ung, alle sechs Monate einen Bericht und nach dem Verlaufe
von zwei Jahren eine Probearbeit in die Akademie einzusenden.
Die geliebte Mutter schwamm beim Abschiede trostlos in Thränen,
und sie sah ihn nicht wieder. Anderscn sagt auch, dass Thorwald-
sen damals eine Geliebte hatte, von welcher er treuherzigen, ehr-
lichen Abschied nahm, mit der Erklärung: vvDu sollst nicht, da
ich jetzt fortreise, an mich gebunden seyn. Hiiltst du fest an mir
und ich an dir, bis wir uns nach mehreren Jahren wieder treffen,
so ist die Sache abgemachtlu Sie sah ihn erst nach vielen, vielen
Jahren wieder, kurz vor seinem Tode. Als 'l'horwaldsen's Leiche
in königlicher Pracht durch die Strassen geführt wurde, weinte
eine alte Frau der Bürgerklasse an einem offenen Fenster; das
war sie. Den 20. Mai 1796 verliess Thorwaldsen auf der Thetis
die Rhede von Copenhagen, kam aber erst im Februar des folgen-
den Jahres in Neapel an. Das Schilf kreuzte zuerst in der Nordsee,
kam dann nach Brlalaga und nach Algier, musste auf Malta eine
strenge Quarantaine aushalten, segelte dann nach Tripolis, und
kehrte endlich stark beschädiget wieder nach Malta zuriick. Der
lireuz- und Querzüge müde zog er es hier vor, auf einem offenen
Boote nach Palermo zu gehen, von wo aus er mit dem Paquetboote
seelenlarank und von Heimweh gequält in Neapel ankam, so dass
ihm der Aufenthalt an der Küste der schönen Parthenope noch
1 freudenleerer war, als an den Iiüsten der Barbarei. Während.
dieser Leiden war er mehrmal versucht, nach Dänemark zurück-
zukehren, suchte aber zuletzt in Eile einen Vetturino und gelangte
den 3. März 1797 in Rom an.
lWIan liest zu wiederholten Malen, Tlxorwaldsen sei in Rom
wie ein Träumender anderthalb Jahre unter den Götterbildern
und Heroen herumgewantlelt, verloren im Anschauen und so nie-
dergeschlagen durch den Anblick des Höchsten und Vollkom-
menstcti, dass er weder etwas Bedeutendes zu zeichnen, noch
zu niodelliren habe unternehmen können. Unthätig war er in-
dessen nicht, aber in seinem Ringen nach dem Ideale wollte ihm
wenig gelingen. Der gelehrte Zoega, anjvelchen er durch den
Bischof Friedrich Münter empfohlen war, übte ein strenges Rich-
teramt an ihm, in Folge dessen Thorwaldsen Arbeiten vernichtete
und neue begann. Zoega war nicht mit ihm zufrieden, und
sagte, wbei Bertel sei vieles: zu tadeln, wenig, womit man zufrie-
den seyn könne, und fleisslg sei er auch nichtm Allein der Iiiinst-
ler war in seiner Art wirklich fleissiiä, und der Schnee thaute ihm
damals von den Augen, wie er se bst oft wiederholt hat. Die
Zeichnungen des dänischen Malers Carstens gehörten mit zu den
Geistegwerken, welche seinem Genie die Richtung gaben, und,
Zoega's unablässiger Bath zum zweekmässigen Studium der alten
Kunst that das Uebrige. Er machte daher mit der Nachbildung
mehrerer Antiken den Anfang. Der eine der Colosse auf Monte
Cavallo, Pollux, sprach ihn besonders an. Er bildete zuerst die
Büste dieser ITigur in halber Grösse nach, und dann erhielt er die
Erlaubniss, die ganze Statue in halber Grösse auszuführen. Ausser-
dem bildete er auf dem Capitol die Büsten des Ilonier, des Ciccro
und der Agrippa nach, wovon er die beiden letzteren in Marmor
ausgeführt der k. Akademie in Copenhagen iibersandte, wo sie
mit den Nachbildungen von Pollux aufbewahrt werden. Ausset-
dem wpirte er noch gleichzeitig die Büsten der mediceischen Ve-
Skizze. Aus dem
Thiele sagt nichts
Bertel Thorwaldsexx. Eine biographische
Dänischen von J. Beuscher. Berlin 1845.
von dieser Liebschaft.