Scopas.
des Scopas haben, überwiegend werden. In jedem Falle muss man
mit Waagen zugeben, dass in diesem herrlichen VVerke eine höchst
interessante Mittelstufe zwischen der strengen, erhabenen, archi-
tektonischen Kunstart des Phidias, und der ganz freien, die höch-
ste Feinheit und Grazie athmenden des Praxites besitzen. Und die-
ses Mittelglied bildetScopas.-Die Venus von Milo ist aber nicht
ohne bedeutende Beschädigungen. Nur der Iiopf ist nie vom Rum-
pfe getrennt gewesen, so dass wir wenigstens die ursprüngliche,
so charakteristische Bewegung desselben, und die edle, ,unverletzte
Bildung des Halses haben. Dagegen fehlt der rechte Arm bis auf
ein Stück des oberen Theiles ganz, von dem linken der ganze
Unterarm; beide sind unergiinzt gelassen. Der vordere Theil der
Nase ist restaurirt, aber zu scharf und spitzig ausgefallen. Auch
am Gewande sind Restaurationen vorgenommen, alle nur vorläu-
fig in Gysps. An dem schönen rechten Fusse ist nur die Spitze der
grossen Zehe neu, der linke fehlt ganz.
Eine zweite unbekleidete Venus von Scopas sah man zu Rom
im Tempel des Brutus Callaicus am Circus Flaminius, welche nach
Plinius selbst jene des Praxiteles ühetraf, d. h. die berühmte Ve-
nus in Cnidus, wenn nicht Flinius mit den Worten nPx-axiteliam
illam antecedensv. eine chronologische Bestimmung geben will.
Eine andere Statue der Venus, von Scopas in Erz gebildet,
war in Elis als Aphrodite Pandemos auf dem Bocke sitzend
dargestellt, im merkwürdigen Gegensatze zu Phxchas benachbarter
Venus Urania auf der Schildkröte.
In Saxnuthractf war eine Statue der Venus zugleich mit; den
Liebesgöttern Pothos und Phaeton('?), wie Plinius bemerkt.
Auch die in mehreren Exemplaren vorhandene Venus Geno-
trix, welche im leichten Chiton sich ein Obergewand von feinem
Stoff über die Schulter zieht, betrachtet Waagen l. c. S- H4 als
ein Werk aus der Schule des Scopas. Die ganze AutTassung hat
etwas Wiirdiges, und vereinigt mit einer gewissen Fülle der For-
men eine edle und keusche Grazie. Ein vorzügliches Exemplar in
carrarischenm Marmor, mit restaurirten Händen, ham aus dem Gar-
ten in Versailles ins Museum des Louvre. M. Franc. II. 6. Bouill.
I. 12., M. Nap. I. 61. Clarac. pl. 53g.
Dem Kreise der Aphrodite gehört auch eine Gruppe von drei
Liebesgüttern an, welche man im Tempel der Venus zu Megura
sah. Sie stellten Eros. Himeros und Puthos (Liebe, Verlan-
gen, Sehnsucht) dar, in deren Geberden und Mienen man beson-
ders die zarte Verschiedenheit bewunderte.
'In der Curin clcr Octavia zu Born sah man einen Cupido mit
dem Donner-heile, welchen Plinius als Werk des Scopas bezeich-
net. Man glaubte, er stellte den Aleibiacles in jenem Alter vor.
Eines der herrlichsten Werke des Meisters war die Gruppe
des Neptun, der Thetis und der Nereiden, auf Delphie
nen und Hippocampen sitzend, und von anderen Wunderthieren
des Meeres vmgebw, Welche den Achill nach der Insel Leulse
führen, nach O. Müller ein Gegenstand, in dem göttliche Würde,
weiche Anmulh, Ilcldengrösse, trutzige Gewalt und üppige Fülle
eines naturlsriilligen Lebens zu so wunderbarer Harmonie vereinigt
sind, dass auch schon rler VßPSüPh, die Gruppe im Geiste der al-
ten Kunst uns vorzstellen und auszudenlsen, uns mit dem innig-
ston Wohlgclkillern erfüllen muss. Auch Plinius spricht sich über
dieses Werk, als die Arbeit eines ganzen Lebens, mit Bewunde-
rung aus. Es war im 'l'cmluel des C. Dumitius am Circus Flami-