Siena ,
Matteo
di
Giovanni
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selben, woraus aber keineswegs folgt, dass er die Vorzüge Ma-
sacciifs besitze. Er bleibt mit seiner Schule noch mehr oder
weniger den Typen des germanischen Styles getreu, und ist von
keiner besonderen Tiefe, wenn auch in seinen Bildern Mannigfal-
tigkeit des Ausdruckes, und in der Iienntniss der menschlichen
Form und ihrer Gewandung ein lobenswerthes Studium der Natur
herrscht. Auch zierte er seine Gemälde mit schönen Bauten aus,
und brachte Basreliefs an denselben an. Er übertraf daher alle
gleichzeitigen Maler in Siena, so wie seinen Meister und Vater
Gio. di Paolo, woher er den Namen Matteo cli Giovanni führt.
Die Nachrichten über diesen Meister reichen von 1462 - 1491,
SO dass er gegen Ende seines Jahrhunderts gestorben seyn könnte.
Lanzi sagt, Matteds neuen Styl lerne man zuerst aus einem
der beiden Bilder im Dome zu 'Siena kennen. Hier sind von ihm
einige Bilder des künstlichen Mosaik-Fussbodens in eingelegter
Steinarbeit, die ungemein bewundert wurden. Er stellte auf sol-
che Weise den Propheten David dar, und benutzte bei dieser Ge-
legenheit eine Marinorader sehr geschickt zu einer Gewandfalte.
Auch das Relief des Iiniees und des Fusses deutete er sehr lsiinst-
lieh an. Auf ähnliche Weise verfuhr er mit einem Bilde Saloinods,
und dann brachte er den Iiinderniorrl an, eine seiner Lieblings-
darstellungen, wie wir unten zeigen. Einen weiterenFortschritt in
der Kunst bemerkt Lenzi zunächst in einem Bilde in S. Domenico,
wo man von Matteo eine Madonna mit dem liinde, mit St. Barbara
und anderen Heiligen findet, aber 147g gemalt, und somit nicht
aus der früheren Zeit des Meisters. Auch noch in anderen Kir-
cheirSiemfs sah Lanzi Bilder von ihm, oder schrieb ihm wenig-
stens solche zu. Er nennt deren nur summarisch, worunter aber
der iiindermord in S. Agostino, die Krönung Mariä in La Con-
cezzione u. s. w. gehören muss.
Grosses Aufsehen erregte Mattco durch seine Darstellung des
Iiindermordes. Die Aufgabe war für damalige Zeit sehr schwierig,
da sie eine grosse Lebendigkeit der Phantasie. kühne Bewegungen
und mannigfaltigen und starken Ausdruck erforderte. Der Meister
leistete aber sehr viel, und ein Beweis der Anerkennung ist es, dass
er den Gegenstand zu verschiedenen Zeiten dreimal malte. Zwei-
mal in Siena, nämlich einmal i-n der liirche St. Agostino im J.
1464 und das andere Mal in der Iiirche St. Maria de' Servi im
37-1491- Das dritte Bild dieser Art, welches er fiirNcapel malte, und
Fällt in den Smdj daygelbgt ist, war ehedemin der Kirche St. Catha-
T"? H Formelle, und ist merkwürdig wegen lder fehlerhaften Be-
lflßhnung der Jahreszahl, die den Lebensbeschreibern der neapo-
litanischen Maler viel Miihe machte, indem sie den Maler und
d"! anderweitigen Arbeiten des Künstlers in seiner Vaterstadt nicht
liilltütßll- Es steht nämlich auf dem Bilde ausser dem Namen (169
lV-lelilefß die Jahrzahl MCCCCXVIII, wo augenscheinlich ein L
Zweiten dem vierten C und X vergessen ist, so dass 1418 9119m"?
1 8 Stellt Diese dreiGeinälde sind aber nicht Copien eines nach
dem andern,_soiiclern die spätem zeigen bedeutende Abänderungen
lllmlFcrtschrltte des vortreltlicheu Meisters, der die Ehre der siene-
Stechen Schule in dieser aufstrebenden Epoche vaar. und de? liiih-
"Cjll Behandlung eines so schwierigen Gegenstandes wegen nach
Hirt der Aeschylus der neugpn Malerei genannt zu werden ver-
flieut. Erst L. Signorelli erhob sich zu, ähnlichen Wagestüeken
m seinen Frescogemälden zu Orvieto. Vgl. Hurt, im iVluseum
VI?" Dr. Kugler 1853 5- 159. Lanzi behauptet, dieses gmssc mit
vielen und ausdrucksvollen Gesichtern angefiilltc Bild sei in Oel