stechen, und die Platte als Matrize zu gebrauchen, so wie ein
weiterer Versuch, eine Columne von Buchdrucker-Lettern in eine
weiche Masse einzudrucken, und diese dann wieder als Matrize zu
stereotypen Tafeln anzuwenden, auf die Erfindung des später
sogenannten Siereotygendruckes. Allein dieses Verfahren über-
Sllßg Seine Gßldhräflßi und er sann auf einen neuen Plan. Jetzt
wollte er die gewöhnliche Buchdruckerschrlft verkehrt auf eine
mit; Aezgrund überzogene liupferplatte schreiben und mit
Scheidewasser einätzen. Dieses gelang ihm bald zu vollkom-
mener Zufriedenheit, indem er auch eine Art schwarzer Tinte er-
fand, womit er die gemachten Fehler leicht verbessern konnte.
Er glaubte jetzt nur mehr eine grösscre Fertigkeit im Schreiben
erzielen zu müssen, um seinen Zweck zu erreichen. Allein der
Arme musste nach dem Abdrucke mit Schwärze in Ermangelung
neuer Platten immer mehrere Stunden mit dem Abschleifen und
Poliren der alten Platte hinbringen, und zuletzt nahm die Dicke
derselben ab. Um mit dem Schaben und Poliren schneller zu
fahremkam er aufclie Idee,Zinnplattcn anzuwenden; dochauch diese
Versuche fielen sehr unvollkommen aus, und somit war er seinem
Ziele nicht näher gerückt.
Diesen Hergang erzählt Senefelder im Lehrbuche der Stein-
druckerei bis S. 7 mit allen Einzelnheiten, und auf den folgenden
Seiten spricht er sich über seine erste Anwendung des Steins zum
festgesetzten Zwecke in einer Weise aus, welche glauben machen
könnte, die Sache sei ihm wie von selbst und mit leichter Mühe
gekommen. Er erzählt weiter, wie er nachudem Misslingen mit
Zinnplatten ein eben erhandeltes schones Stuckchen sogenannter
liellheimer Platten mit seiner Wachstinte bestrichen und zu
Schrcibiibungen gebraucht habe, was ihm Alles vollkommen ge-
lungen sei, wobei er aber an den Abdruck noch nicht gedacht
haben will, indem ihm der Stein der Gefahr des Zerbrechens nicht
zu entgehen schien.
Alles dieses mag seinen Grund haben, um aber in der Ge-
schichte dieser so wichtigen Erfindung nichts zu ubergehen, was
einmal, sei es auch nur als Sage bekannt wer, S0 mllßsen wir hier
jetzt auch eines anderen Umstandes gedenken, wovon sich in
München bis zurStunde die Tradition erhalten hat. Senefelder wurdO
von mehreren Seiten angegangen, den Hergang der Sache bekannt
zu machen, und somit schrieb er endlich in zwci auch durch
Druck bekannten Briefen an Göthe und Staatsrath von Iirenner
nieder, was er selbst zu wiederholten Malen erzählt hatte: wie er
nämlich nach so vielen getäuschten Hoffnungen und nach dem
Misslingen seiner Versuche in Verzweiflung getrieben, auf dem
Wege nach der Isar (in einem öffentlichen Garten) einen Stein
gefunden habe, auf welchem er eine Pflanzenabbildung bemerkte,
oder nach einer anderen Sage,_iu welchen cr mit dem Messer
rizte, Wodurch ihm auf einmal ein neuer Stern der Hoffnung auf-
gegangen Soll, so dass er in Freude heimkehrte und SChon von
dem künftigen Gliicke träumte. Von diesem Geschiclitellßß Wßlllesß.
nefeldef später nicht mehr viel wissen, und in seinem Lehrbuche
der Steindruckerei iiberging er es ganz. Denn es knüpft sich
Engclmnnn (Gesammtgebiet der Lithographiß- Deutsch von
Pabs: und liretßßhmar. Chemnitz, 1340, S. 5- Weisel. darauf
hill. Er Wal" VOII dem Hergange der Suche genau unter-
richtet, ,s0 wie es auch noch in München Männer gibt, die
von dieser Sache nahe liumle haben.