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Senefeldcr ,
Alois.
sich dieser Kunst gewidmet und selbe herangebildet! Wie viele
Männer haben zur Verbesserung der Darstellungsmittel beigetra-
gen! Unter diesen steht Professor Mitterer oben an, und ausser
ihm drang in jener fruheren Zeit keiner so tief in das Wesen
derSteindruckerei ein, als der spätere k.Würtemberg'sche geheime
Hnfrath G. H. v. Rapp, über dessen wichtiges Bestreben wir unten
nähm- lmmleln werden. Ungerecht war es aber, wenn man so-
gar in öffentlichen Blättern lesen konnte, Sencfelder habe die
Lithographie nur im Ruhen überliefert und es selbst nur zum No-
tensclireiher gebracht. Ungerecht war es, wenn man einzig die-
jenigen als die eigentlichen liunstmünner bezeichnete, welche Bil-
der auf Stein zeichneten, und die in der früheren Zeit gerade
von Senefelder technisch herangehildet wurden. Man durfte in
Senefelder den Erfinder mit dem Iiiinstler nicht verwechseln. was
er in früherer Zeit nicht war, bis er sich endlich auch im Zeich-
nen einen gewissen Grad von Jtusbildung erworben hatte. Anfangs
war Senefeliler selbst im Schüuschreihen wenig geübt, wie diess
seine Vorschriften für Mädchen in deutscher Currentsehrift be-
weisen. welche Steiner ausführen liess. ln Bildern leistete er noch
weniger, und daher war er genöthiget, junge Leute fieranzubilrlen,
die dann in dieser Art mehr oder weniger gelungene Proben lie-
ferten. Durch diese liess Steiner zum Schulgehrauche und für
Gebetbücher mehrere gute Bilder copiren, um dadurth die schlecht
gezeichneten Heiligenbilder zu verdrängen. Unter diesen Blättern
sind neben anderen die sieben Sakramente nach Poussin und
den Stichen von Schön in Augsburg. Senefelder kam durch diese
Schule in Gefahr sein Geheimniss zu verlieren; ja es war bis auf
das genaue Verhältniss in Mischung der Tinte bereits verloren. Es
war jedoch unter den damaligen jungen Zeichnern kein einziger,
der die Sache mit Ernst verfolgte. Sie fanden die Belohnung zu
gering. und blieben nach und nach weg.
In der ersteren Zeit fehlte es also.an Iiünstler, die Lust und
Ausdauer genug hatten, auf Stein zu arbeiten, und es ruhte daher
fast Alles auf dem Erfinder, der aber später dafür der Geheimniss-
lirämerei angeklagt wurde, obgleich man es ihm nichtverdenken
kann, dass er mit seinen Erfahrungen nicht verschwenderisch um-
gehen wollte. Die frühesten Erzeugnisse der Lithographie waren
aber für einen tüchtigen Künstler auch nicht sehr lockend, da
man noch weit entfernt war von jener Sicherheit und Feinheit in
Darstellung auf Stein. welche später dieselben so anziehend mach-
tß- Die vielfachen Verbesserungen der Mittel durch Senefelder
und andere Männer gaben der Lithographie erst die Kraft zu
ihrem merkwürdigen Aufschwung.
Die Haupterfindung fällt in das Jahr 1798, nämlich die des
chemischen Steindruckes oder Flachclruckes, auf welche ihn die
Erfindung des Üeberrlruckes führte. Senefelder sollte damals für
den Schulfond ein Gebetbuch auf Stein schreiben, meistens mit
Cursivschrift, in welcher er gerade am wenigsten vollkommen war.
Auch war er der bisherigen Manipulation des Vorsehreibens mit
Stift auf Stein müde, und somit dachte er auf ein Mittel, durch
welches e;- davoirenthoben werden könnte. Er hatte schon früher
bemerkt, dass mit Bleistift beschriebenes und befeuchtetes Papier
beim Abziehen auf dem Steine sehr deutlich die verkehrten Zuge
zurücklasse, und nun ging es an die Herstellung einer Tinte,
mit welcher unmittelbar die Schrift auf Papier gegeben werden
könnte. Sencfelder nlßßhtp nach seiner Aussage mehrere tausend
.'Versuche, endlich aber ging daraus die Ellile-Jkllflg des Ueber-
d ru ches und des Wiederd ruckes, nicht allein lithograrphirtex"