Thiemo, der Heilige , von einigen Theodomar, von anderen Dieg-
mar genannt, stammte aus dem Geschlechte der bayerischen Gra-
fen von Medling, und wurde in der berühmten Iilosterschule zu
Nieder-Altaich herangebildet. Hier wurden namentlich auch die
sogenannten sieben freien Künste gepflegt, sowie die mechanischen
liiinste und Handwerke geübt, und Thiemo benutzte jede Gele-
genheit, sich in denselben Uebung zu verschaffen. Er brachte es
in der Malerei und im Steingusse zu einer für damalige Zeit
bedeutenden Höhe, wie die VVerke beweisen, welche iliiii znge-
schrieben werden. Einen Theil derselben dürfte er im Klosmr
Nieder-Altaich ausgeführt haben, da er daselbst das Ordcnslileid
empfing, und in seiner stillen Kloster-Zelle Musse zur Kunst.
übung fand, die ihm später als Abt von St. Peter in Salzburg nur
spärlich zugemessen seyn konnte. Bald darauf, ini Jahre 1090 be.
stieg er den erzbischöfliehen Stuhl daselbst, welchen er aber nur
bis 1095 behauptete, da ihn sein Gegner Berthold bei Sauldm-f
unweit Salzburg zur Flucht zwang. Jetzt irrte Thiemo unstät um-
her und schloss sich als Pilger dein Kreuzzuäe des bayerischen
Herzogs Welt" I. an. In Asien gerieth er in efangenschaft und
starb 1101 zu Choraziin den Martertod.
Die Iiunstfertigheit dieses Mönchcs bestätiget sein gleichzei-
tiger Biograph im Thesaurus monumentorum eccles. et hist. iivß
H. Canisii lectiones antiquae. Antv. 1726- II. 2. 97 112, Auf
diesen Biographen beruft sich _auch Hund, Metropolis Salisb. p.
58, und das Chronicon antiqui monasterii ad S. Petruui p. 196.
Neuere Schriftsteller, wie Günther (Gesch. der lit. Anstalten in
Bayern I. 173), Lipowski (bayerisches jiünstlerlexikon), Pillweiu
(Lexikon salzburgiscber Kuiistler) wiederholen dasjenige, was
schon früher gesagt wurde. Eine Uebersicht der sämmtlichen Kunst-
werke Thiemo's verdanken wir dem Professor Stephan zu Salzburg
im Archiv für Geschichte etc. 1829 Nr- 56- In der Schatzkammer
des Benediktiner Stiltcs St. Peter zu Salzburg wird ihm das Bild
des heil. Benedikt in Holz, und ein solches des heil. Stephan iii
Elfenbein zugeschrieben. Dann finden sich in dieser Stadt auch
Bildwerke in Stein, welche nach der gewöhnlichen Annahme ge.
ossen sind. Im Kloster von. St. Peter ist eine Maria mit dem
äiinde, mit Vergoldung und bemalt. "Man sieht dieses Bild auf
dem Seitenaltare nächst der Sillirlälißllhtlfß denhirche. In der S;
Veitscapelle ist ebenfalls eine Statue der Maria, mit Streifen m.
ther Bemalung. In der auf dem Gottesacker am Mönchsberge
angebauten Kreuzhapelle ist_ eine andere Steinflgur, die als Werk
Thiemrfs gilt. Iin Capitelzimmer des_ adeligen Fraueiistiftes auf
dem Nonnberg wird ihm ebenfalls ein solcher Steinguss zuge-
schrieben. Zn Gruss-Ginain, zwischen Salzburg und Ileichenhall,
beim Schlosse der alten Grafen von Plain am ntersberge, wird
am Hochaltare ein Steinbild der Maria als Gnadenbild verehrt.
Es kam 1030 aus dem Schlosse in die Kirche. Bei den liapu-
zinern zu Radstadt und in der Kirche zu Altenmarkt bei Rad-
stadt sind ähnliche Madnnnenbilder, angeblich in Stein gegos-
sen. In der Stadtltirche zu Ens ist eine leidende Maria mit dem
Leichnanie des Sohnes auf dem Schoosse, ebenfalls in Stein,
und ein Gemälde der Kreuzabnehmung, angeblich Werke Thie-
um's. Im Kloster zu Admont ist eine Schmerzensmutter mit
dem Leicliname des Sohnes und zwei Madonnen sind in den
Gängen aufgestellt. Auf dem Hoclialtare der Kirche auf dem
Weizberge ist eine Madonna mit dem vom Kreuze abgenomme-
nßn Heilaude in Lebensgrösse von Stein. Dieses wnndorthätige
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