Stcubcn ,
Carl.
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anbetend an den Stufen des Altares niedergesimken. Dieses Ge-
mälde erregte bei seinem Erscheinen ausserordentlichen Beifall,
da jeder Beschauer sich unwiderstehlich angezogen fühlte. Man
fand die dramatische Wirkung vollkommen, das Bild herrlich in
allen Theilen. So sprach sich die Critik im Jahre 1323 aus, jetzt
aber würde sie nach strengerem Maasse richten, welches von Seite
deutscher Iiunstrichter fast alle Werke dieses Meisters erfahren
haben. In neuerer Zeit wurde diese Darstellung auf eine 'l'apete
der Gobelins übertragen. Später wiihlte Steuben zwei Darstellun-
gen ans dem Leben Napüleufs, welche der Oberst Uhanibure er-i
hielt. Das eine stellt die ltiiclslsehr des liaisers von der Insel
Elba dar, und wurde nach dem Tode des Besitzers für die Galleric
Orleans um 6500 Frs. gekauft. Das zweite schildert den TodNapoleuifs,
und wurde bei derselben Auktion liir 12,000 Frs. erstanden. Jetzt
wurde es in der Gallerie de Luxembourg aufgestellt. Auch diess
ist eines von den hoch gepriesenen Werken des liiinstlers. Von
zwei fast gleichzeitigen Bildern stellt das eine die Iiaiserin Anna
von Oesterreich dar, wie sie Broussel und Blanc-Mesnil 1648 von
der Gefangenschaft befreit, eines der vorzüglichsten Gemälde Steu-
ben's, jetzt im Palais royal. Das andere tührt uns in die Assem-
blöe constituante, und zeigt den Mirabcau handelnd in derselben.
Alle diese Werke, und inzwischen auch kleinere Genrebilder
und trelfliche Portraite, führte der Künstler in Oel aus, im vierten
Saale des Staatsrathes und in einem der Säle des Museums sind
aber auch Frescobilder, welche der Reihe nach auf jene folgen.
Im Saale des Staatsrathes malte er die Unschuld, wie sie sich der
Gerechtigkeit in die Arme wirft, und über der Thiire ist die alle-
gorische Gestalt der Stärke sein Werk. An einem Plafond des
Museums siebt man Heinrich lV., wie er nach dem Siege von
Ivry seinen gefangenen Feinden verzeiht. worunter der verwundete.
trotzige Connetable mit der Nlilde des Königs zu Pferde gut eon-
trastirt. Auch die Anordnung und Haltung des- Ganzen ist sehr
glücklich, die Färbung blühend und der_Vortrag breit und fleissig,
so. dass Steuben hier auch in der Technik der Frescomalerei seine
Meisterschaft bewährt.
l In der historischen Gallerie zu Versailles sindhistorische Por-
traite und Schlachtbilder von Steuben. Die geschichtlichenßild-
nisse sind im Iiniestücke. Darunter nennen wir jene des Jean
Sans-peur, Herzogs von Bourgogne (gestorben 141g),'des Louis
de France, Herzogs von Orleans, Regent von Frankreich während
der Krankheit Carl'S VI., im Prachtgewandc (gestl 1.107), und jenes
der Marquise de Pompadour. Das frühere der dasclbst aufge-
stellten grossen Schlachtbilder stellt die Schlacht von Tours (338
vor, dann die Schlacht bei Poitiers, eines der vorzüglichsten Bilder
des Salon von 1856, und die Niederlage Abdurhauiank, ein 1853
geriihmtes Gemälde. Für diese historische Gallcrie malte er auch
die Schlacht von Waterloo, wobei er den ltlomeut festhielt, wie
die Schlacht zu Gunsten der Alliirten sich entscheidet, und Napo-
leon nur auf Bitten der Generäle sein Leben schont. An allen
diesen Gemälden fand die Critik zu loben und-zu tadeln , musste
aber immer zugeben, dass sie zu den ausgezeichnetsten Erschei-
nungen der modernen französischen Iiunst gehören. Ein neueres
Bild aus dem Leben Napoleons stellt diesen in dem Momente dar,
wie er dem General Gourgaud sein Testament diktirt.
Ueberdiess finden sich von Steuben auch noch mehrere StatTc.
leibilder. Unter diesen nennen wir vor allen die Esmeralda, nach
der Mignon von Schelfer das liebcnswiirdigstc Iiind von der Welt.