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Senefelder,
Alois.
Erfahrung im Schreiben und Drucken sie anschlagen, im Uehri-
gen aber glaubte Gleissner fast Gleiches zu wissen, und er nannte
sich sogar Miterfinder der Polyautographie, wie später durch Hof-
rath Andre und die Gebrüder Juhannot in Oilenbacli, welche
von Senefelder das Geheiuiniss erkanften, diese Bunst genannt
wurde. Nach einiger Zeit wollte Gleissner dem Senetelder sogar die
Druckerei streitig machen, sowie denn dieser überhaupt nur unter
Täuschungen und Unlaillen zu seinem Ziele gelangte. Dass Gleiss-
rier ihn nur als zweite Person betrachtet habe, beweiset auch der
Umstand. (11155 ES in der Adresse viGleissner und Seneteldern hiess.
Auf einem der ersten Werke, dem von Senefelder geschriebenen
Offertoriuiii de sancta Cruce von Foscano, steht nämlich:
München, gedruckt bei Gleissner und Swenfelder. Zu haben in
der Falter-sehen Musikhandlung. Von diesem WVerlse sagt Sang-
felder nichts in seinem Lehrbuche. Er nennt als erste Arbeit nur
12 Lieder mit Begleitung des Claviers, die er auf Stein
schrieb und druckte, bereits mit grosser Reinheit, da Seiicfelder
Vortheile im Einscliwärzen erlangt hatte, indem er den Druck-
hallen verbesserte, welchem er später die Wulzenforin gab. Hie-
rauf gab "lr Duetten für zwei Flöten von Gleissner
heraus, welche, so wie die Lieder, (1796) an Reinheit und
Zierlichlaeit der Ausstattung alle vorhergehenden Arbeiten Sene-
feldefs übertrelfen, und Gleissner glaubte dazu nicht wenig bei-
getragen zu liaben. Anders dachte die Akademie der Wissen-
schaften unter Varhiei-yk. Präsidentscliaft,_ welcher Senefelder ein
Exemplar der Lieder zur Begutachtung einsendete. Allein anstatt
diese Erfindung zu begutachten, erhielten die Bittsteller den dup-
pelteu Ersatz der ääuslagen lur die alte Presse, nämlich 12 Gulden,
womit man viel gcthan zu haben glaubte. Es wurde die Sache
anscheinlich nicht einmal eines Protokolls werth gehalten, da sich
in den akademischen Akten nichts darüber vorfinden soll.
Uoch liess sich Senefelder durch eine solche Missachtung
seiner Erfindung nicht abschrecken. Er liess jetzt eine neue ver-
besserte Presse machen; alleiii der Druck fiel darunter höchst unvoll-
kommen aus, und zwei Jahre vull Arbeit und Sorgen verilossen,
bis ihnen wieder Abdrücke gelangen, da die alte Presse vernichtet
war. Damals besorgte Senetelder im Auftrage der Gräfin von Har-
ting die Herausgabe einer Cantate Cannabiclfs auf_lVIozart's Tucl,
welche unsere Drucltunternehmer fest zur Verzweiflung brachte,
weil sie mit Pressveränclcrungen, Probedrüclien u. dgl. über 150
Gulden ausgaben, während ihnen nur 150 Gulden Honorar zuge-
sichert war. Die Presse übte auf den Stein einen üherriiiissigen
Druck aus, und dieser ging meistens schon beim dritten Drucke
zu Grunden Dumitgingen auch Zeit und Mittel verloren. ihren Sorgen
wurde nur Spott und Huhn zu Theil und vergeblich war das
Bitten um ein Privilegium, indem dem Churfiirsten eine üble Mei-
nung beigebracht wurde. Die Gräfin Harting nahm ihnen das
Itljanuscrint: zur Cantate ab, und selbst Schadenersatz mussten sie
leisten. Die fernere Besorgung der Herausgabe wurde jetzt dem
Musikalienhändler Ifalter übertragen. Nun bot Senßfßldßr diesem
seine Dienste 91:1, mlf dem Vorschlage, eine neue Presse machen zu
lassen. Diess ist die_vnn Senetelder construirte Stangenppesgq,
welche gute Abdrucke lieferte. Das erste Werk, welches unter der-
selben bei-verging, lSt die yuiiDanzy in Quartette arrangirtc Zau-
ber-Flüte, welche Senelelclei- auf Stein schrieb und mit Hülfe
"der Frau Gleissner imHauseFalteHs druckte. Als aber diese wegen
ILi-aiihheit ihres Mannes, der iilter die Noten mit dem Stifte ver-