Thorwalds en ,
Bertel-
417
herab. Das grandiose Gewand ist so über die linke Schulter gewor-
fen, dass der rechte Arm frei und die Brust mit dem llvlqlzgjchgl]
des Spiesses unbedacht ist. Beide Arme sind einladend ausgestreckt,
und die IIi-intle mit den Spuren der Nägel fordern alle auf, die
mühselig und beladen sind, Ruhe bei ihm zu suchen. Dr. Schorn
hat diese Statue im Iiunstblatt 1824 Nr. 511 ausführlich beschrie-
ben und. beurtheilt. Das grosse Modell zu dieser ioä F. lJoixen
Statue bereitete Tenerani vor, und den Gypsabguss machte Thor-
waldsen selbst. Im Jahre 1828 wurde in der Frauenliirclxe zu
(lopeixhagen ein solcher Gypsalwguss aufgestellt, und ein zweites
Exemplar schichte der Iiiinstler- nach Carrara, um daselbst die
Ausführung in Marmor anfangen zu lassen. Bei Thiele Nr. 115.
Andere Stiche s. unten.
Die übergrosse Menge von Arbeiten, welche in den Jahren
1821 und 1822 in Thorwaldseifs Studium entstanden, hebt zum
Thcil die chronologische Ordnung auf, welche bisher so viel mög-
lich bei der Aufzählung seiner WVerhe beobachtet worden ist. Die
Sliizzen zu dem grossen Bildercylslus derFrauetlkirehe standen im
November 1821 fast sämmtlich vollendet da, und er vertheilte sie
unter seine Schiller, um darnach unter seiner Aufsicht und An-
weisung die S ta tu e n der Ap o stel und den herrlichen aus vier-
zehn Statuen bestehenden Fronten, die P r e di gt d es J oh an n e s
in der Wüste, auszuführen. Auf diese Weise wird es begreif-
lich, wie eine so grosse Anzahl von Arbeiten in einer so kurzen
Zeit von seiner Hand gefertiget werden konnte, und zwar zu einer
Zeit, da er ausserdem mit dem Entwurfe einiger neuen, und der Aus-
führung mehrerer trühern Cumpositioxien besehiiftiget war. Die er-
sten Apostelstatnen, welche im Spätjabr 1821 entstanden, waren Pe-
trus und Paulus, die erstere von Bienaime sen., die andere von eis
nem jungen Künstler ausgeführt, welcher aber seiner Arbeit nicht
ewaehsen war, so dass sie Thorwalilseil selbst vollendete, was bei
den folgenden Statuen nicht der Fall war. Im Verlaufe des Som-
mers 1832 entstanden die Statuen der Apostel Matthäus, Jacobus
major und Thomas, die erste von Bienaintö sen., die zweite von Mar-
chetti, die dritte von 'I'enerani jun. ausgeführt. Im Frühling 1824
sah man wieder sechs Apostelstatuen: St. Philippus, von Petrich
aus Sachsen, St. Jacobus, Sohn des Alphiius, von Bienaime jun.,
St. Simon Zelotes, von VVolf aus Preussen; St. Bartolomiitls, von
Carlcsi; St. Andreas, von Hermann aus Sachsen; St. Johannes,
von Piacetti aiusgeführt. lln Frühjahr 1825 arbeitete er die letz-
tere Statue ganz um, und die Ausführung wurde dem Bildhauer
Marehetti übertragen. Die Statue des Apostels 'I'hadtläus, wozu er
die erste Behandlung der Statue des Johannes benutzte, wurde
erst 1327 ausgeführt. In diesem Jahre kamen auch alle Statuen
in Gyps abgeformt nach Copenhagen, wo sie, an den Pfeilern der
Frauenhirche aufgestellt, später den Marmorstatuen weichen muss-
ten. Die Apostelstatueti giebt Thiele Nr. 116 127 im Umriss,
andere Stiche s. unten. Die Statuen des Frontons der Metropo-
litailkirche in Gopenhagen skizzirte Thorwaldsen im November
182! im vierten Theile der bestimmten Grösse, und seine Schüler
modellirten sie in Lebensgrösse. Sie bilden vier Gruppen und
acht freistehende Bilder, die im Oktober 1822 zusammengestellt
werden konnten. In der Mitte erscheint der Prediger Johan-
nes, und zu den Seiten gruppiren sich die Zuhörer. Im Jahre
1351 waren sie fast alle in Terra eottavausgefiihrt, wie man Sie
jetzt im Fronten der Iiirche sieht. Tluele gibt Nr. 128 die Ab-
bildung des ganzen Fronten, und von Nr. 129 140 die einzel-
nen Statuen. Im Winter 1821 22 modellirte Thorwaldsen die
Naglerls Künstler-Lax. Bd. XVIII. 27