Thorwaldsen ,
Bertel.
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dem 51. September. dem Stiftungstage der Akademie, seine Amts-
zeit als Direktor derselben abgelaufen war, beschloss der König
die Wrahl eines neuen Direktors für die folgenden drei Jahre an-
stehen zu lassen, da man hoffte, der Künstler werde innerhalb
dieser Zeit in die lleimath zurückkehren. Mittlerweile ging erden
Gang seiner ltiinstlerischcxl ldiiitiglseit, und schuf in "unerschöpf-
licher Iiraft des Geistes noch eine bedeutende Anzahl von Wer-
ken. Im April 181.12 modellirte er vier Basreliefs, welche das
Denkmal des hoehseligen Königs von Dänemark zieren sollten,
und unternahm die Arbeit unentgeltlich, nur aus Liebe zu die-
sem Fürsten. Sie stellen wichtige Momente aus dem Ilegenten-
leben desselben dar: die Abschallung der Leibeigenschaft, das
Aufhliihen des Schulwesens und der Iiiinste, und die Gründung
der Stande-Institution. Hierauf entwarf er einen Cyclus "von
Bildern aus dem Leben des Heilandes, die er nach
und nach zu modelliren gedachte. Auch ein bedeutendes Werk
in Marmor beschäftigte ihn, wozu er schon in Copenhagen vom
Iiönige von Wiirtemberg den Auftrag erhalten hatte. Er liess
die Gruppe der Grazien ausführen, welche aber nicht als
Wiederholung der früheren zu betrazhten ist, indem der Künst-
ler in Rom dieselbe ganz umarbeitete. Sie wurden in dßser neuen
Auffassung allgemein bewundert. Die Vollendung in Marmor er-
folgte indessen in Rom nicht, denn 'I'horwaldsen kehrte mit dem
Terspreclieii baldiger Rückkunft im Oktober 1842 nach Copenhagen
zurück, aber nicht ohne Vorsorge für die Vollendung begonnener
Arbeiten. wie wir unten bemerken. Später hatte das Emdener
Schiff vdie gute Holfnungu, welches Kunstwerke des Meisters an
Bord hatte, das Unglück an der liiiste von rWales zu stranden,
wobei zwar die Kisten erettet wurden, aber die Kunstwerke durch
das Seewasser stark gelgitten hatten.
Der lireis der Thätigkeit dieses Meisters ist jetzt wieder in Co-
penhagen zu suchen. Ilier vollendete er im April 1815 eine kleine
Statue seines Enkels. Der lileine erscheint als Jäger mit dem
Hunde Spielend, und sollte später in Marmor ausgeführt werden.
Auch ein neues Basrelief: die Weihnachtsfreude im Hirn-i
mel, erwarb sich in so hohem Grade den Beifall des Königs, dass
dieser eine Ausführung in Marmor bestellte. Dieses Basreliel" ist
von bedeutender Grösse. Drei schwebende Engel, der eine mit
der Harfe, die beiden anderen ein Notenblatt haltend, nehmen
die Mitte ein, und ein Haufen musicirender Engel umringt sie in
den lieblichsten Stellungen. Ein Sternenkranz umgibt die ganze
Gruppe. Im Jahre 1845 entschloss er sich ein Standbild Martin
Luther's für die Frauenkirche in Copenhagen auszuführen, an
dessen Vollendung ihn der Tod hinderte. Zwei von den für die
Nischen in der Facade des Schlosses Christiansborg bestimmten
vier Statuen, die er schon früher in Copenhagen modellirt hatte,
arbeitete er um. Sie stellen Herkules und Aeskulap dar,
der erstere in dem Momente dargestellt, als er die Heule mit
der Rechten ergriffen und bereit steht, sie zu erheben, die Lö-
wenhaut über die Linke geworfen als Schild. Aesculap betrach-
tet StQhend einige Heilwurzclnxin der Hand. Eine dritte Statue
für diese Facade stellt die Nemesis dar, und die vierte Stelle
nimmt Mmerva ein, Den Herkules hatte der Künstler zuerst
vollendet und darin ein Meisterwerk geliefert. Alle sollten in
Bronze gegossen werden, der Tod des Meisters unterbrach aber
die Vollendung. Dann übernahm Thorwaldsen auch die Aus-
führung eines lVIOnumentes des verstorbenen Königs,
welches auf der Schlossinsel bei Standerborg aufgestellt wurde.