Tieck ,
Christian
Friedrich.
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sidenten Jahohi, des geheimen Baths Schelling, des VVasserhau-
Direktors Wicbehing und seines Bruders Ludwig 'I'iech. Diese
Bildnisse führte der liünstler in Gyps aus, und erntete damit un-
bedingten Beifall, der sich im Morgenhlatt 1810 S. 48g ausspricht.
Sie hatten auch eine Bestellung von Seite des Kronprinzen Lud-
wig zur Folge, der ihm die Ausführung mehrerer Büsten für die
WValhalla übertrug, welche später von Rom aus nach München
abgingen, und auf den liunstausstellungen daselbst zuerst zn se-
hen waren. Aus dieser Zeit, und den hurz vorhergehenden Jahren
stammen auch mehrere Zeichnungen, welche mehr oder minder
ausgeführt in Privatsammlungen iibergingen und auch gestochen
wurden. Für SchlegeFs Jon ist eine schwebende Figur mit der
Leyer, für dessen Alarkos eine Medusa gestochen. Andere Zeich-
nungen wurden für SchlegePs Blninensträiusse und für die Elegie
über Rom gestochen. Von seinen Büsten wurde jene des Herzogs
von VVeimar von T. A. Krüger in liupfer gebracht.
Im Jahre 1812 begab sich Tiecla wieder nach Rom, wo er in
den folgenden Jahren sich der Aufträge des Kronprinzen Ludwig
von Bayern für die VValhalla entledigte, und in mehreren ande-
ren Compositioilexl sein vielseitiges Talent erprobte, welches, jetzt
frei von den früheren hemmenden Fesseln, mit grösster Freiheit
sich bewegte. Zu den genannten Büsten gehören jene des VVil-
helm von Oranien, des Stifters der xiiederländischen Freistaaten, des
Churfiirsten Moriz von Sachsen, des Iiaisers Friedrich Barbarossa,
des Königs Carl X. von Schweden, des Albrecht von VVallenstein,
Herzogs von Friedland, des Churfürsten Johann Philipp von Mainz,
aus dem Hause Schönborn, des Herzogs Bernhard von Sachsen,
der Landgräfin Auialic von Hessen, des Prinzen lVIoriz von Ora-
nien, des Herzogs Ernst des Frommen von Sachsen, des Herzogs
Carl V. von Lothringen, des Admirals Michael Iluyter, des Gra-
fen von Zinzendorf, Stifters der Brudergemeinde, jene der grus-
sen Gelehrten Hugo Grotius, Aegidius von Tschudi, Erasmus von
Botterdam, Gottfried Ephrailn Lessing, Gottfried August Bürger
und Johann Gottfried Ilerder. Alle diese Büsten wurden von 1812
bis 1818 in carrarischeni Nlarniur vollendet, in dem letzten Jahre
jene des Grafen von Zinzentlorf. Sie sind jetzt in der Walhalla
aufgestellt, bis auf jene des Iiaisers Friedrich Barbarossa, welche
1855 Schwanthaler ersetzte. Im Jahre 1852 kam noch jene des
Irldniai-sclials NVilhelm Grafen von Gneisenau, und dann die des
Iiudolph von Habsburg und des Malers Jan van Eyck hinzu.
Im Jahre 131g kehrte Tieeli nach Berlin zurück, wo er im
folgenden Jahre die Stelle eines Professors der k. Akademie an-
trat, und zum Mitglied des akademischen Senates ernannt wurde.
Später wurde er auch Direktor der Seulpturen-Gallerie, wovon
er 1850 eine Beschreibung herausgab. Auch bekleidete der Iiünst-
ler, der inzwischen auch zum Ritter des rothen Adler-Ordens
ernannt wurde, zu wiederholten Malen das Vice-Direktorat,
da diese Stelle unter den Mitgliedern des akademischen Senats
wechselt. 'l'ieck fertigte vom 1310 an bis auf die neueste Zeit
viele YVerhe in grossartig einfachem, und doch zugleich zartem
und elegantem Styl. Seine Büsten zeichnen sich durch charakte-
ristische Aildassung aus, und geben in Marmor ein lebendiges
und seelenvolles Bild. Er verbindet aber in allen seinen Wer-
ken 'l'icfe des Austlruclas mit Schönheit und Würde der Gestalt.
Auch der Sinn für Grazie fehlt ihm nicht, so dass sich neben
den VVerhen von ernster und grossartiger Aulfassung auch Bildm-
von zarter Schönheit" von ihm finden. Dann ist allen Arbeiten dieses
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