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Sorvandoni,
Ciovauni
Nicolo
Cav.
ln dem letzteren Jahre wurden unter Leitung des General-Direk-
tors Oppenord die Arbeiten wieder aufgenommen, und schon war
man- daran nach dem alten barrocken Plan fortzubauen, als Ser-
vanduni mit seinem Modelle zum Portale erschien, welches ein
ganzes Jahr zur öffentlichen Critik ausgestellt blieb. Das Werk
and allgemeinen Beifall, du ES, imposant und grossartig, auch den
Reiz der Neuheit hatte. Dieses Portal bildet eine Halle von 184
F- Länge, und erhebt sich in zwei Stockwerken. Die Säulen des
unteren sind in griecliisch-doriscliem Style aufgefasst und verdop-
pelnsich nach der Tiefe des Peristyls, um dadurch fiir das zweite
Geschoss solide Stützen zu erlwlten. Dieses, in jonischei-Oi-dnung
durchgeführt, besteht aus einer Gnllerie in Arkaden, deren Pfeiler
mit Pilastern geziert sind. An den beiden Ecken der Vorderseite
dieses schönen Portals erheben sich zwei Thürme, die einen inte-
grirenden Theil des Ganzen ausmachen, und somit die architekto-
nische Einheit nicht stören. Uebcr dem Portale. welches ursprüng-
lich einen Giebel hatte, der 1770 vom Blitze getroffen abgetragen
werden musste, erheben sich die Thürme in zwei Stockwerken in
kurinthisclier Ordnung. Es wurde aber daran schon mehr als eine
Veränderung vorgenommen; die letzte von Chalgrin. Servaiidoni
zeigt an diesem Portale ein für damalige Zeit seltenes Studium
nach classischen Vorbildern und einen ungewöhnlichen Sinn liir
Richtigkeit und Ebenmass in den Verhältnissen seiner Säuleiicril-
nungeii, die hier isolirt nach ihrer wahren Bestimmung erscheinen.
Nlerkwiirdig ist seine dorische Ordnung. dlQ lll Säule 11ml Ge-
biilk cine Ahnung iicht griechischer Kunst zeigt. Zu dem allge-
meinen Plane ScrvandonPs gehörte ein grosser Platz vor der Kirche;
allein die vielen späteren Projekte machten die Ausführung des
"früheren unmöglich. Darüber gibt aber noch ein Blatt Aufschluss,
unter dem Titel: Place de St. Sulpice. Servandoni et Benard fec.
Die Kirche mit ihrem neuen Peristyl ist ebenfalls öfters gestochen
worden; das Portal alle'n von Bavenet, unter dem Titel: Elevation
du grand portail de gt. Sulpicc; von Landon, Annales Vll 87,
und neuerlich v. E. Ollivier für Quatremöre de Quiucy's Leben
der berühmtesten Architekten.
Das Portal von St. Sulpice erwarb dem Iiunstler das Lob
eines ausgezeichneten Architekten, und selbst von dem jetzigen
architektonischen Standpunkt aus betrachtet, verdient ScrvandunPs
Peristyl grosso Beachtung. Es wurde ihm daher allgemeine Be-
wunderung und Auszeichnung zu Theil. Der PabstBenedikt XIV.
ernannte ihn zum Bitter des Christusordens- Mehrere, selbst
französische Schriftsteller, die von Servandunfs Leben Nachricht
geben (wie die Verfasser des Nouveau dict. liist., und Milizia in
den Memorie degli architctti ll. 258), erzählen, er habe diesen
Orden vom Könige von Portugal erhalten, weil er iV-n Lissabon,
wo er in seiner Jugend einige Jahre zugebracht hatte, sich durch
Seine Arbeiten die Gunst des Hofes erworben hatte. Allcin sie
verwechseln hier den portugiesischen mit dem italienischen Chri-
stusurdßll. und dass Servnndoni hcinen andern als diesen italieni-
schen Orden erhalten habe, setzt die HOClXVVOFlIHIIÖGIIO Beschrei-
ibtlllg der Feierlichkeit (im Mercurc de Franco 1745. Üccembre
"Vol. L), womit er von dem Erzbischof Lunguet zu'_Sens in den-
selben aufgenommen wurde, allsser Zweifel. Vielleicht verdankt
er selbst Luiiguefs Verwendung diese Auszeichnung. Denn er
hatte nicht nur in seiner Catherlrale einen neuen llauptaltar auf-
geführt, sondern auch für Luiiguefs Bruder, den Pfarrer von St.
ul-pice. ausscr dein schon erwähnten Portal noch mancherlei an-
deres. in dessen Ptarrkirclie gebaut. Die Einweihung in den Orden