Spranger ,
Bartholmnäus.
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gcr malte da mehrere Bilder in Frcsco, die so wohl gefielen, dass
selbst der Pabst Pius V. nach ihm verlangte, und trotz der Ver-
läumdung Vasarfs den Künstler heschiitzte. Der heilige Vater liess
durch ihn 12 Zeichnungen mit Darstellungen aus der Leidensge-
schichte fertigen, die, mit der Feder ausgeführt und mit Weiss
gehöht, Carl van Mander in der k. Gallerie zu Wien bewunderte,
aber daselbst nicht mehr vorhanden sind. Spranger malte fiir den
Pabst auch das jüngste Gericht auf eine 6 Fass, hohe Kupferplatte
mit mehr als 500 Köpfen, deren grosse Zahl Vasari für überflüs-
sige Arbeit erklärte, obgleich es er Künstler in 14 Monaten lie-
ferte. Der Pabst stellte dieses Bild im Belvedere, auf, und nach
dem Tod desselben wurde es am Denlsmale Pius V. in St. Croce
del Bosco befestiget. Nach dem Tode des heiligen Vaters malte
er mehrere grosse Bilder für Kirchen Rom's, namentlich in S.
Luigi de" Francesi. Da malte er eine von Engeln umgebene Ma-
_donna, unten St. Elisabeth, St. Anton und den Täufer Johannes,
alle in Oel auf die Mauer gemalt. In S. Giovanni alla porta la-
tina malte er die Geschichte des Evangelisten Johannes, und in
der Kirche an der Fontana de' Trevi ist die Geburt des Johannes
mit halb lebensgrossen Figuren.
Im Jahre 1575 erhielt Spranger einen Ruf an den Hof des
Kaisers Maximilian II. nach Wien; diess auf Empfehlung des Gio.
da Bologna, welchem der Iiaiser den Auftrag ertheilte, ihm ei-
nen Maler und einen Bildhauer auszuwählen. Diese Wahl fiel auf
Spranger und auf Hans Mont. Maximilian liess damals sein kai-
serliches Lustschlosss Fasanenburg ausschmiiclsen, aus welchem wahr-
scheinlich mehrere mythologische und allegorische Darstellungen
stammen, welche jetzt in der k. k. Gallerie in Wien zu sehen sind.
Nach Maximilians Tod wurde er von dessen Nachfolger, Bu-
dolph ll., einige Zeit vert-iachlässiget, endlich aber wendete ihm
auch dieser seine Gunst zu, und berief ihn als ersten Hofmaler
nach Prag. Da stand er 1': Jahre im Dienste des Kaisers, und
weihte nur diesem allein seine Kunst. Rudolph verweilte oft in
der Werkstatt des Meisters, und unterhielt sich mit dem fein ge-
bildeten und geistreichen Manne, während dieser malte. Im Jahre
1595, am Donnerstag nach Pauli Bekehrung, wie wir aus nliwatepn
'I'rhowy Rudy. II. 10m wissen, erhob er den liunstler in den Adels-
stand unter dem Namen Spranger van den Schilde. Eine drei-
fache Ehrenkette schmückte schon 1588 seine Brust. Auf dem
Reichstags: zu Augsburg war er im Gefolge des Kaisers Budolph.
Spranger hatte in Prag ein glänzendes Leben, welches ihm die
Gunst des Kaisers bereitete. Er verehelichte sich mit einer reichen
Erbin, welche er, so wie alle seine Kinder überlebte. Sieben und
dreissig Jahre hatte er sein Vaterland nicht mehr gesehen, als ihm
endlich Rudolph erlaubte, dasselbe zu besuchen. Die Reise dahin
glich einem Triumphzuge der Kunst, welchen ihm die Heimath be-
reitete. Die Stadt Amsterdam sandte ihm den Ehrenwein, in Har-
lem gaben ihm die Künstler ein Gastmahl, und die Gesellschaft
swßhetoricau führte ein Schauspiel auf, welches die Ehre der Kunst
und des Meisters zum Gegenstaiide hatte. Ebenso ehrenvoll wurde
er in Antwerpen aufgenommen, so wie in allen Städten, wohin
ihn seine Rückreise nach Frag führte. Hier trieb er jetzt die Kunst
nur noch zu seinem Vergnügen, und starb 1625 oder 1627, nicht
1615, wie man auch angegeben findet.
Spranger erlangte seine Ausbildung in Italien zu einer Zeit,
in welcher die Aufnahme der Richtung des Michel Angeln zu ma-
nierirter Ucbertreibung und zur prahlenden Handwerlslichkeit ge-