Volltext: Schoute - Sole (Bd. 16)

Die ernten lithographischen Produkte in Wien waren, wie überall, 
Musikalien," die, eine Sammlung von Ouverturen ausgenommen, 
lauter Cumpositionen von Gleissner enthielten, da dieser ebenfalls 
in Wien thätig war. Auch der Cattundruck versprach bereits seine 
Rente, und das lang ersehnte Privilegium war endlich 1805 ülligßfßr- 
tiget. als Hr. v. Hartl durch Unglücksfälle betroffen auf dem Punkte 
stand, sein ganzes Unternehmen aufzugeben, da der Verlag der 
Musikalien im ersten Monate 10 fl. 48 kr., und im zweiten gar 
nur 1 fl. 56 kf- abwilff, Woran freilich auch der unbekannte Name 
Gleissnefs mit die Schuld trug. Auf Zureden des Rathes Steiner, 
und eines Herrn Grasnitzky, wovon der erste Sekretär, der zweite 
Verwalter des HnvJ-Iartl war, trat aber die AnstaltunterLeitung die- 
ser Männer in ein neues Leben. Es wurden eine Menge von Mu- 
sikalien gedruckt und selbst einige Versuche im Hunstfache ge- 
macht. Carl Müller fertigte einige Zeichnungen mit der Feder 
und mit dem Pinsel auf Stein, deren viele geriethen, besonders 
die (Kopien der Preissleüscben Zeichnungslehre, wovon Senefrltler 
nur das erste Heft gedruckt hatte. _Denn er verkaufte jetzt sein 
Privilegium an den Herrn Steiner, da ihm dieser die trostlose Aus- 
kunft gab, dass für ihn erst dann eine Gewinnsttheilung in Aus- 
sicht stehe, wann die Summe von 20,000 tl., welche v. Hartl auf- 
gewendet hatte, getilgt sei. Diess war für den guten Senefelder 
wenig ermunternd, und er verkaufte daher an Steiner den Antheil 
an der Druckerei mit dem Privilegium um 600 Gulden. Allein er 
erhielt nur 50 Gulden, weil Gleissner bei Rath Steiner eine Schuld 
von 550 Gulden contrahirt hatte. Senefelder richtete jetzt seine 
letzte Hoffnung auf den Cattundruclt, für welchen sich Hr. v. Hartl 
noch immer interessirte. Dieser gedachte ein Privilegium zu neh- 
men und den Senefelder als Direktor der Druckerei zu bestellen. 
Letzterer verwendete daher seinen ganzen Scharfsinn auf die Ver- 
besserung der Maschine, was ihm sehr wohl gelang; allein der 
Vortheil war wieder nur geringe. Die Maschine wurde Vßm Werk- 
meister verrathen, und abgezeichnet bald in mehreren Fabriken 
nachgeahmt. Nun hatte es mit dem Privilegium ein Ende, und 
Senefeldefs xnühevolles Tagwerk in Wien War geschlossen- 
Die getäuschte Hoffnung liess ihn jetzt Wledler den Blick nach 
München richten, wo aber inzwiuhen die Brüder das Geheimniss 
eigenmächtig an die Feiertagsschule verkauft hatten. An dieser An- 
stalt wurde schon von jeher der neuen Iinnst grosse Aufmerksamkeit 
gewidmet, da Professor Iiefer, der Mltstlfter der Schule, von ei- 
nem Bekannten der Senefelder, welcher später in Regensburg eine 
Druckerei errichtete, einige Aufschlüsse über das lithographische 
Verfahren erhalten hatte. Professor Mitterer hatte ebenfalls schon 
Kunde von dieser Erfindung, und arbeitete mit aller Tbätigkeit 
im der Vervollkommnung derselben. Im Jahriyiggf; wurden cnd- 
lich durch den geistlichen Rath Steiner und durch den damaligen 
Vorstand des k. Studienwesens und späteren Erzbischuts Freiherrn 
von Fraunberg auch Theobald und Georg Senefelder in das Inter- 
esse gezogen, die sich durch Contrakt vom 7. November desselben 
Jahres gegen eine jährliche Rente von 700 Gulden für beide ver- 
pflichtegen, das ganze Verfahren zu Gunsten der Schule zu entde- 
cken. Von dieser Zeit an dadirt sich der mächtige Aufschwung 
der lithographiätrben Anstalt an der Feiertagsschule. Das 'I'echni- 
sehe und Artistische derselben leitete lVIittercr, und das Merken- 
tilische Inspektor Wcichselbaumer, alles dieses unter der Direktion 
des verdienten Scbnlrathes Steiner. Prof. Mitterer richtete sein 
vorziiglichstes Augenmerk auf die Iircidemanicr, _untl ihm gelang 
es vor allen anderen, durch eine verbesserte ltretdc" diese llluiuer
	        
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