Thorwaldscn ,
Bertcl,
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Eingange der Tauflcapelle, dachte er sich in einem Bagrglicf die
Taufe Christi, und an der anderen Seite, über dem Eingange
zum Beichtstuhle, die Einsetzung des Abendmahles. Diese zwei
Basreliefs SliiZZirlLG Thorwaldsen sogleich, und im Jünner182o
modellirte er die Taufe Christi (6 F. OZ., 5 F. Ö Z.) Diese schöne
Composition ist im Iiunstblatte 1820 Nr. 14 von Friederilse Brun
genau beschrieben , und Thiele gibt ausser der kürzeren Beschrei-
bung Nr. 110 die Abbildung im Umriss. Nach der Vollendung CltC-
segVVci-kes modellirte er das Abendmahl (6 F. Ö Z.; OZJ,
nach Matthäus Cap. 26. v. 20 35- Eine Beschreibung gibt
Friederilie Brun im liunstblatt 1820 Nr. 48., und Thiele gibt Nr.
Hi die Abbildung. Für die Christiansburger Sehlosskapelle lie-
ferte der Iiiinstler vor seiner Abreise noch eine schöne Verzierung:
drei Engel. die eine Guirlaxide tragen, aus welcher man
durch VVierlerholung einen Fries im inneren Iireise der Cuppel
bildete (7 F. Ö Z.; 5 F. Ö Z.) Bei Thiele Nr. X12.
Den 11. August 1820 sagte der Künstler seiner Vasterstadt und
den vielen älteren und jüngeren Freunden ein lterzlichcs Lebewohl.
Er nahm viele thcuere Erinnerungen mit sich in die Ferne. Auch
ging bei seinem lleiseaufenthalte die Kunst nicht gar leer aus. Er
modellirte in Gisselfeld die Büste der Gräfin Lonise Süphiß von
Danneskiold-Samsöe, welche damals mit dem Herzog von Augu-
stenbnrg ihre Vermählung feierte , und in Nordfeldt modellirte er
auch die Büste des Grafen von Danneshiold, des Vaters der schö-
nen (iriifin. Seine Reise ging über Rostock, Berlin, Dresden und
Breslau nach Warschau, von woher er schon in Rom so bedeu-
tende Bestellungen erhalten hatte, dass sie seine Reise nach Däne-
niark beschleunigten. Graf Nltvltronowsky veranlasste die Errich-
tung eines Denkmals des Fürsten Joseph Poniatuwslsy, und selbst
liaiser Alexander hatte eine beträchtliche Summe unterzeichnet.
Dieser Selbstherrscher erwies dem Künstler auch die Ehre, ihm
zu seiner Büste zu sitzen, und entblöste Hals und Brust, während
Canova sich nicht nähern durfte. Bei der Abschiedsaudienz erhielt:
er in der Umarmung des Kaisers einen neuen Beweis der Huld
und des Vertrauens. Ausser der Bestellung des Modells zum Mo-
numente Poniatowskyfs, dessen wir weiter unten erwähnen, erhielt
Thorwaldsen in Warschau {vom Staatsminister Stanislaus Staszic
den Auftrag zu einem Denkmale des Astronomen Nicolaus Coper-
nicus, welches 1850 in Bronze gegossen wurde. Von dem Archi-
tekten Pantoppitla-n und dem Bildhauer Malinsky begleitet machte
Thorwaldsen von Warschau eine Eilreise nach Krakau, um die nähe-
ren Umstände wegen einer Bestellung auf das Denkmal des Grafen
Potochi zu erfahren, und von da aus setzte [er die Reise nach Troppau
fort, wo der Congress eben versammelt war. Hier wurde der Kunst-
ler dem Kaiser von Oesterreich vorgestellt, und Fürst Metternich
machte die Bestellung auf ein Denkmal des Fürsten von Schwar-
zenberg. Nach einem dreitägigen Aufenthalt setzte er die Reise
nach Wien fort, wo er jetzt an der Tafel des Fürsten Esterhazy
die höchst tmangenßhme Nachricht erhielt, dass in einem seiner
Studien der Boden eingestürzt sei, wodurch mehrere seiner fertig
gewordenen Arbeiten und Modelle zertrümmert wurden. Welche
Arbeiten dabei besrhädiget wurden, haben wir schon oben an ge-
ltörigcr Stelle bemerkt. Der Hirtenltnabe und der triuuiphirenrle
Amor litten dabei am meisten, der Adonis wurde durch die Geistes-
gcgenwart der Arbeiter gerettet, wovon Thorwaldsen in Wien
nichts erfuhr. Nach einer rastlosen Reise gelangte er den 16. De-
Qeiubep 1310 in Rom an.