Volltext: Surugue, P. L. - Torre, G. (Bd. 18)

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Theodoros. 
und die beiden Stücke hätten so ut an einander gepasst, (lass 
man glauben sollte, die ganze Bäclsüule wäre das Werk Eines 
Meisters. Der genannte Schriftsteller sagt, diese Gattung der 
Bildhauerei sei bei den Griechen gar nicht üblich, die Aegypter 
hingegen haben es darin zur höchsten Vollkommenheit gebracht 
Diese, sagt er, schätzen nämlich bei den Bildsäulcn die Verhält 
nisse nicht nach dem Augeninasse, wie die Griechen, sondern, 
sobald Sie den Stein gebrochen, bestimmen sie schon das gehörige 
Mass fiir alle einzelnen Theile des Bildes von den kleinsten bis zu 
den grössten. Die Höhe des ganzen Körpers theile inan in 2G Theile, 
und messe darnacli die Verhältnisse aller Glieder ab. Wenn sich 
daher die Künstler nur über die Griisse der Bildsäule verabredet 
haben, so führen sie, getrennt von einander, die Arbeit so von, 
kommen gleichförmig aus, dass man crstaune über die eigenthüm. 
liche Geschicklichkeit. Das Bild auf Sainos nun sei, nach der 
Weise der ägyptischen Kunst, vom Scheitel an durch die Mitte 
der Figur bis zum Unterleib in zwei Tlieile gespalten, die 0lnan_ 
der durchaus gleich und ähnlich seyeu. Auch sonst komme es mit 
den ägyptischen Bildern fast ganz überein, denn die Händeseyen 
ausgestreckt, und die Fiisse fortschreitend. S0 erzählt Dlülllüp, 
und anscheinlich nach Autopsie. 
Theodoros und Iihökns waren ferner, wie oben bemerkt, die 
Erfinder der Kunst des Erzgusses, auf welche sie, wie Plinius 
erfuhr, schon lange vor der Vertreibung der Bacchiaden aus Cu- 
rinth kamen (sunt qui in Sanio priinos omniuin plasticen Illvg. 
nisse Rhoecuni et Theodorum tradant multo ante Bacchiadas Cm 
rintho pulsos). Unter dem Worte nPlasticenu verstand Hirt die 
Plastik, und somit müsste Theodoros und sein Vater der alten 
Zunft der Töpfer einverleibt werden; allein unter JTÄaGtmr) muss 
der Erzguss, die Iiunst in Formen zu giessen, verstanden wen 
den, wie Welker, Philostrati Iinag. p. 196, nachgewiesen, und 
schon 'I'hiersch bemerkt hat. Frühere Schriftsteller setzen die E12 
iinclung des Erzgusses zu Anfang der Olyinpißdefl, nach Plinins; 
fällt sie aber vor Ol. 29. 2., wo die Baechiaden vertrieben nur, 
den. Wenn wir indessen den Athenagoras (Legat. pro Christ, 14_ 
p. 60) befragen, so müsste Theodorus vqn Sanios neben Däilaliis 
mit einem Thcodorus von Milet die Erfindung des Erzgusses und 
der Kunst Bildsäulen darzustellen (dvöpiavronoiynxijv m: nloiri- 
xiiv) theilen; allein wahrscheinlich ist nur durch Irrthum aus dem 
Samier Theodorus ein Milcsier entstanden. Mit Theodorus Ef- 
{iiidung des Erzgusses hängt auch die Verbesserung von Werk- 
zeugen oder die Erfindung neuer Instrumente zusammen. Pllilius 
nennt sie wNurmam, libellam, tornum et clavemm Von Gussar- 
beiten des Künstlers erhielt Pausanias keine Kunde, bliiiius 34, 
8- IQ. erwähnt aber das eigenhändige Bildniss des Meisters, wel- 
ches in Präneste war. Die Figur hielt in der Rechten eine Feile 
und in der Linken zwischen drei Fingern eine Quadriga, so klein, 
dass eine Fliege mit den Flügeln den Wagenfiihrer mit dein Wa_ 
gen zugleich iiberdeckte. Plinius _nennt den Meister ausdrueklich 
wThcodoi-us, qui labyrinthuin iecitu, und setzt bei, dass er dieses 
Bildniss zu Sanios in Erz gegossen habe. Hirt, l. c. 85. findet du; 
Feinheit der Arbeit ganz begreiflich, da er diesen Theodoros auch 
im Schnitte von Geminen {igeiibt hält; allein der Vcrferhgßr des 
Sicgelringes des Polycrates ebte, wie bemerkt, viel später. _Allch 
der alte 'l'heodoros von Samos wurde von Plinius wahrscheinlich 
nur aus Missverstand unter die Kleinkiinstler gezählt. Solche 
Quadi-igen von Eisen, die eine Fliege bedecken konnte, dann
	        
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