Volltext: Sole, G. G. - Surugue, L. (Bd. 17)

Stiglmnycr , 
Johann 
Baptist. 
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der bildenden Künste, sondern sorgte auch so viiterlich liir seine 
Bedürfnisse, dass er sich ungehindert mit allein Zeitaufwanile dem 
Studium der Kunst widmen konnte. Er modellirte jetzt mit Eifer 
in Thon und Wachs, und eine seiner grösseren Arbeiten in (iyps 
ist ein Basrelicf, welches Moses vorstellt, wie er vor dem Volke 
VVasser aus dem Felsen schlägt. Dieses Belief erhielt sein Gönner 
Lepricur, dessen Kunstsammlung seit mehreren Jahren zerstreut 
ist. Den ersten Versuch im Graviren machte er mit einem l-iopfe 
der Proserpina nach dem Vorbilde der alten syralstistinistzheit hinn- 
zen, und bei der Kunstausstellung in München im Jahre 1317; 
fand eine Medaille mit. dem Bildnisse des Direktors P. von Lan- 
ger volle Anerkennung. ln diesem Jahre wurde er durch die 
Gnade des Königs Maximilian als Munzgraveur angestellt, und 
erhielt zugleich eine Unterstützung zur weiteren Ausbildung in ita- 
lien. Dabei musste er ein besonderes Augenmerk auf die Bron- 
ze-Sculptur richten, und Wirklich bot sich zu diesem Zwecke 
sehr günstige Gelegenheit dar; denn gerade damals landen in 
Santo Jorio, einem Städtchen am Fusse des Vesuv, mit Rastlo- 
sigkeit die Vorbereitungen zum Gusse der von Ganove model- 
lirten kolossalen lieiterstatue KarPs III. Statt. Doch der Unter- 
nehmer jenes Gusses, Iiighetti, wurde, da er Stighnayefs Ahsirhl". 
merkte, allmählich immer zurückhaltender, und zuletzt versuchte 
er alles, was dem Künstler den Zutritt erschweren konnte. Allein 
diess hinderte ihn nicht an der Verfolgung seines vorgesteclsten 
Ziels; er hatte doch manches gesehen, und erbaute also in einem 
Keller zu Neapel mit dem Bildhauer Beccali, der schon nmhrere 
Gegenstände für den König Joachim gegossen hatte, einen Ofen, 
um Versuche nach der von Bighetti beibehaltenen älteren Wachs- 
methode zu machen. Der erste Versuch misslang, aber statt sich 
durch Misslingen abschrecken zu lassen, wurde sogleich ein zwei- 
ter Guss vorbereitet, und hiezu die von Thorwaltlsen morlcllirte 
Büste des Kronprinzen Ludwig genommen. Der Erfolg ltriinte 
das Unternehmen, und so gingen aus dieser tinterirdischen Werk- 
stätte noch die von Stighnuyer selbst modellirte Büste des verstor- 
benen Bildhauers Heller, und eine Statue des Phidias, von Halter 
modelliit, hervor, beide trelilich gelungen. Üeberdicss versäumte 
der Künstler nicht, neben dem Studium der Bronce-Scnlptur und 
den Versuchen darin, auch die reichen Sammlungen Roms und 
Neapels fleissig zu besuchen, dort Studien zu machen, Skizzen zu 
sammeln und so seine Kenntnisse zu erweitern. Leider verlor er 
eines seiner Skizzenbücher durch eine Bäuberbande, die ihn über- 
diess noch des Rockes beraubte. Nach vierjährigem Aufenthalte 
in Italien kehrte er 1822 ins Vaterland zurück, wo er jetztStonipel 
zu Currentmünzen schnitt, und von Medaillen sind jene auf die Ver- 
niiihlung der Prinzessin Louise mit dem Kronprinzen von Preussen 
und auf die Grundstcinlegung der "Pinakothek zu erwähnen, Für 
diesen Kunstteinpel selbst modellirte er die 12Hauptgöttcr in halb. 
erhobener Arbeit für die Kuppel des Römersaales, und den Raub 
der Proserpina fürden Gilttersaal daselbst. Im Jahre 1,324 rüste 
er nach Berlin, wo eben die Vorbereitungen zum Gussexde, von 
Bauch modellirten kolossalen Standbildes Bliichefs getrolien wur- 
den. Dabei wollte er die neuere französische Formenmetltorle kennen 
lernen, und der Direktor der dortigen Bronze-Gießerei, Beisinger, 
gab ihm hierüberriele nützliche Aufschlüsse. Den ersten Versuch nach 
der neueren Methode machte Stiglmayer mit einem Grabdextkmal, wel- 
ches die Königin Caroline den in München verstorbenen Brasilia- 
ncrn Juri und lsabella errichten liess. Es ist in hnlherhohener 
Arbeit von ihm selbst modellirl, mit Beibehaltung der Portraitähn- 
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