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Thorwnldscn ,
Bcrtcl.
er die Idee der 17. Ode Anakreotfs, welche schon öfters in der
antiken linnst behandelt wurde, aber kaum irgendwo schöner als
hier. Bacebus und Eros zerstampfen im Schatten der lieben die
Trauben, und Bathyllus schüttet seine Beute aus dem Iiorbe in
das Fass. Beide Basreliels (2 F. 4; Z.; 1 F. 7 Z.) führte dei-
Iiünstler für den Grafen von Schiinborn "n Marmor aus. liei Thiele
Nr. 46. 47. Später führte der Künstler zils Gegenstüeke noch zwei
andere Basreliefs aus. den Frühling und den Winter, wovon 1314
das letztere unter dem Bilde von Auakreon und Amor erschien.
Nach Vollendung der beiden obigen Basrcliefs unternahm Thor-
waldsen die Ausführung des Monumentes der Augnsta Biihmer,
welches ihr Gatte, der damalige Hofrath und Professor F. W. J.
Schelling bestellt hatte. Dieses Grabmal enthält drei ßasrcliets,
die sich auf die zärtliche Pflege beziehen. welche die Verstorbene
ihrer Mutter in Boeklet weihte. Bei Thiele Nr. 48. Das eine die-
ser Basrelicts, den Genius des Todes, führte er später für den
Capitäu FillSeu zum zweiten Male in IYIarmor aus. Dieser ver-
kaufte es an den Etatsrath C. H. Donner in Altona, welcher das
Bildwerk zum Grabmale seiner Gattin bestimmte. In diese Zeit
fällt auch die Statue der Psyche mit der Urne, in dem Momente
gedacht, wie sie auf dem Wege von der Unterwelt von unüber-
windlieher Neugierde getrieben unschlüssig ist, ob sie die Urne
öfTnen solle oder nicht. Diese Statue (lt F. 5 Z.) kaufte Mr- Hupe,
der Bruder des Sir Thomas Hupe. Bei Thiele Nr. 49. Dann vol-
lendete Thorwaldsen im Jahre 15H auch die Statue des Amor als
Bezwinger des Sinnlicben und des Geistigen im Menschen. Er
steht mit Rosen bekränzt an einen Baumstamm gelehnt, auf wel.
cbem die Haut des nemäiscben Löwen lziiugl". In der liechten hiilt
er einen Schmetterling, während er mit der Linken einen Pfeil
aus dem Iiöeber nimmt, um die gefangene Psyche mit der Spitze
desselben zu bedrohen. Diese Statue (4 F. 5 Z.) soll "nach Cur.
land gekommen seyn. Der Künstler behielt nicht einmal einen
Gypsabguss. Auch scheint ihn die Composition nicht befriediget
zu haben, so dass er später die hier etwas schwach angedeutete
Idee in dem Bilde des siegreichen Amor klarer ausgedrückt hat.
Bei 'l'liiele Nr. 50.
1m Laufe des Jahres 18H entdeckte man in Norwegen einen
Marmorbrueh, und es wurde in Copenhagen der Wunsch rege, dass
Thorwaldsen ins Vaterland zurückkehren möchte, um aus diesem
nordischen Naturprodukte Werke zur Zierde der Ilauptstadt, na-
mentlich des k. Schlosses zu bilden. Der Künstler wurde von seinen
hohen Bewunderern in einem huldvollen Schreiben eingeladen, und
selbst der Prinz Christian Friedrich forderte ihn zur Rückkehr auf,
wenn auch nur auf kurze Zeit. Thorwaldsen sehnte sich selbst
nach dem Vaterlande, und wollte vielleicht im Sommer 18H das.
selbe wieder begrüssen. Allein eben um diese Zeit, als er be-
müht war die Hindernisse wegzurüuxxien, die zwischen ihm und
Dänemark lagen, ereignete sich in liom eine Begebenheit, wel-
che ihm einen noch grösseren Wirkungskreis eröffnete. Am Schlusse
des Jahres 1311 betahl ein kaiserliches Decret, den päbstlichen
Sonnnerpalast auf dem lYlontecavallo auf's prächtigste zu einem
Pallast für den Kaiser der Franzosen einzurichten. Die Arbeit
begann unter Leitung des Architekten Stern, und dieser schlug
dem Künstler vor, für eines der Gemächer einen grossen Pries
auszuarbeiten, der in drei Monaten in Gyps vollendet seyn musste.
Der Raum war ein Gemach, dessen längere Seiten 45b und die
schmaleren 5731, römische Palme betrugen, und das Basrelief nahm
29 Ellen ein. Er wählte den Triumphzug Alexanders