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Senefelder ,
Alois.
war daher vor allen im Stande. diese Kunst in ihrer vollen Aus-
dehnung einzuführen Ihm zur Seite stand F. S. Weishaupt als
'l'echniker,'ivelcher die Druckerei einrichtete, und in derselben
wesentliche Verbesserungen anbrachte. Diese beiden Männer, der
erste Inspektor, -der andere Werkmeister, sind noch gegenwärtig
am Leben, und Weishaupt noch in voller Thätigkeit. Ueber Met-
tenleiter's Wirken haben wir schon Bd. IX. 17g ff. benachrichtet,
auf die Verdienste des anderen werden wir unten noch Näheres
beibringen, und hier _bPmerken_wir_ nur, dass die beiden genann-
ten Männer, in Verbindung mit tüchtigen Graveuren und unter
Oberaufsicht höchst erfahrner Vorstände, die lithographische An-
stalt der k. Stcuer-Cataster-Cominission zu grossem Ansehen ge-
bracht haben.
Senefeldcr selbst griff wenig mehr in den Gang derselben ein,
da er die Leitung geiibteren Händen anvertraut sah. Er hing der
Lieblingsneigung nach, auf seinem gewonnenen Felde unaufhör-
lich zu verbessern und zu erfinden, und von dieser Zeit an dati-
ren sich auch noch viele Erfindungen, die aber theilweise als nu-
ausfiihrbar, als unpraktisch sich erwiesen, und statt Lohn zu brin-
gen, nur Zeit und Mittel raubten. Er unternahm jetzt auch wie-
der Reisen von kürzerer oder längerer Dauer. So hielt er sich
um 1810 in Paris auf, wo die von ihm producirten lithographischen
Arbeiten das grösste Aufsehen erregten. Dazu gehören auch die
Blätter des ersten Heftes seines Musterbuches über alle lithogra-
phischen Iiuiistmaniereii. Die Imitationen von Handzeichnungen
wurden angestaunt, und man behauptete auch, selbst der geübte-
ste Grabstichel könne die Gravierarbeiten auf Stein nicht überbie-
ten. Es gab ja selbst in Deutschland Enthusiasten, welche noch
Höheres an diese Erfindung knüpften, indem sie behaupteten (Mor-
genblatt 1810, S. 118), die Lithographie werde im Gebiete der
schönen Künste dieselbe Revolution bewirken, wie die Buchdru-
eherknnst in der Literatur.
Man fing damals in Paris auch schon an, Bildnisse auf Stein
zu zeichnen. So wurde Gcrard's Portrait des Königs von Sachsen
lithographirt, allein man fand keinen geschickten Drucker dalll.
woran es in Paris noch lange fehlte. Die erste Kunde von dieser
liunst brachte der berühmte General-Direktor v. Denon nach Pa-
ris, der zu München in der Anstalt des Professors Mitterer damit
bekannt geworden war. Er zeichnete in der Otlizin des, Letz-
teren in Gegenwart einiger französischen Offiziere einen Cosaken
auf Stein, der nach wenigen Minuten in Gegenwart dieser Herren
abgedruckt wurde. Denon nahm Abdrücke mit sich nach Paris,
und war sehr darauf bedacht, die neue Erfindung für sein Vater-
land nützlich zu machen. Der Graf von Montalivet schickte den
Zeichner J. Serres zu diesem Zwecke nach München, dessen Sen-
dung aber ohne Erfolg blieb, Senefeldcr fand daher in Paris schon
Künstler, welche sich in der Lithographie versuchten, und acht
DPüCiiEFs wovon aber keiner etwas leistete, so dass er mit Ernst
an eine Elßblirung in Paris dachte. Auch G. Engelmann war damals
einer der jungen Künstler, welche sich für diese deutsche Erfin-
Mettenleitep ist übeg-haupt einer der ersten Lithographien.
Ihm übertrugen Schulrath Steiner und Inspektor Weichsel-
baumer schon fruhe die Geschichte Bayerns in Bildern zu
bearbeiten. Er sollte dabei die von Mitterer verbesserte
Iireideinanier anwenden; allein nur zwei Blätter erschienen:
die Gefan ennehmung _Teutoboch's, und die Unterredung
zwischen älisar und Ariovist.