Senefelder,
Alois.
daran eine. frühere. Behauptung", (lass Senofelilcr durch einen Bo-
taniker auf seine Erfindung gekommen sei "jnworunter der go-
nannte geistliche llatli Simdn Sclimid zu verstehen ist. der schon
Vlel früher botanische Abbildungen in Stein geätzt und Abdrücke
djlvulrgeniacht hatte, wie wir (liess B. XV. S. 365. erwähnt hahvll-
hurzuni ersten Decennium iiniiers Jahrhunderts wurde dem Aluis
Sßtlßlelder das aussehliessliclie Hecht der Erfindung der Lithogra-
phie nicht eingeräumt. Die Mehrzahl sprach sich für Schmid aus,
weil man wohl wusste, dass dieser schon zu einer Zeit Abdrücke
VQ" Stein lieferte, als Senefelder noch auf der Schulhanh sass,
wie Yvlr diess im Artiltel desselben nachgewiesen haben. Seuefal-
der ignorirtc aber ilieses Fiictuin, da er auch auf die Ehre der
Elülldung der mechanischen Art des erhobenen Steindruches An-
spruch machen wollte. Allein gerade dieses gab die Veranlas-
Sllng, dass sich zahlreiche Stimmen fiir Schinid erhoben. welcher
seit mehreren Jahren, als Pfarrer und Decan in lVIiesbach, dem
Scliauplatze fern blieb, und seine Erfindung dem Schicksale über-
lassen hatte, da er nicht Künstler war. und auf dem NVege, Wel-
chen er-eingeschliigen, die junge Kunst nie zu der Höhe gebracht
hätte, wie durch Senefeldefs geniale Erüiidiingiwn geschehen ist.
Senefclder stellt in seinem Lehrbuche die Versuche des Professors
Schmid so hin, als habe er von der Sache nur vom Sagenhüren
Iinnde, und behauptet (Lehrbuch S. 20) im Allgemeinen, dass
weder er noch Schuiid es sei, der sich aiimassen liün-
ne, der Erste gewesen zu scyn, welchem eingefallen
wäre, Steine zum Abdruclien zu benutzen. Nur die
Art Wie? sei das Neue an der Sache.
Dass schon in viel früherer Zeit in Stein geätzt wurde,
beweisen zahlreiche [iunstarbeiten die sich nach vorfinden, und
darunter sind solche, deren platte Oberfläche zum Abdrucke ganz
geeignet wäre. Es sind diese neben anderur Schrifttafcln mit Or-
liamenten, Wappen und Figuren. Tischplatten mit Singvveisen und
Noten, Figuren, Hüpfen, YVapps-n, Arabesl-ien u. s. w. Zwei solche
Tische sieht man iin k. Antiquariiiin zu München und im Schlosse
Hohenschwangau. Sie sind aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun-
derts und geützt. Es mögen sich auch Steine finden, die mit ver-
kehrten Schriften und anderen Darstellungen unmittelbar zum Ah-
drucl-ie dienen könnten, wie wir selbst im Artikel des S. Schmid
ein Steinchen im Besitze des Direktors Weiss in München er-
wähnt haben, welches eine Adresse an den römischen liönig Fer-
Clllland enthält, und init seinen verkehrt eingeschnittenen Schrift-
Y-CICÜFQ unmittelbar zum Abdrucke gebraucht werden könnte. d.
li- bei wtziger Vorrichtung, da das Steinchen sehr dünn ist. Wer
kann aber daraus folgern, dass schon iin 16. Jahrhunderte Stein.
ilriichc gemacht wurden? WVer kann bestimmt nachweisen, daSS
in den fulgßnden Perioden bis auf Schinid der Stein zum Abdru-
cke gßbrßl-lßht wurde? Bisher ist der Beweis noch nicht geliefert-
Wenn daher Senefelder sagt, dass weder er, noch Schmid sich an-
maiäefl könne. der erste gewesen zu seyn, welchem eingefßlle"
Slßinß Zum Abdrucke zu benutzen, su ist dadurch Wßhl ("IP 50 Viel
äesagt, dass schun in früherer Zeit irgend Jemand aufdie Idee ge.
dßmmen seyn durfte, dass möglicher Weise auch der Stein zum Ab-
tucke gebraucht werden könne, Diese ßghnupttlüg entbehrt des
I.) Morgenblatt 1807. S. Hqb _
H) Es gib; sogar eine gedruckte Anwqxsuxmg: Kunstbnclxlenn,
wie man artlich auf Mm-melgteiu etc. atzen kann. Basel 1615-
NuglcrÄs Iiünstlcr-Lex. Bd. X171. 16