Volltext: Schoute - Sole (Bd. 16)

Senefelder  
Alois. 
hinreichenden Grundes", und beweiset nichts gegen Schmid. Und 
dann kann es dem Senefelder unmöglich entgangen seyn, dass 
Scbmid schon als Reallehrer, und nach einiger Zeit als Professor 
an der Militärschule Vorlagen für seine Schüler gemacht habe, in- 
dem damals viele davonwvussten, und noch gegenwärtig Steine 
vorhanden sind, wie wir im Artikel desselben nachgewiesen haben. 
Senefelder wollte dem _Professor Schmid höchstens unfruchtbare 
Versuche, keineswegs die Priorität eines Verfahrens einräumen, in 
Folge dessen ihn viele als den ersten Erfinder der eigent- 
lichen Lithographie erklären wollten, was freilich auf einer 
irrigen Ansicht der Sache beruht. In Einem Falle gibt ja selbst 
Senefelder dem geistlichen Bathe Schmid die Ehre der früheren 
Anwendung des Steins zum Abdrucke, nur will er sie, selbst bei 
vorliegendem Beweise, nicht geradezu anerkennen. Er sagt nämlich 
im Lehrbuche S. 2G: rWenn Herr Schmid seiner ersten 
Idee, (dass man erhabene Buchstaben auf Grabstei- 
nen  mit Buchdrucker Ballen einschwiirzen und ab- 
drucken könne), die zweite hinzufiigte, dass man 
nämlich auch feine und daher wenig erhobene Schrit- 
ten und Zeichnungen durch Hülfe eines dazu zu er- 
denkenden Werkzeuges einschwärzen und abdru- 
cken könne, wenn er diess that und ausführte, früher 
als ich, oder wenigstens ohne vorher von meinen Ar- 
beiten Iienntniss zu haben, dann gebührt ihm aller- 
dings die Ehre, die damalige mechanische Art des er- 
hobenen Steinrlruclses entweder zuerst, oder gleich- 
zeitig erfunden zu haben. Dann fügt Senefelder noch bei: 
er wolle es ihm aufs Wort glauben, wenn er als ehr- 
licher Mann versichern sollte, schon vor dem Juli 
1796 auf Stein gedruckt zu haben. 
Diese Aeusserung hatte den würdigen Schmid tief gekränkt, 
und er sprach daher, wie wir aus Üeberzeugung wissen, in der 
Folge nur ungern von dieser Sache, die ihm so viel Anfechtung 
und Verdrüsslichkeiten verursacht halte. Schmid konnte dem Se- 
nefeltler auf jene Aufforderung nichts entgegnen, dem, c,- haue 
schon 1810 in einem Briefe an den damaligen Gallerie-Inspelstur 
Georg v. Dillis über seine Erfindung sich erklärt, und zwar im Auf- 
trage des Kronprinzen Ludwig, des ]etzigen kunstbegeisterten 
Königs   
Die Priorität in Anwendung des Steins zum Abdrucke kann 
dem geistlichen Rathe Schmid nicht bestritten werden, und seine 
Erfindung blieb auch nicht ohne Einfluss auf die folgende Verbes- 
serung dieses Verfahrens durch Senefelder. Dieser stand anfangs 
auf derselben Basis, wie Schmid, indem er Steine auf vertiefte und 
erhabene Art ätzte, und auf mechanischem Wege Abdrücke machte; 
allein Se_nefelcler's erfinderischer Geist erkannte in einer von ihm 
schon fruher,_ bei Gelegenheit seiner Manipulationen auf Kupfer 
erfundenen Tinte (aus zwei Theilen Wachs mit einem Theile ge- 
wöhnlicher Seite geschmolzen, mit etwas feinem Kienruss Versetzt. 
und in Regenwasser aufgesldst) ein unschätzbares Mittel zur Ver- 
vollkommnung älßßßr, Kunst. Diese Steintinte kann als die erste 
Erfindung Serlßfeldßrs betrachtet werden, deren Anwendung im 
 
a) Durch solche gelangte nämlich Schmid auf die Idee, den 
Stein zum Abdrucke von Vorlagen für Schulen zu benutzen, 
wie wir im Artikel desselben gezeigt haben. 
 Dieser Brief ist im Drucke bekannt. Auch im Artikel des 
S. Schmid ist er abgedruckt.
	        
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