Volltext: Surugue, P. L. - Torre, G. (Bd. 18)

Tiarini , 
Alesszandro. 
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lcs ist mit Ernst und Maass berechnet, und in grossartigem Style 
gehalten. Er ergriff gerne Gegenstände, die das Gemiith tief be- 
wegen, und selbst da, wo er weniger nach dem 'l'ragisehexx und 
Pathetischen strebte, ist der Hauch der Schwermuth über seine 
Bilder ausgegossen. Die Magdalena und Petrus in Schmerz und 
lleue, und besonders die Leidcnsmutter führte cr oft in Gemäl- 
den vor, die nie ihren Eindruck verfehlen. Das Leiden der lVIa- 
donna entlockte einmal dem Herzog von Mantua 'I'hränen. Es 
enthalten aber die meisten seiner Gemälde tragische Gegenstände, 
"die aber nicht den Jammer und die Wlerzwveillung zur Schau tra- 
gen, nie das Maass der Schickliclilieit überschreiten, und daher 
die Seele nur zur 'I'heilnahnie und zum Mitleid stimmen, statt sie 
illtllläcllfcclicn und mit Abscheu zu erfüllen. Seine Werke fan- 
den indessen nur bei liennern und Iiünstlern gerechte Bewun- 
derung, weniger beim kunstliebenrlen Pilblicurn, welches seine 
wahren Verdienste nicht in ihrem Umfange herausfand. Seine 
liilder bestechen nicht durch Schönheit der Form, indem seine 
Richtung nicht auf das Ideale ging, und ihm die Grazie sich nicht 
oFfcilban-te. Er verschmiihte auch den Reiz der Färbung, erreichte 
aber durch seine dunklen Schatten und durch sein starkes Im- 
lHLilO eine grosse Wirkung. Fiorillo II. 615 glaubt, dass seine 
Gemälde sehr nachgedunkelt haben, und erklärt diess aus der Mal- 
weise des Künstlers, welcher die Tinten nicht auf der Palette be- 
reitete, sondern die Farben unmittelbar auf dem Gemälde verrieb. 
Die Draperie unter-malte er mit einer ins Grauliche fallenden Farbe, 
und lasirtc dann darüber hin. Diesen Lasuren gibt Fiorillo na- 
mentlich die Schuld des Nachdunkelxis. Als Colorist fand indes- 
sen Tiarini schon Anfangs kein unbedingtes Lob, weil er sich, 
wie Lnnzi V. 15g bemerkt, nie einer frischen und lebhaften Fär- 
bung befliess; der genannte Schriftsteller meint aber, seine ins 
Violette, Gelbliche, Bräunliche, mit wenig Rosenroth gemilderte 
Farbe, sein schönes lxnpasto und die milde Harmonie, welche er 
über seine Bilder verbreitete, müsse wohl dem Auge die ange- 
nehmste Ruhe bereitet haben. Er zählt den Tiarini zu den Glanz- 
Punklcn der Carraceischen Schule. Auch seine Zeitgenossen wuss- 
ten die Stelle zu bezeichnen, welche er in derselben einnahm, in- 
dem sie ihn den Ausdruchsvollezi, il patetico, nannten. Er bil- 
dclu ebenfalls Schiller und eriiflilete eine Akademie, worin nach 
dem Nackten gezeichnet wurde. Diese Akademie wurde von vie- 
len besucht. da er den Schiilcrn liebrciehe Hand leistete. Lnca 
Barbieri und Francesco Carboni werden vor allen genannt. Zum 
Modell hatte er einen Lastträger. Namens Valstargo, der sich 
durch einen musterhalten Körperbau auszeicbncte. 
Die Werke dieses Künstlers sind zahlreich, sowohl in liir- 
chen als in Sammlungen. Berühmt ist sein rosses Gemälde in 
S. Domenict) zu Bologna, welches den Heäigen vorstellt, wie 
er in Gegenwart einer Menge von Zuschauern ein todtes Kind 
erweckt. Vor diesem Bilde stand selbst Lud. Carracci erstaunt, 
und dieser Meister behauptete, keiner der damaligen Künstler 
hätte diesen Gegenstand besser dargesellt. Tiarini bot aber in die- 
sem Gemälde alles auf, da er Spada zum Nebenbuhler hatte, wel- 
cher gegenüber die Verbrennung der ketzerischen Bücher malte. 
Tiilflllfä Bild verdient auch in der Färbung hohes Lob, und er 
vermied hier jede gemeine Form. Hütte der l'i.iinstlei' immer mit 
solcher Sorgfalt componirt und gemalt, so würde ihm kein Bolo- 
gneser gleich zu setzen seyn. In S. Bernardo zu Bologna ist eben- 
lnlls ein Gemiiltlt: von ihm, welches die Itlrwecltnxig eines Eint-leg. 
tot-stellt, aber ganz. verschieden von dem obigen Bilde. Lanzi
	        
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