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Sesto ,
Cesare
go großartig und dichterisch sind, wie bei wenigen seiner Zeit-
genossen. Bei ihm spricht sich der Gedanke immer klar und auf
höchst naive Weise aus. Seine Bilder sind aber nicht häufig, be-
sonders im Ausland selten. Die meisten waren in Sicilien zu lin-
den, wo sich der Künstler längere Zeit aufhielt. Er starb 1524.
ohngefähr 64 Jahre alt.
In der Kirche des hl. Rochus zu Mailand war ehedem ein
berühmtes Altargeinälde von Cesare da Sesto. welches aber in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in den Besitz des Cav.
Melzi übergi-ng. neben einer ganz rafaelischen hl. Familie. Das
Altarbild stellt in der Mitte den hl. Rochus in einer Landschaft
auf dem Felsen sitzend und die hl. Jungfrau mit dem Iiinde auf
Wolken vor, wie Rafaefs Madonna di Fuligno. In einer anderen
Abtheilung sieht man den Evangelisten Johannes, wie er die Apo-
kalypse schreibt, und gegenüber erscheint der Täufer Johannes.
In der unteren Abtheilung sieht man den hl. Ghristoph mit dem
Jesuskinde den Fluss durchschreiten, und St.. Sebastian am Baum-
stamme in trefilicher Verkürzung, zwei charaktervolle halb ent-
blüsste Figuren. Auf den Flügeldecken sah man die Heiligen St.
Peter und St. Paul, dann St. Martin und St. Georg zu Pferde, aber
nicht so fleissig vollendet, als die inneren Bilder. In der Brera
zu Mailand ist eine Copie von Fra Bartolomeds berühmter Ma-
donna mit dem Rinde zwischen St. Stephan und dem Täufer Jo-
hannes, und in der Gallerie Scotti daselbst sieht man eine Taufe
Christi mit weiter, ausführlicher Landschaft von ihm. Dieses Bild,
welches dem Cesare beigelegt wird, erinnert noch viel an L. da
Vinci, so wie eine Madonna mit dem Iiinde, auf welcher manliest:
Caesar Triagrius pinxit 1550- Dieser Triagrius kann aber nicht
unser Künstler seyn. In der Kirche zu Saruno sieht man an vier
Pilastern die heiligen Martin, Georg, Bochus und Sebastian in
Frcsco gemalt; aber nicht von Cesare, da die Inschrift etwas an-
deres besagt. Man liesst da, sicher nicht von C. da Sesto's Hand:
Caesar Magnus f. 1555. In der Cathedrale zu Novara sind
ebenfalls Werke von ihm, und in der Gallerie Manfrin zu Vene-
dig sieht man zwei schöne Modonnenbilder- Im Museum (Studj)
zu Neapel ist eine Anbetung der Könige. ein wohlerhaltenes Werk
des Meisters, welches aus einer 1785 zu Messina eingestiirzten
Iiirche kommt.
Im Auslande sind seine Werke sehr selten. In der Gallerie
des Belvedere zu Wien wird ihm das Bildniss eines Jiinglings in
schwarzem Oberkleide mit einem breitrandigen Hute beigelegt.
Dann wird daselbst ein Bild derHerodias, wie sie dem Scharfrich-
ter befiehlt, das Haupt des Täufers in eine Schale zu legen, dem
Leonardo da Vinci oder dem C. da Sesto beigelegt. Es ist dies:
vielleicht das von Lomazzo gerühmte Gemälde mit der Herodias.
welche der Fornarina RafaePs ähnelt, und wovon Rathsherr Pagavß
in Mailand eine Copie besass. In der Gallerie des Museum zu
Berlin wird die unter einem Bauwerke thronende Maria mit dem
Iiinde, rechts mit St. Paulus und der knieenden Stifterin, links
mit dem lesenden St, Hieronymus dem Cesare da Milano beige-
legt. In der Gallerie des Herzogs von Leuchtenberg in München
ist das Kniestiick einer Madonna mit dem liinde und dem kleinen
Johannes als ein Werk dieses Meisters angegeben.
J. Mercoli stach nach ihm die lNIadonna mit dem Iiinde auf
Wolken sirzend, nach dem Bilde aus der liirche S. Booco in Mai-
land, jetzt in der Gallerxe Melzi. J. Felsing stach ein anmuthiges
Bild, welches den Johannes nn ersten Knabcnaltcr U] einer Grotte