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Tiepolo ,
Giovanni
Battista.
spiel ist. In grossränmigen Werken findet Lanzi freilich auch
Zeichnungsfehler, studirter ist der Iiiinstler in Oelbildern. Darun-
ter nennt Algarolti die Marter der heil. Agatha in S. Antonio zu
Padua sogar ein Muster des seltensten Ausdrucks. Es finden sieh
auch Genrehilder von ihm, die in jeder Ilinsicht luhenswerth sind
und grusses Interesse haben. Mit strengem Maassstabe gemessen,
verfällt Tiepolo freilich der Critik, man kann ilnn aber "für die
Zeit, in welcher er lebte, keineswegs die Verehrung versagen.
Es ist auch wohl erklärlich, dass der Iiiinstler seine weniger stren-
gen Zeitgenosseirzur Bewunderung hingerissen hat. Graf Als-a.
rotti preist ihn oft, und Bettinelli declieirt dem Meister seine Ge-
dichte über Malerei. Er nahm keinen Anstand, ihn als clenjeni-
gen zu bezeichnen, welcher der Kunst wieder eine schöne Zeit
bereitet hat.
Die Werke dieses Meisters sind zahlreich und weit verbreitet.
In der Capelle des heil. Satyrus oder S. Vittore in Ciel d'oro bei
S. Ambruogio zu Mailand sind Fresken von ihm, welche den
Schiffbruch des heil, Satyrus und die Marter des heil. Victor vor-
stellen, im Style Piazettzfs gemalt, aber mit hellerer Färbung.
Bei den 'I'heresianern zu Venedig malte er an einem Plafundo das
heil. Haus von Engelsgrllppen getragen und in einem Lichtgefilde,
welches nach 1.211111 sich mit dem Firmament zu vereinigen scheint.
Dieses Werk ist in Fresko ausgeführt, und mit einer Fertigkeit,
welche in Tiepulds Gemälden überhaupt zu bewundern ist. Im
ärnssen Rathssaale zu Venedig ist ein Bild. welches den Sieg der
enerale Giorgio Cornaro und d'Alvizinu über die Deutschen vor-
stellt. In der Capelle der Matlonna vom Berge Carniel bei den Car-
melitc-rn daselbst ist ein gerühmies Bild der Ilinnnelfahrt Mariij.
In der Capelle Colleoni ini Dome zu Bergamt) sieht man Fresken
von ihm. In S. Fanstino und Giovita zu Brescia malte er die
Marter der Iiirehenheiligen unter Iiaisei- Trajan, und machte sich
eines Anachronismus schuldig, indem der römische Statthalter da-
bei seine Pfeife schmancht. In der kleinen Iiirehe S. Massimo zu
Padua sind drei schöne Altarbilder von "Piepolo. Auch die oben
genannte Marter der heil. Agatha ist noch in einer Capelle von
S. Axitoniu daselbst. Algarotti pries sie als Muster des Ausdrucks,
sah aber nicht auf die Unrichtigkeit der Zeichnung. Auch in ita-
lienischen Gallerien findet man Bilder von ihm, so wie in aus-
ländisehen Sammlungen.
Im Summer des Jahres 1750 wurde der Künstler nach Würz-
burg berufen, wo daselhst der bischöfliche Palast seiner Vollen-
dnng entgegen ging. Er malte da den Plafonil des grossen Trep-
penhauses, und erhielt daiiir 12000 Gulden Venediger Währung.
Der Iiiinstlcr stellte an der Decke den Olymp und die vier Welt-
theile dar. und vollendete zur allgemeinen Bewunderung das Werk.
Mehrere Figuren sind Portraite der beim Baue beschäftigten Iiiinst-
ler, und au h sein eigenes brachte er an. Dann verzierte Tiepolo
auch den Iäisersaal, wofür ihm 5900 Gulden ausbezahlt wurden.
An der Decke ist ein grusses Frescogemiilde, welches in historisch-
mythologischer Auffassun die Vermählung des Kaisers Friedrich
Barbarossa darstellt. Apoälo führt ihm auf dem Sonnenwagen die
Braut zu, und Bacchus, Venus und Ceres folgen nach. In der
Tiefe harret der Ilothbart umgeben von seinen Würdenträgern.
Selbst eine obscöne Darstellung ist zu bemerken. In der Nähe der
Braut treibt ein Alter mit der Nymphe ein arges Spiel. ReClIIS von
dem Haupthilde stellte der Künstler die Trauung des kaiserlichen
Paares durch Bischof Harold von Würzburg dar, und gegenüber