Steinle ,
Johann
Eduard.
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HI. Mit der Schrift: Stragea S. S. Iunoceutium etc. Auf
Chin. Pap. 12 Thl.
IV. Mit der Schrift, auf weisses Papier. 10 Thl.
Die Madonna mit dem Iiinde und der kleine Johannes,
nach Michel Angele, vorzügliches und einfach behandeltes
Blau, M. M.
Stelnlß, Johann Eduard, Maler, einer derausgezeichnetsten Mei-
ster der religiösen Schule der Malerei in Deutschland, wurde 1810
in Wien geboren, und begann daselbst seine Studien an der k. k.
Akademie, Von jeher stillen Gemüthes und begeistert für seinen
Glauben, zog es ihn schon frühe zur liunstweise BafaePs und der
ihm gleichgesinnten Meister, und desswegen entschied er bald für
jene Richtung, welche Overbeck in Rom bezeichnet hatte, so wie
überhaupt wenige liünstler in dem Grade mit jenem Meister in reli-
giöser und geistiger Verwandtschaft stehen. als Steinle. Von Wien
aus begab sich der liünstler 1857 nach München, wo ihn Cornelius
in seiner Richtung bestärkte, und welche er dann in Rom, als er die
verwandten Schöpfungen eines Overbeck geschaut hatte, mit neuer
Begeisterung verfolgte. Die Oelgemälde dieses Meisters sind noch
nicht zahlreich; mehrere seiner Compositionen nur in Zeichnungen
vorhanden, die aber mit aller Sorgfalt behandelt sind. Einige der-
selben sind durch den Stich und durch die Lithographie bekannhwie
aus dem beigefügten Verzeichnisse zu ersehen ist. Ein Gemälde von
1339, trefilich in Auffassung. Färbung und Durchführung. stellt
das ßingen Jakob's mit dem Engel dar. Ebenso so meisterhaft ist
ein späteres Bild der Madonna mit dernliinde und einem die Laute
spielenden Engel, welches t84l in den Besitz eines liaufmannüi
zu Frankfurt kam. Ein anderes Gemälde, den Heiland unter der
lielter vor-stellend, ist durch den schönen Stich von Keller be-
kannt, und sein Bild der Jcanne d'Arc zu Pferde, dessen in ln-
digo auf gelbes Papier ausgeführte Zeichnung 1840 bewundert
wurde, kam -in den Besitz des Hrn. von Radowitz. Die Zeich-
nungen machen bei weitem den grössereu Theil seiner Werke aus.
und wir verweisen dabei auf das unten folgende Verzeichniss der
weiteren Compositionen des Meisters, an welche sich einige aus-
drucksvolle Bildnisse reiben.
Im Jahre 1853 wurde dem Künstler durch Professor Beth-
mann Hollweg in Bonn ein grossartiger Aultrag zu Theil- Diese!"
liess seine im byzantinischen Style erbaute Capelle auf dein Sclilosse
ltheineck mit Fresken verzieren, und wählte zur Ausführung den
E. Steinle, welcher sofort an die Herstellung der Cartons ging,
wovon man die Bergpredigt und die Parabel vom barmherzigen
Samariter zuerst auf der Iiunstausstellung zu München desselben
Jahres sah, neben mehreren Aipiarellzeichnungen zu den auf die-
selbe sicli beziehenden Darstellungen, welche er später zu Frank-
furt in grösseren Cartons ausführte. Diese Capelle hat im Inneren
die Form eines im Halbkreis oben abgeschlossenen Fächers oder
eines Netzgewülbes, von einer einzigen in die Mitte gestellten
Säule und von achtßogen getragen. In den grörseren Feldern über
den beiden Eingängen und in den facherartigen Räumen stellte der
liünstler die Bergpredigt, ihre Seeligpreisungen und ihre Wirkung
dar,_ und zwar in folgender Weise. Ueber dem einen Eingang
pre_digt_Christus dem versammelten Volke, und über der zweiten
Thure ist er sitzend dargestellt, gleichsam verklärt, und umgeben
von den acht Hnnptgestalten der in den oberen Räumen liilfge-
stellten Begebenheiten. Da sieht man als Sceligpreisungen: 1) Die
Verkündigung lYIariä, 2) das Nuli me tangcro, 3) David im Zelte