Seuefelrlcr ,
Axlois.
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ebene Sßhriftprobe mit Schiller's Reiterlied zu betrachten. Dieses
Blatt, welches bei Cotta in gr. fol. erschien, ist als eines der illlß-
reSSßMeSteu lncunabeln derijungen Kunst zu betrachten. Denn ßS
enthält auch eine von J. B. Slecle in Iireidemanier ausgeführte
zelchnllng und mit der Feder gefertigte Notenschrift. Das Stutt-
gflrier Institut nahm auch den ersten Versuch, auf Steiudie Holz-
schneidehunst nachzuahmen, in Anspruch, und in der Beilage zum
Murgenbla" 1807 wurde die Sache bekannt gemacht. Auch noch
andere Experimente schrieb Rapp als neue und eigene der Anstalt
Zu- So wurde die Stereotypage schon vorher als ein ausgemachtes
Elgenthum dieser neuen liunst angesehen, ehe man sich daran
begeben konnte, eine Probe zu machen. Dem Herrn von Rapp,
Welcher auch in diesem Iiünstler-Lexicon seine Stelle fand, ver-
dankt man jedenfalls schöne Versucheim Steinstich, in Nachahmung
der Holzschneideliunst auf Stein, und so manches andere in dieser
Kunst, wofür man ihm damals das Verdienst des ersten Entdeclters
zuerhannte, was aber Senefelder in seinem um acht Jahre später
erschienenen Lehrbuche fiir sich in Anspruch nimmt, ohne zuzu-
geben, dass auch Happ auf seinem VVege unabhängig von Sene.
felder seine Erfindungen gemacht haben könnte. H. von Eapp
lässt dagegen das Verdienst Senefeldefs ungeschmiilert, so wie er
auch jenes des Professors Mittcrer zu würdigen weiss. Die Stutt-
garter Iiunstfreunde gestehen zu, dass das Mittererkiche Institut iu
München in der Tusch- und Iireidcmanier es schon damals sehr
weit gebracht habe, wollen aber ebenfalls ihre Verdienste aner-
liannt wissen. In ersterer Hinsicht steht Senefelder einzig da, und
er gibt durch die Erfindung und verbesserte Anwendung der
chemischen Tinte den Grund zu allen weiteren Versuchen, so dass
ihm also auch die Resultate eines Hrn. von Rapp das Recht des
ersten Erfinders nicht beeinträchtigen können.
Diess ist auch mit Prof. Mitterer der Fall, durch welchen die
im Jahre 179g von Senefelder erfundene Iireidcmanier das Mit-
tel zur höchsten Vollendung dieser Hunst wurde. Mittercr hatte
in München schon zur Zeit, als Senefelder noch in Wien sich
verdientes Glück träumte, der Erfindung desselben mächtig vorge-
arbeitet, und durch seine Verbesserung der lireide, in Verbindung
mit der zu ihrer Aufnahme gehörigen Präparation des Steines.
bahnte er den Künstlern den Weg, auf welchem sie in dieser Art
das Höchste erreichen konnten. Unter seinerLeitung trat ein litho-
graphisches Institut ins Leben, welches als die erste lithographi-
sehe Kuostanstalt Europa's zu betrachten ist. Mitterer zeigte
zuerst in einem höheren Grade, dass sich die Lithographie
IIlCht vorzugsweisfauf die chemische Tinte zu beschränken habe,
Sondern dass sie berufen sei noch Höheres zu leisten, dass ihr
namentlich freie Handzeichnungen anzuvertrauen seven, dass man
Qfigimll? von schützbarem Wei-ihe auf diese Art iii ihrer ganzen
Eigenthumlictiheit verbreiten könne. Doch wendete Mitte!" die
a) He" V9" Rapp sagt acht Jahre vor Erscheinung des Sfne"
teldefschen Lehrbuches, auf welche Weise dißfi" H" 11Mi-
demarlier gelangen musste, nämlich durch die Erfahrung.
dass die chemische Tinte auch in ihrer trfäßkßßfäll Gestalt
Spuren auf der Steinplatte zurück lasse, die beim Drucke
auf dem Papiere sichtbar bleiben. Diese habe ihn auf die
"Bereitung eines Zeichnungsmateriales_1m trockenen Zu-
stande geführt, Welches aber für die weitere Ausbildung der
Lithographie von höchster Bedeutung geworden Sei,