Scopas.
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Museum enthielt Schiitzc jeder Art, und bereicherte spätcrbin die
Cabinette aller europäischen Residenzen. Schon während dCS
dri-issigjl-ihrigen Krieges waren viele kostbare Gegenstände daraus
entführt, und um den Ueberrest zu retten, wurde er in einige 68'
wölhe des Erdgeschosses so glücklich verborgen, dass derselbe in
giinzliche Vergessenheit gerieth. Erst als Kaiser Joseph lI. ver-
fugt hatte. die herrliche Pragerbrug in eine Kaserne umzuwandeln,
da entdeckte man 1782 jene Gewölbe wieder, angefüllt mit Iiost-
bafläßliel] jeder Art, die nun "augenblicklich zur Versteigerung
ausgeboten wurden. So kam denn auch dieser Ilioneus zum Auf-
wurf, und wurde von einem Trödler für 51 kr. erstanden, der
eben ein Haus baiicnd, diese Bildsüule als Eckstein hineinrnauern
Wollte. Glücklicher Weise führte ein Zufall den Steinmetz Mu-
linsky vorbei; er zahlte 4 Gulden und stellte das Marrnorbild im
Hofraume seines Hauses auf. Professur Chemant gab um ein Paar
Gulden mehr, und nun wurde nach des Professors Tod das Kleinod
im Holzschuppen seines Hausherrn zum Zweiteninale vergessen.
Endlich erinnerte sich der berühmte Augenarzt Dr. Barth zu Wien,
ein leidenschaftlicher Freund und Iienner des Alterthums, dieses
gänzlich verschollenen Torso. Er reiste auf gut Gliick nach Prag,
wo er nach vierzehntiigigem Forschen im Bierhause von seinem
Nachbar auf leicht hingeworfcne Fragen die Erklärung erhielt:
er habe im l-lolzschuppen etwas stehen, das er sich gegen ein
Trinkgeld für den Hausknecht abholen lassen könne. So gelangte
Barth in den Besitz des Meisterwerkes. Dieses unvergleichliche
Standbild, welchem gegenwärtig Iiopf, Arme und die Zehen des
rechten Fusses fehlen, hatte 1782 noch den liopf, der aber, da die
Statue als Eckstein dienen sollte, damals abgeschlagen wurde. Den
liopf erhielt ein Dcinherr zu Pra , welcher ihn zur Kugel für
seine Iiegelbahn runden liess. Den Torso kaufte während des
Wiener Congresses König Ludwig von Bayern, der damals noch
Iironprinz war.
Die Gruppe in Florenz wurde nach ihrer Entdeckung 1585
in Rom wenig geachtet und für einen geringen Preis dem Cßrdillßl
Fernando de Medici überlassen, der sie im Garten seiner römi-
schen Villa aufstellen liess. Hier blieb sie bis Winckelmann miind-
lieh und schriftlich ihren Werth verkündete. Endlich brachte sie
1777 der Erzherzog Leopold käuflich an sich und stellte sie in
Florenz würdig auf. Die Aufstellung fand aber Schwierigkeit und
inehrere Jahre Widerspruch. Man nahm gewöhnlich an, daSS
diese Gruppe der Niobe für ein Gicbelfeld bestimmt war, und die
römischen Archäologen suchten diesen Giebel am Tempel des
Apollo Sosianus. Seit Erscheinung der kleinen Schrift: Le statue
della favola di Niube situata nella prima loro disposizione da C.
B. Cockerell. Firenze 1813, in welcher Cav. Bartboldi sich für die
Aufstellung ixi einem Giebel erklärt, folgte man fast allgemein die-
serAnsiclit. Auch Zannoni, Gal. di Fii-enze II. tav. 76. stimmt
dafür. Nur Thierseh (Epochen, erste und zweite Außgßbe- in
dieser S. 508- Nota.) erklärte sich gegen diese Ansieht, gib! aber
llüßh die dreleßhige Form und bilaterale Anordnung der Gruppe zu.
Diese Gruppe war indessen schon früher der Gegenstand der
Ordnung und Erklärung. Im Jahre 177g erschien zu Florenz Fa.
bruni's Dissert. sulle statue appartenemi alle favola di Niobe, wo
aber dieErlaiiteruiigen aus Ovid unpassend sind. Unter den Deut-
Sehen ist als Ordner und Erklärer besonders auch A. W. Schlegel
3-1 nennen: Bibliotheque utliverscllg 1316.__Litt. lll. 1091; (13.11.11,
hyer in den Propyläen ll. St. 2. 5. und Botticbcr, Auialtbea 1.2754