Spillenberger,
Johann.
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Spillenbcrger oder Spilnberger, Johann; Maler, ist jener
Johann Spilberg, welchen Sandrart 1628 in Ungarn geboren wer.
den lässt, und der von anderen ebenfalls Spilberg oder Spilberger
genannt wird, öfters durch Verwechslung mit Joh. S ilberger aus
Düsseldorf. Indessen scheint sich dieser Ungar seiiist zuweilen
Spilberger genannt zu haben, denn auf einem Blatte von M. nu-
sell, welches das Bildniss des Kaisers Leopold I. in einem von
allegorischen Figuren getragenen Iiranze vorstellt, liest man am
Schlusse der Dedication: Joan Spilberger Cassoviensis Nob. Un.
garus. Dieser adelige Ungar vollendete seine Studien in Italien.
anscheinlieh um IÖÖO in Venedig, da sich in der Sammlung des
Prinzen de Ligne eine getusehte historische Zeichnung von ihm
Endet (Bartsch p. 154i). welche mit J. Spielnberger Hung. l'e. Venet.
1660 bezeichnet ist. Später malte er einige Altarbilder tiir Iiirchen
in Oesterreich, hielt sich auch einige Zeit in München auf, und liess
sich dann in Augsburg nieder. In München erhielt er 1005 vom
Cliurfiirsten den Auftrag, das grusse Scbid auf dem Starnberger
See, welches den Namen Bucentaur trug, mit Malereien zu ver-
zieren. An der Decke der Cajiite malte er die Entführung der
Orythia durch Boreas, und an der Aussenseite stellte er einen
Tanz von Sirenen, Najatien und Tritonexi dar. Dieses Schilf ist
aber schon seit vielen Jahren ausser Gebrauch und seines Sclnnu-
cltes beraubt. In der evangelischen Iireuzltirche zu Augsburg sich!
man von seiner Hand die Predigt des hl. Petrus am Pfingstfestc,
und bei St. Emeran in Regensburg den Tod des hl. Benedikt.
Spillenberger lebte einige Jahre in Augsburg, fand aber wenig
Aufträge. er malte meistens Bildnisse, wodurch er seine Exi-
stenz nur diirftig sicherte. Üeberdiess malte er auch einige Steife-
Ieibilder. Zwei solcher Bilder befinden sich in der Gullerie zu
Pcinmersfelden: Susanne im Bade und die Findung lVIusis, ersteres
bezeichnet: .I. Spiellenberger 1672. Utn diese Zeit erhielt der
liiinstler einen Ruf nach Wien, wu er als hesuldeter Hufmaler ein
besseres Loos fand. Er malte das Bildnis: des Iiaisers Leopold I.,
welches Iiiisell gestochen hat, und dann noch viele Altarbilder.
In der St. Steplmnskirche (Frauenctior) ist die Himmelfahrt Mariä
von 1672, in St. Augustin die Geburt Christi, in der Iiirche zur
hl. Maria Rotonda die Anbetung der Hirten und die Marter der
hl. Catharina, in St. Ursula die Marter dieser Heiligen, die unbe-
Ilechte Empfängniss und die Cominunion des hl. Stanislaus. In
der Abteiltirche zu Göttwich sieht man die Dreieinigkeit 1672,
den reichen Fisehzug 1675. und Petrus und Johannes von demsel-
ben Jahre. Im Dome zu Briinn ist das I-Iochaltarblatt mit St.
Peter und Paul sein Werk. Im JahreJÖYQ floh der Künstler vor
der Pest aus Wien, wurde aber in einem Contulnazhause in Ober-
Oesterreich davon befallen und starb mit seiner ganzen Familie.
Ph. Fiilian stach 1671 das Bildniss dieses Meisters, halbe Figur in
ovaler Einfassung, gr. ful.
G. Winchler stach nach ihm fiir den Verlag von D. Herz in
Augsburg die Ausgiessung des hl. Geistes, reiche Cotnposition. J.
G. Scliwab in Wien stach ebenfalls ein grnsses Blatt, welches Nar-
cissus an der Quelle vorstellt. M. [tiiisell in Augsburg stach ausser
dem genannten Bildnisse des Iiaisers Leopold nach ihm allego-
rischäDarstellungeti der Tugenden und der Elemente.
Dann haben wir von Spillenberger auch einige radirte Blätter,
die geistreich behandelt sind und sehr selten vorkommen. Er be-
zeichnete sie mit dem llflonograitim I S Hung. f. (Hungarus fecit).
mit iluixi abgchuuten und mit dem vollen Namen. Mit dem Land-