Steiner ,
Johann
N epomuck-
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wenigen Jahren die Kunst vor, welche er schon von jeher ausser
seinen Schulstunden mit Liebe pflegte. Er zeichnete alles, was ihm
vorkam, und wählte besonders solche Individuen, welche durch
ein scharfes charakteristisches Gepräge hervorleucltteten, was für
Steiner für die Folge entscheidend war, und ihm das Lob eines
der vorzüglichsten Künstler seiner Zeit erwarb. In seinen Werken
gibt sich wirklich ein erfreuliches Streben nach Charakter und
Ausdruck kund, und es finden sich Portraite so wie historische
Darstellungen, welche von dieser Seite betrachtet, grosse Beach-
tung verdienen. besonders diejenigen, welche er in Italien, und
nach seiner Heimkehr in Iglau und Wien ausführte. Er stand zu
Rom mit Mengs in einem freundschaftlichen Verhältnisse, dessen
Rath unserm Künstler sehr zu Nutzen kam, da ihn dieser auf die
Schönheit der Antike aufmerksam machte, und zu strengerer Zeich-
nung ermunterte. Sein höherer Aufschwung beginnt um 1750,
und nicht wenig trugen die Studien bei, welche Mengs für sein
grosses Altarbild der lrlimmelfahrtMariä in der katholischen Kirche
zu Dresden machte. Im Jahre 1751 begab sich Steiner nach Venedig,
und nach einiger Zeit kehrte er nach Iglau zurück, wo sich schöne
Altarbilder von ihm finden, die in der Zeichung und in ihrer breiten
Behandlung den glücklichen Nachahmer des R. Mengs verkünden.
In der Stadtpfarrkirche ist das lälochaltarbild mit St. Jakob von
ihm, so wie jenes der Jesuiten-Kirche, wo er den Ordensheiligen
darstellte, und die Steinigung des heil. Stephan auf einem Seiten-
altare. Auch die Altarblätter der Pfarrkirche zu Mistek, zu Weiss-
kirchen u. s. w. sind von ihm gemalt. In lglau wurde ihm ein
Sohn, Namens Franz geboren, der anfangs der Blumenmalerei
und später der Chirurgie sich widmete. Ein zweiter Sohn, Johann
Steiner, war Nliniaturmaler, und seine Tochter Barbara erscheint
in diesem Lexikon unter dem Namen B. lirafft, als eine der bess-
ten Malerinnen ihrer Zeit.
Im Jahre 1755 eröffnete sich unserm Künstler eine freudige
Aussicht. Zu dieser Zeit reiste der Graf von Spurck durch Iglau
und erfuhr, dass sich in dieser Stadt ein trelllicher Maler aufhalte,
der lange in Italien gelebt habe, und so eben mit einem grossen
Altarbilde für die Prämonstratenscr-Abtei beschäftiget sei. Der Graf
besuchte den Künstler, und fand seine Erwartungen so sehr be-
friediget, dass er nach seiner Rückkehr in Wien denselben der
Kaiserin Maria Theresia empfahl. Sie ernannte den Künstler zum
Kammcrrnaler, als welcher er fortan in Wien thätig war, und be-
sonders durch Bildnisse seinen Ruf gründete. Doch erst im Jahre
1767 ernannte ihn die k. k. Akademie zum Mitgliede, welcher er
das Bildniss des Fürsten von Kaunitz-Rietberg, ihres Protektors
überreichte. Früher hatte Steiner das Bildniss des Stallmeisters
(Iliedel) des Fürsten gemalt, welches ihm sowohl gelang, dass auch
der Herr gemalt seyn wollte. Andere gerühmte Portraite sind jene
des Angelo Solimena, des letzten Jesuitengenerals Ricci, des Dich-
ters Itlerastasio, des Feldmarschalls London, des Grafen von Har-
rach, u. a. Die Kaiserin MarinTheresia malte er zu wiederholten
Malen, und auch den Kaiser Joseph II. Dann finden sich auch
historische Staifeleibilder von ihm, und_ einige Genrestücke. Ein
Bild des heil. Joseph und jenes eines Chemikers wurden in der
Akademie zu Wien aufbewahrt. Dann besass Steiner auch grQSSe
Uebung in Herstellung alter Gemälde. In der Sammlung deS Flir-
sten von Kaunitz sind mehrere Bilder von ihm restaurirt. Seinen
liunstnachlass erhielt die Malerin Barbara Iirafft, nach deren Tod
er in dic lliinde des Malers J. A. Iirafft iibcrging. Darunter sind