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Tatti ,
Jacopo.
dung zu bringen, was er mit eben so viel Geschicklichkeit als
Geschmack bew-erltstelligte. Der Plan ist ein vollkommenes in drei
Schiffe getheiltes Viereck, in de sen Mitte sich eine Cuppel er.
hebt. Die Faeade bietet nichts SlVIerltwiirdiges dar, ausser dass
hier eines der ersten Beispiele von Vorderseiten mit mehreren Ord-
nungen von Wandsiiulen sich findet, die man im folgenden Jahr-
hunderte mit zu viel Eintönigkeit wiederholt hatte. Hinsichtlich der
Höhe gab die alte Procuratie das Maass an, welches aber Sca-
mozzi zum Nachtheile des Ganzen missachtcte.
Die Zahl der Batiwerlae dieses Iiiinsllers ist gross, und daher
finden sich über einige nur kurze Notizen, aber ohne dass sig
nicht den Ruf eines Architekten gründen könnten. Iiieher gehe-
reu in Venedig die liirche S. hlurtiuo am Arsenal, jene der Im-
heilbaren, deren Bau ursprünglich fiir ein musikalisches Conser-
vatoriuln bestimmt war, die Scuola di S. Giovanni dei Schiavoni,
der Chur der von einem h'lcistei' der Schule der Lmnbardi begon-
nenen Iiirche Mater Domini, die Faeade von S. Giuliano, an wel-
cher auch Vittoria Theil hatte, u. s. w.
Es sind aber wohl nicht alle Gebäude nach seinem Plane, die
ihm zugeschrieben werden; denn Sanstwino hatte Nachahmer und
Copistcn. So wird von einigen die liirche S. Giovanni Maggicire in
Verona dem J. Tatti, von anderen dem Michele San lYIicheli zuge-
schrieben. Jedenfalls ist sie eines der schönsten Werke der 1m-
xiaissanee-Zeit. Als sein lVerla gilt auch der Peristyl des lJniver-
sitiitsgebiiildes in Padua, obgleich er in den Nachträgen zu Palla-
dio dem letzteren zugeschrieben wird. In dem jetzigen Zustande
wurde aber Sansovino dagegen protestiren. Die reiche Capelle des
heil. Anton daselbst soll er mit G. M. Iialconetto gebaut haben.
Auch die Iiirche des Campo santo in Ferrara wird ihm zugeschrie-
lgen, fiir welche er aber wahrscheinlich nur Sculpturen lieferte.
Abbildungen venetianischer Bauten s. 1-'ahriche_ e Monumenti eo-
spieui di Venezia, illust. da Cicognara, _A. Diedo e G. A. Selva,
2. Ediz. con notahili aggiunti e nute. 2591111. in fol. und 2 Bogen
Text, 8. Venezia lßtio. Scamozzi sagt, (lass Sansovino selbst ein
KVerk iiber Baukunst geschrieben habe. NVo sich dieses belincle,
ist unbekannt.
Die zweite Abtheilung der VVerlte dieses Meisters bilden die
Sculpttiren. Durch diese verbreitete er die Richtung Michel An-
elo's nach Venedig, wo awzh eine bedeutende Anzahl von Schii-
äarn seinen Styl nachahmten, da er bis zu seinem Tod den gröss-
ten Einfluss auf die Iiiinste ausiibte. Indessen gehört Sansovino
keineswegs zu jenen einseitigen Nachahmern Michel rängeloüa, wie
deren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts so viele auftauch.
ten, die nur in der Uebertreibnng der Einseitiglieiten des Meisters
das I-leil für die Iiunst zu finden wähnten; nu Gegentheil ist in
seinen Arbeiten häufig eine zartere Formengcbung, eine eigen-
thiiniliche Liebenswürdigkeit zu bemerken, die eben so sehr, wie
dem eigenen Sinne des Künstlers, eines Theiles wohl den Nach-
Wirkungen seines ursprünglichen Meisters, andern Theils dem all-
gemeinen künstlerischen Streben, in welches er _zu Venedig ein.
trat, zugeschrieben werden muss. Unter sclnen Schülern und gleich-
strebenden Zeitgenossen zu Venedig, mit denen er mehrfach ge-
m-einschaftlieh arbeitete, sind besonders Danese Cataneo, Girnlanio
Campagna, Alessandro Vittoria, Giulio del Muro, Tiziano Aspetti,
Franeeseo Segala, Tiziano "Minic u. s. w. zu nennen. Vgl. liugler;
Handbuch S. ÖQÖ.