Tzmpesta ,
Antonio.
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9) Titel mit allegorischen Figuren für die Sonetten von Nicole
Cosimi. Loiid. 1702. John Smith lec. 'l'enipest exc. Seltenes
Schviarzkunstblatt, gr. fol.
TBIDPBSIH, AIIEOIIIO, Maler und Iiupfersteeher, wurde 1555 in
Florenz geboren, und von Santo di Titi unterrichtet, welchem er
aber weniger verdankt, als dem Stradanus, der in ihm einen ge-
fährlichen Nebenbuhler heranwachsen sah. Auch Ludovico Cardi
hatte Einfluss aut ihn, da Tempesta oft in Gemeinschaft desselben
arbeitete. Im Allgemeinen steht er aber in grosser Selbstständigkeit
da, welche ihm ein reiches Talent bereitete. Schade nur, dass ihn
die Fülle seiner künstlerischen Iiratt zu Ausschweifungen verlei-
tete, welche jedoch selbst wieder das Gepräge einer geistreiclien
Originalität tragen. Nur gestattete ihm seine rege Phantasieinicht
(lic gehörige Ruhe zur vollkommenen Durchbildung, und er er-
scheint desswegen oft nianierirt.
Teinpesta war in Italien einer der ersten, der sich im Land-
schafts- und Schlaclitenfach einen Namen machte Seine Gemälde
sind aber nicht häufig, da der Künstler eine Unzahl von Zeich-
nungen fertigte, die er grossentheils selbst radirte. Mehrere sei-
ner Conipusitionen führte er auch in Cartoiis für Tlapetenwvirlser
aus. Der Marchese Niccolini, die P. P. dell' Annunziata u. a. lic-
sassen Sciilachtbilder auf Alabaster von ihm, worin er sich als
Vorganger des Bourguignon zeigt, welcher die Werke unsers Mei'
sters studirt haben soll. Ini dritten Stockwerke der vatikanischen
Loggien zu Rom sind Frescobilder von ihm, welche die feierliche
Procession vorstellen, in welcher im Pontificate Gregor's XIII. die
Ueberreste des heil. Gregor von Nazianz nach der St. Peterskir-
che gebracht wurden. Im Schlosse Caprarola sieht man schöne
Arabesken von seiner Hand gemalt, in welcher Pferde vorkom-
men, die iii weibliche Körper ausgehen. Besonders schön sind
jene am Gewölbe der Treppe. Zu Tivoli, in der Villa d'Este und
in anderen Palästen findet man ähnliche Arbeiten mit Landsclial-
ten, architektonischen Darstellungen u. s. w. vermischt, die mei-
sten hat aber die Zeit verzehrt-
Den griissten Reichthum seiner Erfindungen haben uns aber
seine radirten Blätter erhalten. Er arbeitete in Kupfer, auch in
weichcres Metall, und olTenbarct in Führung der Nadel grosse
Uebnng. Diese Platten sind stark vorgeätzt, wodurch die Abdrü-
cke ein rohes Ansehen erhielten. welches keinen gelälligen Ein-
druck macht, wofür aber die Sicherheit der Umrisse und die Leb-
haftigkeit der Touche entschädigen. In der Zeichnung ist er nicht
immer correkt, in der Anordnung und Durchführuii lassen aber
seine Blätter immer eine geistreiche Leichtigkeit erlsennen. Zu
seinen Ilaiiptwerken dieser Art gehören die B ätter mit Schlachten,
Reiterscharmützeln. Zügen und Jagden. Die Pferde sind zwar im
Allgemeinen zu beleibt, es herrscht aber in ihren Stellungen und
Bewegungen mannigfaltiges Leben, und die Köpfe sind edel und
ausdrucksvoll. Die Zahl dieser Blätter ist sehr bedeutend. Bartsch
P. gr- XVII. 127 ff. beschreibt deren 1460, und glaubt damit ein
vollständiges Verzeichniss geliefert zu haben, während Gori das.
Werk des Meisters auf 15h) Blätter schätzt. Jedenfalls sind dem
Verfasser des Peintre graveur mehrere entgangen. Die unten fbl-
genden Numern sind iene bei Bartsch, mit etlichen Zusätzen, und
am Schluss folgt ein Anhang von Blättern, welche dem genann-
ten Schriftsteller cntgingen. Die Blätter dieses Meisters sind theils
mit dem Namen des Radirers, theils mit dessen Monograxum lJe-
zeichnet.