Thorwnlds an ,
Bertel.
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Marmorkirche benutzen, später aber gab der liöngguain mit Flii-
geln versehenes, zum Christiansburger Schloss gehöriges Gebäude
zu diesem Zwecke her, ivelches aber nach dem Plane des Amhi-
tekten Bindesböll ganz umgebaut wurde. Beim Tode des Künst-
lers ging dieser schöne, im pompejanischen Style verzierte Bau
seiner Vollendung entgegen. In einem Codicill vom 25. Jänner 1844
setzte der liünstler dieses Museum auch zum Erben seines Nach-
lasses ein Auch verfügte er darin, dass die Ausführung seiner
unvollendeten VVerke gegen Vergütung aus dem Fonds des lNIu-
seums dem Professur Bissen, einem der berühmtesten Schüler 1105
Meisters, anvertraut werden solle, dem überhaupt die specielle
künstlerische Aufsicht des Museums übertragen worden ist. Das
Museum ist ansserordentlieh reich an Iiunstsachen von diesem
Meister, da sich nicht allein seine eigenen Arbeiten daselbst be-
finden, sondern auch die von ihm erkauften _Vasen, Bronzen,
Marmore, Geinmen, Terraeotten, Lampen, Münzen, Schmuck-
sachen, Iiupferstiche und Zeichnungen, Bücher u. s. w. befinden.
Es kamen von 1837 an mehrere Ladungen in Copenhagen an; Zu
Ende des Jahres 1844 brachte die Fregatte Gesion den Rest mit
sich, der noch aus mehr denn hundert Kisten bestand. Sein Men-
blemcnt und die zurückgelassenen Elfekten wurden 1545 in Rom
versteigert. Alles ging zu hohen Preisen weg, so dass sich die
Yerelirung des Meisters bis auf das Kleinste erstreckte. Drei ein-
fache Meissel wurden von Engländern mit 400 und O00 Frs. be-
zahlt. Im Jahre 1845 fertigte Lic. Müller, Inspektor des k. Münz-
kabinets, ein Verzeichniss dieses an antiken Denkmälern aller Art
reichen Museums, das 1836 im Drucke erschien. N. Hoyen gab
schon 1857 eine Schrift über das Museum des Künstlers heraus:
Ueber Thorwaldsen und sein Museum. Aus dem Dänischen von
G. F.vvon Jenssen. Hamburg 1837, 8.
Ueher die Verdienste dieses Meisters herrscht nur Eine Stimme;
grossartig, unerschöpdich und allgefeiert wie er war, wird sein
ltuhln unsterblich seyit. Er stand lange hoch über alle Zeitgenos-
sen, denn keiner wusste wie er den Adel und die Keuschheit der
griechischen Iiunst in sich aufzunehmen, und mit eben so reichem
Geiste, wie mit tiefem und innigem Gefühle zu durchaus neuen
und eigenthümlichen Schöpfungen zu beleben. Sein Stern stieg
im fernen Norden empor, er leuchtete aber in erster Griisse über
Rom, und verdunkelte jenen eines Canova, welcher in seiner le-
bensvollen, oft sinnlichen Weichheit nur noch von einem Theile
seiner Landsleute über Thorwaldsen gesetzt wird.
Seine Leichtigkeit in Behandlung des Thons war ansgeropdcnt-
lieh, so dass man unter seiner Hand das Bild in üppigster Fülle
wuchern sah. Hatte er einmal eine Idee gefasst, so musste sie
die rohe Masse in einem Zuge versinnlichen, und wenn er plötz-
lich Abweichungen von der von ihm entworfenen Skizze vernahm,
so geschah diess nicht selten mit einer Eile, die im ersten Augen-
blick vermuthcn liess, dass er Willens sei, sein Werk zu ver7
nichten. Im nächsten aber zeigte sich, wie die rohe Masse , ihm
untergehen, der leichtesten Bewegung seiner kunstgeübten Hand
gehorchte. Die wunderbare Schärfe und Sicherheit seines Auges
erkannte auch schon in der Ferne die Fehler eines Schülers, der
mit der vorbereitenden Ausführung eines Werkes beschäftiget war.
Augenblicklich verbesserte er das Fehlerhafte und nahm das Ueber-
flü55ige hinweg. Die von einenl jungen Künstler mühselig ausge-
Testament und Codicill in Ucbersetzung s. Iiunstblatt 1344,
Nr. 78.