Stange] ,
Stephan ,
Baron
VOII.
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mannigfaltiger Art, und theilweise auch in Hinsicht auf Kunst und
Technik von Belang. Er brachte 1822 die Errichtung der poly-
technischen Sammlung in München zu Stande. Die grossen Durch-
stiche und Dammbauten am Rhein, der Maindurchstich bei Grafen-
rheinfeld, die neue Felsenstrasse von Passau nach Vilshofen, treiT-
liche neue Strassenanlagen in mehreren Kreisen. besonders im
Bheinkreise, die neue steinerne Donaubrücke bei Passau, die Wie-
derherstellong der verfallenen Canäle auf dem Donaumoore, die
Herstellung des Canals von Frankenthal, wichtige Verbesserungen
in: Betriebe des Hiittenwesens, der lnPorzellan-Manufaktur, strenge
Qrdnung in den seinerAufsicht untergeordneten technischen Zwei-
gen gehören unter die nennenswürdigsten Gegenstände der amg-
lichen Thätigkeit des Baron von Stengel. Sein Sinn für Kunst,
und sein gebildeterGeschmack wirkten besonders vvohlthiitig auf Ver-
vollkommnung der Erzeugnisse der Eisenhutlen und der Porzellan-
Manufaktur. Er veranlasste Entwürfe zur Einrichtung einer Gies-
serei in Bronze. Sein Haus stand jedem Künstler, jedem in seinem
Fache ausgezeichneten Techniker offen. Sie versammelten sich
bei ihm an bestimmten Abenden jeder Woche, welche vorzugs-
weise der Unterhaltung über Kunstgegenstände, der Anschauung
vorzüglicher Kunstwerke aus seiner Sammlung, der Ausstellung
ihrer eigenen Erzeugnisse gewidmet waren. _Aut' junge Künstler
wirkte Stengel ermunternd und rathend, vorzüglich auch dadurch,
dass er sie mit Meistern ihres Faches in Verbindung brachte.
Diese Hunstabende gehörten zu seinen frohesten Stunden, und nur
die Freuden seines Landaufenthaltes zu Schlehrlorf am Kochelsec,
wo viele seiner Zeichnungen entstanden, schätzte er noch höher.
Im Jahre 1824 starb dieser Mann, in einen Alter von 49 Jahren,
Ausser den trefflichen Zeichnungen hinterliess G. v. Stengel
auch einige Bndirungen.
1) Der Hof vor einem Baiiernhause mit Hühnern, Copie nach
Ferd. liobell von der Originalseite, Nro. 111, qu. 12,
2) Das Landhaus auf dem Berge. Links unten sind zwei Bau-
ern und vom Mittelgruiide her kommt ein Eseltreiber. Copie
nach F. liobell, von der Gegenseite, Nro. 158, 12.
3) Landschaft mit einem Flusse, auf welchem ein Mann im
Kahne sitzt. Links sind zwei Bauernhiitten unter einem
Baumc, und rechts hin zieht sich ein Zaun, innerhalb wel-
chem andere Bäume stehen. Copie nach Dietrich, von der
Gegenseite, Nro. g. Oval, qu. 12.
4) Die Tells-Capelle, in einem länglichen Achteck, von einem
Blumeiikranz umgeben. Darüber ist eine Vase mit einer
Aloe. Hoch in 16.
5) Der Biihlhot", wiirtcuibergisches Oekonomiegut, wo Stengel
die Landwirthschatt erlernte. Links ein Baum. Im Um-
riss, qu. 8- _
6) Ein Stengel, ähnlich einem S. Anspielung auf den Namen
des Radirers. Arabeske. 12.
Stengel, Stephan, Baron V01], königlich bayerischer geheimer
Bath und General-Commissär zu Bamberg, von Mannheim gebiirtig,
der Vater des obigen G. B. v. Stengel, War nicht minder kunstbe-
gabt, und er blieb bis in sein hohes Alter ein begeisterterVerehrßr
der zeichnenden Künste. Sein Haus bot den Künstlern die freund-
lichste Aufnahme, so wie er anderseits selbst im Zeichnen und
Radiren sehr erfahren war. Die Freifrau Catharina von Stengel
ist im Besitze seines Kunstnachlasses, der ausser den raclirten Blät-
tern in geistrcichen landschaftlichen Zeichnungen und in anderen