Srieler ,
Joseph.
Krönungscrnate, ein Bild von gleicher Schönheit. Der König
ernannte ihn jetzt zum Hofmaler. und alle Grossen des Reiches
beeiferten sich, dem gefeierten Maler ihre Züge anzuvertranen,
so dass jetzt ein grosser Kreis von Fürsten und adeligen Herren
und Damen durch Stieler in getreuen Conterfeyen der Nachwelt
übergeben ist. Den König Maximilian malte er auch zu wieder-
holten Malen im Brustbilde, und als Gegenstück die Königin Ca-
roline. Solche Bilder kamen in den Besitz der Prinzessinnen
des k. Hauses, oder sie gingen an auswärtige Höfe. Dann malte
Stieler in München auch den Prinzen Engen von Leuchtenberg,
die Prinzessin Augusta, seine Gemahlin, und alle herzoglichen
Kinder derselben, Bilder, welche ausser der Portraitähnlichkeit
auch den Reiz lieblicher Schönheit haben, so dass diese Gemälde
mit jenen der königlichen Prinzessinnen_ zu den gefälligsten und
vollendetsten früheren Werken des Meisters gehören. An diese
reihen sich viele Portraite erlauchter und hoher Damen des In-
landes, so wie denn Stieler überhaupt in Darstellung weiblicher
Charaktere grosse Stärke besitzt, da sie auch im Falle der Idealisirnng
ihre Individualität bewahren. Doch malte Stieler nicht allein Da-
men; auch Bildnisse von Staatsmännern, Generälen, Gelehrten,
Künstlern u. s. w. gab er in getreuen Fortraiten. Unter den
früheren nennen wir esonders jene des Fürsten von Wrede, des
Generals Papplenheim, Beethovens etc. Alle Werke anfznzählen,
welche der 'ünstl'cr noch während der Regierung des Königs
Maximilian ausgeführt hatte, verbietet der Raum, so wie es uns
auch nicht möglich wäre, den Ort derselben zu bestimmen. Von
auswärtigen hohen Fürstenspersonen nennen wir aber noch die
Portraite der Kaiserin von Russland, des Kronprinzen von Wür-
temberg, welche der Künstler 1322 gemalt hatte, neben den Bild-
nissen der königlichen Familie.
Im Jahre 1825 bestieg König Ludwig den Thron, und im fol-
genden Jahre malte Stieler das Bildniss dieses kunstliebenden Mo-
narchen im Krönungsornate, welches jetzt neben jenem seines kö-
niglichen Vaters im Saale der Stifter in der k. Pinakothek zu se-
hen, und so wie jenes des Königs Maximilian in vielen Wie-
derholungen vorhanden ist. Als Gegenstück malte er das Bildniss
der Königin im Ornate, mit der Diamantenkrone auf dem Haupte,
während die Bildnisse beider Könige unbekrönt erscheinen. Dann
malte Stieler die Königin Friederike von Schweden, die Erbprin-
zessin Eugenia von Hohenzollern-Hechingen, und als ein Werk
besonderer königlichen Gnade ist das Bildniss Göthe's zu betrach-
ten, welches der Künstler 1828 im Auftrage des Königs malte und
als eines der Hauptwerke Stieler's zu betrachten ist. Er hat alles
nach der Natur gemalt, denn selbst zu der Hand und zum Ge-
wende sass der Dichter. Der greise Göthe sitzt im leichten Hans-
kleide, mit einem Blatte in der Hand, worauf sieben Verse des
Königs Ludwig stehen. Die Schauspielerin Hagn malte er um
diese Zeit als Thekla in Schiller's Wallenstein, ein vorzüglich
schönes Bild. Nach Vollendung dieser Arbeiten unternahm Stieler
eine Reise nach Berlin und Dresden, und dann ging er im Auf-
trage des Königs nach Florenz und Pßfllgia. Nach seiner Bück-
kehr malte er das lebensgrosse Portrait der Kaiserin Amalie von
Brasilien, welche 132g den Thron Don Pedrrfs theilte. 1m folgen-
den Jahre berief ihn der Fürst von Thurn und Taxis nach Regens-
burg, um seine Familie zu malen, und 1332 ging er im Äuftrage
nach Wien, wo er neben mehreren fürstlichen Personen den Kai-
ser Franz 1., die Kaiserin Carolina Augusta, die Erzherzogin So-
phie mit ihren Prinzen, und den Prinzen Gustav YVasa in ganzer