Steinbach ,
Erwin
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Ueber die folgenden Meister sind die Angaben nicht ganz er-
schöpfend, und vielleicht theilweise sogar unsicher. Stieglitz und
A. sagen daher nur geradehin, dass auf Hans von Stcinhacla meh-
rere Meister folgten, die am Münster thiitig waren, bis endlich
Ilnns Hültz von Cöln den südlichen Thurm zur Vollendung brachte.
Dass binnen dieser Zeit mehrere andere Meister thiitig waren, ist
ausgemacht, ob sie aber alle mit Namen sicher bestimmt werden
können ist eine andere Frage. Als den unmittelbaren Nachfolger
des jüngeren Steinbach nennt die Elsassische Chronik von Herzog
und eine Handschrift des Frauenhauses von 1565 den Hans Hültz
von Cöln, der aber von dem gleichnamigen Vollender des Baues
unterschieden werden muss, wenn es je zwei Meister dieses Na-
mens gegeben hat, was einige bezweifeln, obgleich die handschrift-
liche Quelle von 1565 nicht zu umgehen ist. Die Hiiltz von Cüln
scheinen zu einem liünstlergeschlechte zu gehören, welches, wie
das der Meister von Steinbach, mehrere Glieder gezählt haben
dürfte. Hültz soll von 1539 1365 als Dommeistcr thätig ge-
wesen seyn, und den Bau von der Plattform bis zum Helm geführt
haben, mit Inbegriff der vier freistehenden Wendeltreppeu. Darauf
passt der grusse Riss Nro. 10, und in der zrveiten Hällte des l-i.
Jahrhunderts wurde auch das auf Plan Nro. 8 gezeichnete Glocken.
haus gebaut. Gleichzeitig mit diesem Meister lebte aber auch ein
Gerlach als Werkmeister des Domes, der nach Strobcl 15159 von
den Steinmetzen in den Rath deputirt ward. Gegen Ende des 1-1.
Jahrhunderts erscheint ein Claus von Bohre, und nach ihm wird
in den Urkunden Ulrich von Ensingen als Werkmeister genannt,
wie Schreiber darthut. D. Specklin erwähnt in seinen Uollectn-
neen zweier Junker von Prag, welche mit Johann Hiiltz von Cöln
den Thurm vollendet hätten. Dieser letztere Meister muss nun
der jüngere Hültz seyn, der 1459 die Thurmspitze oder die Pyra
mide vollendete. Dieser Hans Hültz, welchen die Grabschrift den
Vollbringer des hohen Thurmes nennt, überlebte seinen Bau um
10 Jahre, und er kann unmöglich auch den Bau des Theiles mit
den Wendeltreppen geführt haben. An diesen Stiegen und an den
Auslndungsstiicken bemerkt man aber das Hültzische Wappen, so
dass ein älterer Meister dieses Namens als sein Vorgänger ringe.
noinrnen werden dürfte, dessen Plan der Thurmspitze Nro. 10 der
jüngere Hans Hültz zur Ausführung nahm. Der spätere Theil ist
bereits in den bunten und willlsiihrlichen Formen des spät germa.
nischen Styles gebaut, da seit Bischof Wernhefs Zeit 424 Jahre mit
dem Baue vertlossen waren, aber ohne den nördlichen Thurm zu
Ende zu bringen Der südliche hat eine Höhe von 238 Fuss,
und bis zur Plattform zählt man 200 Fuss.
Bisher erscheint uns Erwin von Steinbach nur als Meister
eines der bewunderungswürdigsten Bauwei-ke_:lcr Welt, welche
das Mittelalter erzeugt hat, und nur in einseitiger Ironie konziten
Nachbeter des Vitrnvius solche hehre Dome Heiligenschreinen
nachgebildete Bastarde und Mumiensärgenennen, wie_dieses selbst
von Deutschen geschehen ist, so dass wir uns gar nicht wundern
dürfen, wenn Chateaubriand (ltineraire de Paris ä Jerusaleme) wie
gothische Baukunst von den Aegyptern ausgehen lässt, und noch
beigügi; vCar rien n'est venu du nord hors le fer et la devasta-
tionni Erwin hat durch die Organisation der Bauhütten, welche
Spätere Werkmeister des Doms sind Hans von Landshut,
Jodocus Dutzinger, Hans Niesenbergei aus Grätz, Cqnrad
Wacht, Hans l-lummerer, Hans und Georg" Heckler.
Naglerk Künstler - Lex. Bd. XVII. 18