Thürmer ,
Joseph.
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zierungen, wobei er an Gutensohn einen treuen Kunstgefährten
fand. Sie zeichneten im Vereine die schönsten Theile und Orna-
mcnte aus den Log ien des Vatikan und der Villa Madama, aus
der letzteren besonders die trefflichen und nun halb verschwunde-
neu Deckengemälde des Giuliu Romano. Durch die Herausgabe
dieser Werke haben sich diese Künstler ein wahres Verdienst um
die Kunst und ihre Geschichte erworben. Die Nachbildungen
zeichnen sich eben so sehr durch ihre Treue, als durch Zierlich-
keit der Ausführung aus. Dann zeichnete er in Rom auch eine
Ansicht des Forum mit den alten Trümmern, Palästen und Villen,
welche es bedecken, wobei er auf der Engelsburg seinen Stand-
tiunkt wählte. Thürmer besuchte auch anderestiidte Italiens. Er
zeichnete mehrere Ansichten in Venedig, thellweise mit Fi uren
und Schiffen, geistreich mit dem Stifte ausgeführt, und aucäi ge-
tuscht. Dann nahm er auch Theil bei der Aufgrabung der etru-
rischen Gräber in Tarquinii, wo damals Baron von Stackelber
der Iiunst unerwartete Fundgruben öffnete. Von Rom aus begab
sich der Künstler 1818 mit Hübsch und Heger nach Griechenland,
wo die Denkmäler altergriechischer Kunst seine ganze Aufmerk-
samkeit fesselten. Diese Künstler beabsichtigten ein Werk über
Athen herauszugeben, es kam aber nicht zu Stande, da die Ent-
fernung der Verfasser von einander, und die verschiedene Art,
wie ihre Zeichnungen ausgeführt wurden, die Gestaltung zu ei-
nem Ganzen nicht zuliessen. Gleichgeiibt in treuer Darstellung
architektonischer Gegenstände, wie in leichter und zweckmässiger
Behandlung der Radirnadel, radirte er später seine Zeichnungen
selbst, und gab sie in zwei Heften abgesondert heraus, unter dem
Titel: Ansichten von Athen und seinen Denkmalen, Vues dütthenes
et de ses monumens. Das dritte Heft enthält Ansichten von Athen
und der Akropolis, nach den Zeichnungen von Hübsch von Schil-
bach radirt und gestochen, gr. qu. fol. Die Werke dieses Künst-
lers finden unten eine nähere Angabe. Die meisten arbeitete er
nach seiner Rückkehr aus Griechenland in Rom aus, bis er 1327
als Professor der Baukunst nach Dresden berufen wurde, wo er
später auch als Direktor der Akademie durch seine Lehre einen
wohlthiitigen Einfluss übte. Er fertigte auch viele Pläne zu Ge-
bäuden, und führte selbst mehrere Bauten aus. Sein Werk ist
das Gebäude der Hauptwache, der k. Post u. a. Mehrere der von
ihm und seinen Schülern ausgeführten Entwürfe sind durch fol-
gendes Werk bekannt: Archite tonische Einwürfe und Details her-
ausgegeben von einem Vereine junger Künstler in _Dresden, 2
Hefte in fol. Die zweite Aufla e von 1854 enthält die Biographie
des Künstlers von H. Haase. gEr starb auf einer Reise in Mün-
chen 1855. WDas Bildniss Thiirmefs ist in der Portraitsammlung
des Professors Vogel von Vogelstein.
Die Radi-rungen dieses Meisters sind sehr schön und mit grus-
ser Sicherheit behandelt. Auch Lithographien finden sich von ihm.
1) Sammlung von Denkmalen und Verzierungen der Baukunst
in Rom aus dem 15. und 16. Jahrhundert Gezeichnet, ra-
dirt und herausgegeben von G. Guteusohn und J. Thürmer,
Architekten. In 24 geistreichen und malerischen Blättern,
nebst Erklärung. Dresden (Darmstadt) 1852, S- gr. fol.
Diese Darstellungen wurden auch zu einer englischen
Ausgabe benutzt: Fresco Decorations and Stuccos Oi Chllrchßg
311d Palaces in Italy during the XV. and XVI. Centuries:
consisting of 42 plates. (By G. Gutensohn und J. Thürmer,
completed by L. Grüner). Boy. fol. With Descriptiona by