in der Hnlsgiube, und den leichten horizontalen Ilautfallßfl d"
Halses SßlbSt ausgesprochen ist. Durch die Verbindung dieser S0
schwer zu vereinigenden Eigenschaften übt diese, obschon {seines-
Wegs sehr fleissig dui-chgebililete Statue einen ganz eigenthiiinlichen
Reiz aus, welcher nach Waagcifs Ansicht keiner anderen aus dem
Alterthuin in diesem Grade inneivohiit. Ferners sagt Waagen, auch
das Antlitz der Göttin zeige eine ähnliche Vereinbarung von gel-
stigßr Würde und edler Sinnlichkeit, und der Mund, in dein das
Gefühl des sieghafteu Stolzes am meisten ausgedrückt sei, gehöre
in jener Durchdringung der Bestimmtheit und Fiille der Formen
gewiss zu den schönsten. welche uns in den antiken Kunstwerken
aufbeliallen worden sind. In den Augen findet Waagen dagegen
schon sehr entschieden den selinsiichtig-sinnlichen und schmach-
tenden Ausdruck (das ißypau der Alten), welcher besonders durch
das Heraufziehen der unteren Augenlieder hervorgebracht wird,
und bei den späteren Bildungen der Venus meist so stark vorhan-
den ist, dein Geiste der liunst des Phidias und seiner Schule aber
gewiss durchaus fremd geblieben war. Die Angenkiiucheln sind
hier nicht von der sonst so häuligen, schneidenden bcliärte, son-
dern, zumal nach den iiusseren Seiten zu, sehr weich getiulten.
Das Haar ist, besonders in seinem Ansatz am Fleisch, ungleich
breiter und freier behandelt, als in den VVerkPn aus der Zeit des
Phidias. Die Ohren sind ungewöhnlich klein und zierlich. Die
seltene Erhaltung der Epiderniis, die weiche und klare 'I'e1_rtl1l'i und
der warme, gelbliche Ton des parisclien Marinors, "hülle" das
Hinreissende im Ausdruck des Iiiopfes noch, ganz ungemein. Das
Gewand endlich hat nach Waagen zwar in den einzelnen Falten
ganz die Schärfe der partlienonischen Sculpturen, und drückt den
feinen Stoff sehr deutlich aus, doch sind manche jener engen, nu-
tergeordneten Falten, welche zur Zeit des Pliiilias aus jenen ges
ltnidten Brüchen des alten Styls entwickelt und beibehalten zu seyn
scheinen, hier mit weiser Oelionnuiie unterdrückt, und ilnilui-cii
die Hauptmutiixe deutlichen hervorgehoben. Aus dieser Ueberein-
stiminung so mancher 'l'heile niit den Seulpturen aus der Zeit des
Phidias und aus dem späteren Elemente in anderen schliesst Waa-
gen, dass hier wohl kein anderer Kleister, als Scopas passe, der nur
ungefähr 50 Jahre nach Phidias wirkte. Was ihn aber noch fer-
ner bestiirkt, dass diese Statue aus Scopas Schule hervorgegangen,
ist der Umstand, dass dieselbe in der ganzen Art der Auffassung
der Form, wie in Behandlung und Anordnung des Haares eine
entschiedene Verwandtschaft zu den Ninben zeigt. in ersterer Hin-
sicht besonders der llioiieus in der Glyptuthek zu München. Wel-
cher vielleicht der einzige Üeberrest der Originalgrnppe ist, deren
erhabenes Pathos mehr für Scopas, als für Praxiteles spricht. Die
Venus von Milo hat aber auch keine Verwandtschaft mit du?
dischen Venus des Praxiteles, mit welcher aber die meiliceisuhß HI
der Auffassung, die nur den feinsten, schönsten und Süsäeßläll
Liebreiz bestrebt, so sehr übereinstimmt, dass sie gewiss. "'16 {im
ineistdn späteren Statuen der Venus, unter dem entschiedenen Ein-
fluss derselben entstanden ist. Hietiir sprichtauch eine gCtWf-Qß
Verwandtschaft zu- den Copien nach Werken des Pruxllßlßä- Nie-
mand aber wird läugneii, dass die Conceptinn. Wekfhe d" Yenus
von Milo und der von Nledici zum Grunde liegt, nicht allem auf
Verschiedene Meister, sondern selbst aut verschiedene Zeiten deu-
tet. wie denn auch Zwischen den frühesten Werbe? ließ SQnpzis und
(im spätesten des Praxiteles ein Zeitraum von beinahe O0 dalireu
hegt. Nach dieser geistreiclien Deduetion _'Waagens muss die An-
sicht, dass wir in der Venus des Louvre ein Werk aus der Schule
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