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Meister. Winckelmann selbst (Kunstgeschichte IX. 2. 26) hat sich
aus Inneren Gründen mehr für den Scopas erklärt, indem, Wie
WVinclßelmann sagt, avdie Itlea der hohen Schönheit in den Köpfen
und die reine Einfalt der Gewänder, besonders der Töchter der
NIQbE-itt anf ältere Zeiten schliessen lasse, auf die Zeit vor Praxi-
lßlßß- Winckelmann (Abb. von der Iinnst der Zeichnung ß 108)
fand dann seine Ansicht noch mehr begründet durch die Ver-
gleichung eines in Gyps geformten und in Rom erhaltenen Kopfes
der Niobe mit dem gleich grossen Kopfe an der Statue der Niobe,
indem nian an dieser den empfindlich scharfen Umriss der Augen-
braunen erblickt, welcher nach VVinclselinaun ein Kennzeichen des
entfernteren Alterthurns zu seyn pflegt, und welches man nicht an
dem erwähnten Iiopfe in Gyps sieht, wo im Gegcntheile alles
weich und rundlich gehalten ist, was nzrch der Behauptung des
genannten Archäologen mehr Grazie hervorbringt, von welcher
Praxiteles der Vater in seiner Iiunst war. Hieraus schliesst Win.
ckelmann , dass in Rum zwei verschiedene Statuen der Niohe wa-
ren, wovon er die Statue in Marmor dem Scopas, und diejenige,
von welcher der Kopf in Gyps herrührt, dem Praxitelcs zuschrei-
ben wollte. Plinius spricht indessen nicht von einer einzelnen
Statue, sondern von einer Gestalt der Niobe mit ihren sterbenden
liindern. Dass diese ein Werk des Scopas war, scheint jetzt die
ziemlich verbreitete Meinung zu seyn, da diess durch innere
Gründe unterstützt wird, welche gegen den Praxiteles entscheiden.
Letzterer hatnach den über ihn vorhandenen Nachrichten sein Höchstes
in dem Iireise feinsterAnmuth und Lieblichkeit, süsscr bacchischer
Schwärmerei und Schalkheit geleistet. Mit diesen Nachrichten
stimmen auch die auf uns gekommenen Sculpturen, welche mit
Recht für Copien nach ganz unzweitelhalten Werken des Praxi-
teles gehalten werden, wie der Apollo Sauroctonos, der oft vor-
kommende, sich an den Baumstamm lehnende Faun (xepißdy-rod)
wohl überein. Alle diese aber weichen von den noch aus dem
Kreise der Niobc vorhandenen Sculpturen entschieden ab,
und müssen denselben, obwohl sie bis auf den llioneus in der
Glyptothek zu München nur Copien seyn möchten, namentlich
an Grossheit und einer gewissen Fülle in Auffassung der Formen,
wodurch sie der Zeit des Phidias verwandt sind, weit nachstehcn.
Der llioneus zeigt aber nach Waagen l. c. 112. in Auffassung und
Behandlung der Formen viel Verwandtschaft zur Venus von Milo
im Louvre. Noch ungleich grüsser findet aber Waagen den Un-
terschied in der ganzen Geistesart, indem wir bei den Niobiden
anstatt jener ruhigen, süsscn, lieblichen Behaglichkeit und Schalk-
lieit, dem erhabcnstennznd edelsten Pathos begegnen. Hieflll
kommt, dass unter den vielen, von dem Praxiteles erwähnten
Werken sich nur sehr wenige pathetischen Inhalts beiinden. Da-
gegen stellen gerade die berühmtesten Werke des SCDPQS! Ach"
mit den Meeresgüttern, die rasende Bacchantin, ein sehr bewegtes
Leben und leidenschaftliche Zustände dar. Jedenfalls ist so viel
gewiss, dass man die Gruppe der Ninbe mit grösserer Wahfäcllelfh
lichkcit dem Scopas, als dem Praxiteles zu schreiben kann: 11ml 95
bleibt allllallßnd, dass Plinius die charakteristischenDnleräfllitlede
der beiden Nlcister nicht streng genug berücksichtigte. Pltniug
scheint aber den Scopas als den Nleisier des Werkes anerkannt
zu haben, indem er der Gruppe der Niobc nur bei Aullälilung
der Werke desselben Erwähnung thut, nicht aber "lila Wu er von
Werken des Praxiteles spricht. Daraus kann man auch auf die ge-
Wobnliche Annahme schliessen, welche damals in Rum herrschte-