Volltext: Surugue, P. L. - Torre, G. (Bd. 18)

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Thorwaldsen , 
Bertel. 
am 13. Februar Socio della Reale Acadeznia delle belle arli di Cap- 
rara, und schon früher wurde er Mitglied der Acadelnia Romane 
di Archeologia, eine Ehre, welche ihm seine Restauration der A0- 
Ngynetisehen Statuen erwarb. Das Studium jener alten Werke hatte 
auf ihn offenbaren Einfluss. Der Ganymed und der Hirtenknabe 
sind als eine Frucht jenes Studiums zu nehmen, und als drittes 
Werk seines Strebens, die alte verlorne Iiunst hervorzurufen, ist 
seine Statue der Hoffnung zu betrachten, deren Modell er im 
Februar 1818 vollendete. Diese allgemein bewunderte Statue stellt 
eine weibliche Figur dar, deren Haupt von einem breiten Schmuck 
umwunden ist, unter welchem die reichen Locken herabwallen. Sie 
ist in ein reiches Gewand gehüllt, welches sie mit der linken Hand 
aufhebt, während sie den rechten Arm mit der noch nicht geöff. 
neten Fruchtblume emporhält. In Marmor ausgeführt kam diese 
Statue 182g in den Besitz der Baronin von Humboldt in Berlin, 
und wurde im Schlosse bei Tegel aufgestellt. Einevon '.l'iecli aus- 
geführte Copie schmückt jetzt das Grab der Baronin im Schloss- 
garten. (5 F. 7 Z.) Bei Thiele Q8. Zur Zeit als Thorwalclsen die 
Statue der Hoffnung modellirte, übertrug ihm der Kronprinz Lud- 
wi? von Bayern die Ausarbeitung eines Frieses für eine Kirche, 
we che er erbauen lassen wvollte. Es sollte das Leben Jesu auf 
Erden dargestellt werden. Der Künstler begann mit dem Schlussß 
des Frieses, mit den Weibern am Grabe Christi, und setzte 
erst nach zwei Jahren die Arbeit fort. Dieses Basrelief ist5F.6Z_ 
breit. Bei Thiele Nr. gt). Um jene Zeit modellirte Thorwaldsen 
auch seine berühmte Statue des Merkur als Skrgustödter, 
ein Produkt seiner seltenen Gabe, das Zufällige zux ergreifen, auf. 
zufassen und darzustellen. Auf einem seiner Spazicrgiinge. wo 
sein Blick und seine Gedanken immer lebhaft beschäftiget waren, 
sah er im Corso einen Lastträiger auf dem Steine sitzen, und von 
der schönen Naivetiit dieser Stellung eingenommen suchte er nun 
eine Giittergestalt für dieselbe, und modellirte sogleich die Skizze 
für einen Merkur. Er hat die Flöte gespielt, das Ungeheuer Ar. 
gus, der VVüchter der Io, ist eingesclrlummert, und leise liisst er 
jetzt seine Syrinx von den Lippen sinken, während sein Auge 
vorsichtig spiiht. Halb sitzend, halb stehend erhebt er sich leise 
auf der linken Zehe und klemmt die Scheide des Schwertes zwi- 
sehen die rechte Ferse und den Baumstamm, um auf diese Weise 
die tiidtende Waffe unbemerkt zu entblössen. Das Modell wurde 
im Mai 1818 in natiirlichervGrösse (5 F. 5 Z.) vollendet, und 1819 
fiir den Herzog von Augustenhurg in Marmor ausgeführt. Ein 
zweites Exemplar kaufte 1822 Alexander Baring, jetzt Lord Ast- 
burton. Bei einem dritten Exemplare entdeckte man während der 
Arbeit einen Fehler im Marmor, wesshalb dasselbe 1824 ohne den 
Iiliigelhut ausgefigirt werden musste. Im Jahre 181g kaufte ein 
Graf Potoeky ein ixemplar in Marmor. Nur wenigen Kunstwerken 
der neueren Zeit sind solche Lobspriiche zu 'I'heil geworden, als 
diesem. Es ist als das schönste und bedeutungsvollste Werk der 
neueren Kunst erwähnt und der Antike gleich gesetzt worden. Bei 
'.l'hiele Nr. 100. Als das Modell zum Merkur vollendet war, ging 
'l'hurwalrlsen bei der Annäherung des Sommers nach Tivoli, wo 
er sich Abends eine Erkältung zuzog, welche ihn veranlasste, die- 
sen Aufenthalt _niit jenem in Albano zu vertausttlicii. Später reiste 
er zur Herstellung seiner G sundhcit nach Neapel, allein er kann 
in einem noch aufgeregterecixgustande im Oktober wieder nach 
ltom zurück. Die erste Arbci g-die er, Oilligermassen wieder hor- 
gestellt, nnternnhux, war die Vollendung eines Basrcliefs für die 
llayeiie im Palazzo Pitti. Es stellt Christus mit seinen Jün-
	        
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