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Thorwaldscn ,
Bertcl.
waldsen betrachtete diese Bestellung als eine der griissteil Ehren-
bezeugungen, die ihni noch zu Theil geworden waren. Den Be-
stimmungen zufolge sollte dieses Monument aus der Portraitstatue
des Papstes in natürlicher Grösse, und den zwei allegorischen Fi-
guren der Sapientia coelesta und der Fortitutlo divina bestehen.
Im Jänner 1824 modellirte er die erste Skizze, in welcher der Papst
sitzend mit einem Palmziveige in der Hand, und zwei Engel, die
eine Sternenlarone über seinem Haupte tragen, dargestellt war.
Diese Skizze wurde nicht angenommen, da Palinzweig und Iirone
die Würde eines Heiligen andeuten. Am Schlusse desselben Jah-
res scheint Thorwaltlsen vollkommen mit sich selbst einig gewor-
den zu seyn, und Bienaime sen. bereitete das colossale Modell
vor. Der Kopf wurde nach einer Büste modellirt, die er schon
früher ausgeführt hatte, und bei der Ausführung der Draperie be-
niitztc er den päpstlichen Ornat. Im Februar 1825 war das VVerk
so weit ausgeführt, dass man auch in diesem jenen Ausdruck der
Griisse erkannte, der. alles charakterisirt, was aus Thorwailtlseifs
Geist hervorging. Im April war die colossale Hauptfigur ini Thon-
modclle vollendet, und wurde in Gyps abgegossen. Er ist in vol-
lem Ornate auf dem päpstlichen Stuhle sitzend ilargestellt, sog-
nend mit erhobener Rechten. Das vollendete Gypsnuailell gehörte
zu den wichtigsten Iiunstneuigkeiten in lloin, einige meinten aber,
es sei ein Scandal, dass ein hctzer dem Oberhaupte der Christen-
heit ein Denkmal in der ersten christlichen liirche setzen wollte.
Allein Thorwaldsen errichtete sein Meisterwerk in der Clementina
der Peterskirche, und es war das letzte Monument, welches da-
selbst seine Stelle fand. Die Sapientia coelesta stellte er unter der
Minerva des Christenthms dar, mit der Eule zu ihren Fiissen, und
die Fortitudo divina erscheint als Jole der christlichen Iinnst, wie
sie mit nach dem Himmel gerichteten Blick die Heule, das Sym-
hol der irdischen Kraft, mit Fiissen tritt. In diesen beiden Figuren
hat der diiinstler gewiss Alles übertroifen, was die Symbolik in
dieser Art aufzuweisen hat. Das ganze Denkmal wurde 1850 in
Marmor vollendet, bei der Atifstellung boten sich aber Schwierigkei-
ten dar. Er scheint erst jetzt in Erfahrung gebracht zu haben, dass
die Leiche in dem Monumente selbst ruhen sollte, welches zur-Folge
hatte, dass die ganze Masse desselben vorgeschoben werden musste,
um die gehörige Tiefe nach der Länge der Leiche zu gewinnen.
Dadurch wurde die Ausladung der ltesalitc, welche die Seitenlmr-
tien_ bilden, vergrüssert, so dass die Verschiebung gegen den Hin-
tergrund gar zu auffallend war. Diesem musste durch die Moti-
virung der Ilesalite abgeholfen werden. Dann war ihm auch das
Maass der Höhe des Bogens, unter welchem das Monument aufge-
stellt werden sollte, um 5 - 6 Palmen zu klein angegeben wor-
den. Dadurch entstand in der Höhe ein gar zu grosser leerer
Baum, und er modellirte daher in unglaublicher Schnelle zwei
Engel, die bei der am 2. April 1861 erfolgten Enthüllung des
Monuments in Gyps abgegossen hineingestellt, aber unverzüglich
in Marmor ausgeführt wurden. Das Monument mit den allegori-
schen Figurep und den Engeln gibt Thiele Nr. 147 _ 152.
A111 26. August 1824 wurde Thorwaldsen Honorary Member
cf the American Acadeiny of the {ine arts, und am 15. DGCClHlJC-r
Socio correspondente_ per le classe di litteratura e belle arte dell'
Academia Labronica idi Livorno. In diesem Jahre nahm ihn auch
die Gesellschaft der Arkadier als Pastore fra gli Arcadi auf, und
bei der Iirönungsfeier in Berlin wurde er mit dem ruthcn Adler-
orden beehrt. Ausser dem Monumente des Papstes erwähnen wir
aus jenem Jahre auch noch das lebensgrosse Mode-l] eines Löwen,