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Tischbein ,
Caroliue.
T ischbein ,
Christ.
WVilh.
In dem bezeichneten Jahre begab er sich nach Italien, wo Tisch-
bein ausser mehreren ansprechenden Bildnissen historische Com-
Positionen und Genrehilder malte. Besonderen Beifall erwarb ihm
ein Bild der Anbetung der Iiiirligc, und eine Scene im Cafö
greco zu Rom , womit er sein Talent für charakteristische Auffas-
sung, welches schon in seinen Bildnissen in lobenswcrther Weise
hervurtrat, für grüssere Compositioxien erprobte. Tisehbein lie-
ferte in der Folge mehrere andere Bilder aus dem Vulksleben,
gewöhnlich in kleinem Formate, die sowohl in lebensvoller Auf-
iiääätlng, illS in Zeichnung und Behandlung zu rühmen sind. Als
geübter Bildnissmaler erfreut er meistens durch eine scharfe Cha-
ruliterislik, und wenn er in der Färbung nicht immer gleiche
Iiraft erreichte, so lassen seine Gemälde in dieser Hinsicht wenig-
stens nie viel zu wünschen übrig. Unter seinen früheren Ge-
mälden erwähnen wir besonders jenes, welches den Besuch Eg-
m0ut's bei Cliirehexl vorstellt. Dieses Bild ist von gewählter Com-
IHJSlIlOII und bis ins Einzelne mit Fleiss und Liebe vollendet.
Es fand 1825 allgemeine Anerkennung, iind man erklärte es als
eines der schönsten Werke (lamaliger Zeit. Im Jahre 1828 wählte
er ein Thema aus Giithe's Tasso, dessen Lösung nicht wveniger
dankbar aufgenommen wurde. Er stellte Tasso bei der Fürstin
vor, ganz im Sinne der herrlichen Dichtung. Besonders anzie-
hend, als ein Bild voll Poesie und tiefen Gefühls, fand man 182g
sein Bild des Todtengriibers. welches durch eine Lithographie von
Straub bekannt ist. Ein neueres Gemälde, welches J. Bergmann
unter dem Titel der Heimfahrt lithtrgraphirte , sichert dem liünst-
ler ebenfalls ein ehrenvolles Andenken. Voll Wahrheit und aus dem
Leben gegriffen ist ferner ein Bild von 183g, welches gefangene
Wilddiebe vorstellt. Eine Scene aus den Zeiten der Judenverfol-
gung, welche er 1840 malte, steht an VVerth demselbem wenig
r nach. Ueberhaupt muss 'l'ischbein zu den bessten Künstlern un-
serer Zeit gczählt werden.
Dieser Meister wurde 1825 Professor der Zeichenlmnst an der
Akademie in Bonn, und liess sich später in Büekcburg nieder.
Tlsßhbelll, Carßllllc; Zeichnerin, die Schwester des Obigen, wurde
um 1785 geboren. Sie zeichnete Bildnisse in Crayon, und copirte
auch mehrere historische Gemälde in dieser Manier. H. Schmidt
stach nach ihrer Zeichnung das Bildniss der Königin Lnuise von
Preussen, Medaillen, gr. 3. Diese Künstlerin war die Gattin des
Professors Wileke in Heidelberg.
Im Catalogc der Sammlung des Ilofrathes Böttiger, Dresden
1857, finden wir folgendes Blatt angezeigt.
Lonise, Königin von Preussen. Caroline Tischbein sc. Oval 8.
Dieses Blatt scheint nach dem Gemälde von Schröder,
welches Frick radirte, gestochen zu seyn.
Tisehbein, Christian, s. den folgenden Artikel.
TlSClIbBlII, Christian Wilhelm, Maler und Architekt, geb. zu
Marburg 1755, war der Sohn des Mechanikus Jakob Tisehbein,
und Schüler seiner Ohcime Joh. Jakob und Anton Tischbein in
Ilamburk. Er widmete sich der Bildniss- und Landschaftsmalerei,
welche er in einigen Städten Deutschlands übte, bis er am Hofe
des Fürsten von Anhalt-Cöthen-Pless eine festere Stelle fand. Im
Jahre 178i trat er in Dienste des Beichsgrafen Hochberg-Fiirsten-
siein , und nach dem Tode desselben ernannte ihn der Herzog