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Teniers ,
David.
seine früheren Copien nach Rubens u. a., wieder zu tinterschei-
den sind. Das Wort nPastichesM gebraucht vornehmlich d'Argens-
ville von Teniers Copien der Werke in der Briisseler Gallerie. Der
genannte französische Schriftsteller will solche Copien im Schlosse
des Herzogs von Marllaorough zu Blenheim gesehen haben, und
andere ha en geglaubt, es sei diess eine Reihe von einzelnen
Gemälden; allein darunter sind wohl nur die Bilder zu verstehen,
welche den Saal der Gallerie des Erzherzogs Leopold von Oester-
reich in Brüssel vorstellen, wo Tcniers die einzelnen Gemälde
nachbildete, und sich selbst als Gallerie-Inspektor einfiihrte. Die-
ser Fürst übertrug ihm nämlich an der Stelle seines Bruders
Abraham die Aufsicht über seine Gallerie, deren Schätze später
mit jenen der k. k. Gallerie in Wien vereinigt wurden. Von die-
ser Zeit an war die Anwesenheit des Künstlers in Brüssel noth-
wendig, während er früher auf seinem Schlosse zu den drei Thür-
men in Berk lebte, von wo aus seine Werke in alle Welt aus-
giengen, und die so zahlreich sind, dass der Künstler behauptete,
zur Aufstellung derselben sei eine zwei französische Meilen lange
Gallerie nöthig, wozu freilich auch die zahllosen Skizzen gehören.
Teniers malte keine streng historischen Darstellungen, sondern
beherrschte mit seinem Pinsel die Bauernwelt mit einem Geiste und
mit einer Virtuosität, wie kein anderer Meister seiner Zeit. Er
durchstreifte das Land, um die Sitten und Gebräuche des Volkes
kennen zu lernen, wohnte den Festen, Tänzen, Spielen, Gela-
gen desselben bei, und beobachtete es in allen Situationen. Als
Mann von Geist und Geschmack vermied er aber alles Unschöne
und Abstossende. Er sah mehr auf das Einfache, Naive und
Unschuldige, als auf Ausprägung heftiger Leidenschaften. Selbst
bei stürmischen Scenen, wenn der Zorn das Gemüth beherrscht,
beabsichtigte er nur die Wirkung desMoments festzuhalten. Das
Laster drückt sich in seinen Köpfen nie aus, er schreckt nie
ab, gibt nur Scenen stürmischer Freude und den Zustand länd-
licher Sitte, und wenn es ja zu leidenschaftlichen Auftritten
kommt, so stellen sich seine Helden so dar, dass sie die näch-
ste Stunde wieder besänftiget werden können. Selbst die Werke
der Barmherzigkeit lässt er durch Bauern ausüben, und wie
es scheint gefiel diese Darstellung, da sie zu wiederholten Malen
vorkommt, wie im Louvre, bei Lord Ashburton in London u. s. w.
Auch der Heiland feiert mit den Bauern die Hochzeit in Cana, oder
er sitzt in der Wachtstube verspottet. Seine Trinker sind nur von
der Liebe zum Trunke beseelt und von der Lust des Wirthshausle-
bens, wobei die Yfeife eine Rolle spielt. Dann malte er auch Sol-
datenscenen, mit Vorliebe Wachtstuben, seltener nahm er die trau-
rigen Folgen des Krieges und der Plünderung zum Gegenstand seiner
Darstellung. Mit Vor iebe malte er Höllen- und Gespenstererschei-
nungen, so wie er deren bei Breughel gesehen hatte. Die Versu-
chung" des heil. Antonius sagte seiner Phantasie besonders zu, und
dabei geht es gewöhnlich launig her. In anderen Gemälden führt
er den Beschauer in alchemistische Laboratorien, in Iiiichen u. s.
w., wo allerlei buntes Geräth zusammen ehäuft ist. Eine Gallerie
von allen Werken Teniers würde eine ungdaubliche Mannigfaltigkeit
bieten. Seine Leichtigkeit und Fertigkeit war so gross, dass er
jeden Meister nachahmen konnte. Er bezeichnete aber die bess-
ten Bilder dieser Art, worunter die oben erwähnten vPastichesß
gehören, mit dem Namen, denn er wollte nicht täuschen. Ausser
en eigentlichen Genrebildern finden sich dann auch Landschaften
von seiner Hand, die er mit verschiedener Staffage ausslattcte.