Moritz
Schwind,
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Mittelpunkt. rechts und links kommen die festlichen Ziige heran.
und andere gleichinässige Massen sieht man bereits am Dome ge-
ordnet. Dieses Bild gehört zur Gattung der cereinoniellen Dar-
Stellungen, die leicht steif gerathen, v. Schwind hat aber die Klippe
"Ff dfli glücklichste vermieden und ein Meisterstück von Leben-
digkeit der Darstellung, charakteristischer Auffassung und lilarheit
des Gedankens geliefert. Auch der Farbenschinuch wechselt auf
das angenehmste ab, so wie denn überhaupt alles zusammenwirhl
um dieses Bild zu einem Ilauptwerlae der neueren Nlalkunst zu
erheben. Es gilt als Ehrensinnbild der Architektur. Zur Ver-
herrlichung der Sculptur erscheint das reizende Bild der Sabina
Von Steinbacb in ihrer tVei-kstatt als Bildhauerin, und für die
Malerei malte Sehvyind den Hans Biildung Grün, wie er den Mark-
grafen Christoph den Reichen von Baden contcrfeit. In drei
Lunetten über dem Donibilde malte er die Architektur von Staat
und Kirche beschützt, die Mathematik mit dem Plane des Gebäu.
des und der von dem Architeltteu (Ober-Baurnth Hübsch) erfunde-
nen Iiette zur GEWÖllJGCUHSIYUlHlOII; dann Psyche als Phantasie, den
Adler mit Blumen beltriinzcnd und spielend den Blitz des Donne-
rers fassend. In zwei anderen Lunetten daneben malte ilcrliiinst-
ler den Frieden als weibliche Gestalt, welche den Oelbaum ptlaiizt
und einem [iinde (der lndustrie) aus der Wiege hilft; ferners den
Iieiclithum, welchem Erde und Meer ihre Schlitze darbringen. An
der Decke des Stiegenhauses sieht man eine Anzahl gelliigelter
Iinaben mit Iiriinzen, nach Scliwind's Zeichnungen von Reich und
Geck al Freseo gemalt.
Ausserdein besitzt Carlsriihe von Schvvind's Hand auch im Sitzungs-
saale der ersten Iiamnier ein Bild auf Guldgruiisl in encaustischer
Weise ausgeführt. Neben dem von zwei Iinahen getragenen
Medaillons des Grossherzugs erscheinen die allegorischen Gestalten
der vier Stände: des Adels, der Gelehrten, der Bürger und der
Bauern. In acht runden Feldern sieht man die allegurisclten Fi-
guren der Weisheit. Gerechtigkeit, Klugheit, Stärke, Frömmigkeit,
Treue, des Friedens und des Heichthums.
An diese grossartigen Werke in Carlsruhevreihen sich dann
noch einige Gemälde in Oel, sowie Cartons und Zeichnungen,
die theils zur Ausführung in Oel bestimmt sind, theils anderweitige
Verwendung erhielten. Unter den letzteren Arbeiten nennen wir
einen Carton, welcher ursprünglich für ein Frescogeiiiältle in der
Trinkhalle zu Baden-Baden bestimmt wer. Er stellt den Rhein
dar mit seinen Nebeniliissen und seinen Städten, mit grnsser An-
muth und Leichtigkeit gruppirte Gestalten. Das Ganze ist in
einem schönen, ernsten Style gezeichnet und trägt das Gepräge
einer freien heiteren Phantasie. Der Rhein ist (als Mittelrhein)
im bessten Mannesalter, und sein Rauschen als der melodische
Iilang einer Violine gedacht. auf welcher er den Städten und Ge-
staden die Weisen zu ihren Sagen spielt. Sinnreich hat der liünet-
lcr die Beziehungen herausgefunden, welche die Fliisse und Slällle
kennzeichnen. Die Flüsse bringen last aus allen deutschen Gaueit
dem Vater Rhein _Begriissungen. Diesen Cartun hatSchwind nicht
ausgeführt.
Eines seiner letzteren Werke ist ein hohes Oclgentiildei Welches
9'118 Sage des Ritters Cunu von Falltensteiu vorstellt. Dieser lircite
"P1 die Tochter eines Ritters. dessen Schluss auf einem huhen
lwelsen stand, welcher ihm aber nur in dem Elallß die Hand der
Tochter zusagte, wenn er in einer Nacht eine Bruclte zum Schlüsse
bauen würde, Bestürtzt über diesen Bescheid traf er den Gnumen-
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