht ausreichte, musste das Bild
eintreten. Er beabsichtigte ein eigenes Werk über die Beurthei-
lung des Aeusseren der Menschen. Lavater hatte zu dieser Rich-
tung den Impuls gegeben. Dann wollte er auch Dichter und
Redner seyn, und historische und philosophische Bildung ihm ab-
zusprechen liatte Niemand gewagt. Seine eigene Lebensgeschichte
ist der letzte Zuruf an die kommenden deutschen Künstler. Nicht
ohne Interesse liest man die Schrift: Heinrich Wilhelm Tischbein,
seine Bilder, seine Träume, seine Erinnerungen in dem herzog-
lichen Schlosse zu Oldenburg. Bremen 1822, 8. Tischbein starb
182g zu Eutin. Obgleich er nicht ohne Eitelkeit war, gerne sein
Lob hörte, und sel st unbefangen einstimmtc, und obgleich seine
Gestalt etwas ehrwiirdiges hatte, in seinem Kopfe keine gewöhnli-
chen Züge sich ausdriickten, so malte er doch nie sein eigenes
Bildniss dar. Auch Von anderen Künstlern ist er unsers Wissens
nicht gemalt worden. Baron von Rumohr kannte diesen Iiiinst-
ler viele Jahre und wusste sich denselben noch nach dessen Tod
so lebendig vorzustellen, dass er den Iiopf 'l'ischbein's im Um-
risse zeichnete. Diese Zeichnung fügte Vogel von Vogelstein sei-
ner berühmten Portraitsammlung bei. In dieser Sammlung ist aber