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Tischbein ,
Johann
Heinrich
XVilhclnxx.
kann von dem Maler Ludwig Humruel begleitet nach einer vier-
monatlichen lieise in Cassel an. Er lebte da kurze Zeit im Hause
seines Bruders, besuchte dann Göttingen und Hannover, verlebte
einige Zeit in Hamburg und fand endlich in Eulin einen Zulluchts-
ort. Der Herzog von Oldenburg kaufte seine liunstsarnmlun cn,
und verlieh ihlü eine Pension von ÖOO Rthl. Seine an Gemäiiden
und Antiken interessante Sammlung ist im N. deutschen Merkur
1306, S. 68 - 72 beschrieben. Der Künstler fertigte jetzt noch
mehrere Gemälde und viele Zeichnungen. Das herzogliche Schloss
in Oldenburg und die Gallerie in Eutin bewahren eine Anzahl
von Werben dieses geistrcichen Meisters, einige andere gingen
erst nach dem Tode desselben in fremde Hände iiber. Im Jahre.
1800 erhielt er den Auftrag, für die St. Angari Kirche zu Bre-
men eine Altartafel zu malen. Er malte da den Heiland, wie er
die Kindlein zu sich ruft, ein figurenreiches Bild, von welchem
die Allgemeine Literatur-Zeitung 1810 Nr. 59 sagt, es sei diess eine
'W'elt voll Schönheit, Andacht, Mutterliebe und kindlicher Un-
schuld, welche man Stunden lang betrachten müsse, um je-
den einzelnen Zug des Genies seines Schöpfers herauszufinden.
Dieses Bild bietet allerdinv-s viele Schönheiten. besonders schöne
Gruppen und ausdrucksvblile Iiiipfe, und der Künstler fand daher
volle Anerkennung. Ein übernliissigcs Lob ist ihm aber in der Je-
naer Lit. Zeitung 1807. Intel]. Blatt Nr. 76, gespendet, und ins Ab-
surde geht die Bemerkung, dass die himmlisch schönen blauen
Augen des Ileilandes die Herzen durchbohren und die Treue jedes
VVeihes wanken machen müsst-um Der Lobhudler wird dcsswegen in
der Zeitung für die elegante Welt 1808 Nr. 85 nach Verdienst zu.
recht ewiesen, und es ist Schade, dass ihn Tischbein nicht zu
einer Episode aus dem Leben des Esels benutzen konnte. Nach
der Angabe im Tübinger Morgenblatte 1810, S. 588 111115518 Tisch-
bein dieses Gemälde für den Herzog von Oldenburg im rösseren
Formate wiederholen. Inzwischen malte Tischbein auch gildnisse,
wie jene von lilopstticls und Heyne, dann jenes des Generals Blii-
cher. Diese Bildnisse fanden aber keinen grossen Beifall. Bliicher
soll dem lilcrztig von Alba gleichen, und Iilopstocllßs Kopf ohne Aus-
druck seyn. In den Musestunden malte er dann auch italienische
Vollisscenen und andere kleine Genrebiltler, so wie auch mytho-
logische Darstellungen in kleinem Formate. Im Stadthause zu
Hamburg ist ein 15 F. hohes und 22 F. breite: Gemälde von ihm,
welches den Einzug des russischen Generals lienningsen den 3x.
Mai 1815 vorstellt. Es ist der Moment gewählt, wie die Ham-
burgische Biirgerwehr sich zum Einzuge stellt, und der General zur
Anordnung des Zuges den Befehl ertheilt. Die Skizze zu diesem
Gemälde war bis 1858 im Nachlasse des Künstlers. In jenem Jahre
wurde das Verzeichniss desselben gedruckt (Ilallxhurg 1333, durch
den Makler E. Harzen), da die Sainmlun des lYIeisters zur Auk-
tion lsani. Damals waren noch vier Gemälde in lebensgrossen Fi-
guren vorhamlen, darunter das schon von Fiissly 1305 erwähnte
ild des Ajax, welcher in wilder Wuth in den Tempel der Pallas
dringt, und die Cassandra bei den Haaren erfasst. Diese ruft ei-
nen Retter herbei, gegen welchen Ajax das Schwert erhebt. Ein
zweites Bild ist jenes. welches ihm 1799 in Neapel das Leben ret-
tete. wie oben bemerkt. Es stellt Ilelstor vor, der aus der Schlacht
zurückgekehrt den Paris unthiitig im Üemache der Hßlßrla Ülldßt-
Letztere bricht darüber in lilagen aus, Helitor beruhiget sie aber
und schilt den Paris der Feigheit, Das dritte grusse Gemälde stellt
den Menelaus vor, der nach der Einnahme von 'I'ruja die trßulose
llclena zum Tode verfolgt, aber von ihrer Schönheit betroffen