Schvaudolph,
Johann.
9
Heinrich Hess. Die Compositionen der historischen Bilder, die
jetzt in diesen Fenstern in voller Farbenpracht erscheinen, Sind
von Schraudolphulliischer und Ch. Buben, und später kam auch W.
Böchel hinzu. Von Schraudolph allein erfunden ist das Gemälde,
Wo Maria in den Tempel geführt wird, an den Darstellungen dßl"
Geburt Christi, der Ileimsuchnng lllariii, der Iireuztragung, des
Todes der bdaria hat. auch J. Fischer Theil, der hier als der jün-
gere nahen Schraudolph erscheint. Die Ornamente sind alle von
Ainmiiller cnmpnnirt, dem berühmten Inspektor der Glasmalerei-
Anstalt in lYliinchen, die jetzt als die erste ihrer Art bezeichnet
werden muss. F. Fggert gab die bildlichen Darstellungen dieser
herrlichen Fenster in lithographirter Nachbildung heraus , und lie-
ferte hierin selbst ein Prachlwerk.
Dann hat Schraudnlph auch an den Fcnstergemiilden Theil,
welche später in eine liirche nach England kamen (liilendown),
und die ebenfalls aus der genannten Anstalt ltervorgingen, Es
sind diess im Ganzen sieben Glasfenster, wovon jene des Chores
Lucas Schraudolph gemalt hat. Sie stellt-n, von Johann Schrau-
dolph cnmponirt, Maria mit dem liinde und die Apostel Petrus
und Paulus dar. Die vier anderen Fenster enthalten Gestalten
englischer Könige von J. Fischers Conxpositiun. Im Jahre 184];
kamen sie an Ort und Stelle.
Dann war Schraudulph auch in der Basilica des hl. Bonifacius
thätig. wo Prof. Hess einen neuen lireis seinerThütight-it gewann.
S0 wie in der Allerheiligen-Kirche, so konnte er auch hier den
ganzen Reichthum der Bilder nicht allein entwickeln, und musste
daher Gehiilfen wählen, unterwelchen Schraudolph zuerst genannt
werden muss. Er componirte da mehrere Bilder- und fiihrte
sie auch in Fresco aus. Sein Werk ist die Predigt des hl. Boni-
facius unter den Friesen, dessen VVeihe zum Bilchofe, die Salbung
Pipin's zum Frankenkönig, die Wodans-Eiche und der Tod des
heiligen Bonifacius.
Hierauf miissen wir mehrerer Oelgemälde gedenken. die
nicht minder einen ausgezeichneten Künstler verrathen, und durch
ungemeine Zartheit und Lieblichheit ansprechen. Das griisste ist
eine thronende Maria mit vier En rein in einer Iiirche bei Darm-
stadt. König Ludwig erwarb 1820 ebenfalls eine Madonna mit
dem Rinde, und ein liebliche: Bild der heil. Agnes. Ein e'tw'as
früheres Gemälde mit Maria und dem Jesuskixide kam durch den
Prinzen Carl von Bayern in den Besitz der höchstseligen Königin
Caroline, und durch Vermächtnisr- der letzteren erhielt es das Fräu-
lein liellerhoven, Iiammerjungfer der Entschlatenen. Dieses zarte
Bild ist durch den Stahlstich bekannt, und ein zweites Madonnen-
bild im Besitze des Lithographexi Hohe durch die Lithographie
des letzteren. Der Graf von Belvese zu Paris erwarb in letzterer
Zeit ein ausgezeichnet schönes Staiiieleigeniülde mit Figuren in fast
halber Lebensgriisse. Sie stellen Bnth und Naiimi aufder Bück-
kehr nach Bethlehem dar. Der geheime Rath .von Iilenze besitzt
die Oelskizzen zu den oben gehanntcn Bildern in der Basiliea
des h]. Bonifacius. 1m Jahre 18514 malte er im Auftrage des Her-
zogs von Leuchtenberg liir eine griechische Capelle in Serjcfshi
Iunf Bilder auf Goldgrunrl. Der mittlere Theil nimmt das Abend-
mahl ein. und zu den Seiten sind auf einzelnen 'l"al'eln etwas um"
Lebensgrösse die Bilder des Lieilandes, der die Kleinen segnel.
11ml der Maria mit dem Jesuskindc. Die beiden Seitenbilclrr
Stellen lcbensgrosse Engel dar, wvovon der eine als Pilger gelileldüi
9111m Knaben führt, der andere mit dem Rauchfasse erscheint.