300
Steinle ,
Johann
Eduard.
des schlafenden Verfolgers Saul, lt) Moses mit den Gesetztaieln bei
dem abgöttischen Volke, 5) die Parabel vom barmherzigen Saum-
riter, 6) Simeon im Tempel, 7) Joseph und seine Bruder, 3) die
Enthauptung des Johannes. Steinle erscheint in diesen Bildern in
eigenthümlicher Grösne, als ein Iiünstler, der mit sicherem _Gel'uhle
das Maass innegehulten , welches die Darstellung von Ereignissen
in symbolischer Form erheischt, aber ohne dcsswegen leblosum]
conventionell zu seyn. Es herrscht im Gegentheile in allen diesen
Bildern Geist und Leben; es hat sich das _Wort verliorpmt in
aller Schönheit der Form. Wenn in der Ausführung nicht gleicht;
Einheit herrscht, so kommt es vielleicht daher, dass Steinle im Tech.
nischen der Frcskomalerei nicht gleich anfangs auf gleicher Höhe
stand, und er für die kleineren Bilder sich fremder Hulfe bedienge,
Die oberen führten Brentano und Sutter aus, worunter sich die
Verkündigung durch gi-osse Anmuth, und das Noli nie tangere,
in der Morgendämmerung gedacht, durch eine_tiefe_ harmonische
Stimmung auszeichnet. In der Bergpredigt scheint einem Bericht.
geber im Kunstblatt 1845 S. 55. Steinle zu_tie_f in die "materielle.
in dem Bilde der Seeligkeit zu hoch in die ideele Farhung gg-
gangen zu seyn.
Auch im Domchore zu Cüln begann Steinle {845 die Ausfiih-
rung von Freskogemälden, wobei ihn A. G. Lasinsliy unterstütz-
te. Cherubim (flamnienroth), Seraphim (blaulichtl und Throneu
umgeben zunächst das Heiligthurn, grossartige Köpievon vrunder.
barem Ausdruck, mehrflügelig, ohne Leiber. An diese mltlllrrgn
sieben Felder schliessen sich zu beiden Seiten in den. grosser."
Gurtbögen grosse Engelgestalten an, die der Kunstler so geurdnßt
hat, dass die der christlichen Vorstellung näher stehenden und
gleichsam vertrauteren: die Erzengel Gabriel, Michael und Raphael,
So wie die Schutzengel, in ermahnender, lobender, Weltrendep
und schützender Stellung, an beiden Seiten des Qhtires sich der
Gemeinde nähern, Figuren von 11 F. Höher Die fiemälde er.
hielten gepressten Goldgrund, und die Bogenräume sind voii far-
bigen Bändern begränzt. Moralt aus München diente ihm bei die-
sen grossartigen Arbeiten als Gehiilfe. Dann restnurlrle _Steinle
auch die Temperabilder aus den Legenden der kolnischen Bischöfe
hinter den Chorstiihlen des Domes, wobei ihm ebenlalls tüchtige
Gehülfen zur Seite standen.
Nach Vollendung dieser Arbeiten übertrug ihrn das StädePseha
Institut in Frankfurt die Ausführung eines Bildes fiir den Kaiser.
saal, welches das Urtheil Salomon's darstellt, und den Künstlgg
von 1844 an beschäftigte.
Steinle gehört zu den ausgezeichnetsten Repräsentanten jene;-
Kunstrichtung, die von Overbeclt gegründet wurde. und die für
die Anschauung der gesammten geistigen Entwicltlungsverhältnisse
unserer Zeit von so schlagenden Bedeutung ist. So sagt liugler
(Kunstblatt 1846 Nr. 11) und fügt weiter bei, es sei die neue ße-
lebung des alten Catholicisrnus, der, auf der mittelalterlichen Ge-
staltung fussend, von dort her Kraft und Form entnehme, und in
den Kunstwerken dieser Richtung oft eine Schönheit und Grazie
entwiclslagawelche den Ausserhalbstehenden staunen mache und
vielleicht mehr als irgend welche andere Erscheinungen das inner-
liche Produlstionsvermögen dieser Seite des heutigen Lebens, allem
Widerspruch der Andgfgfrgbenden zum Trotz, darlege.
Die Gemälde und Zeichnungen dieses Meisters sind_als festes
Besitzthum nur wenigen zur Betrachtung ge ünnt, in einem WQi_
tercn lircisc sind aber die Hupfer- und Steingruclsblätter nach dem-