MM
Schwantbaler ,
Ludwig
VOD.
rühmte Führer: Melo, Cattumer und Segimer, und an sie schliesst
sich ein eichenlaubheliränzter Barde. ltnieend in wilder Begeiste-
rung zur Harfe singend, mit der Streitaxt zur Seite. Neben ihm
ist die Seherin, das gelöste Haar mit Eichenlaub und Mispeln ge-
schmückt, mit dein Barden eine Gruppe von unheimlicher Hoheit
hildend. Um so rührender erscheint aber Thusnelda, die sich
iilierden sterbenden Greis beugt, und den Abschluss der einen
llalfte der Bildergruppe bildet. Gegenüber kämpfen die Römer
vergebens an. Nur ein Schwer-bewaffneter dringt noch auf den
germanischen Fürsten ein, der mit den leichteren Waffen schrickt
zurück, und Varus gibt sich in Verzweiflung mit dem Schwerte
den Tod. Weiterhin sieht man die Zeichenträgcr lheils sterbend,
theils todt hingestreckt- S0 ist hier auch die Schlacht des Armi-
nius im 'I'eutuburger Walde geschildert, der Untergang römischer
Macht und Grüsse, der Sieg der deutschen Iiraft über Fremd-
herrschaft hier und im zweiten Giehelfelde das Hauptinutiv. Die.
sen einfach grossartigen Coinpositiunen ist das Gepräge der vol-
lendeten liunst aufgedrückt, und es ist eine Weihe darüber ausge-
gossen, welche ein vaterländisch gesinntes Gemüth tief ergreift.
Dann müssen wir hier auch der Bildwerhe gedenken, welche
nach Schwanthaler's_ kleinen Modellen von den Bildhauern Brüg-
ger, Horchler, Hänle. Herwegh u. a., für das Innere der Walhalla
ausgeführt wurden; nämlich der geflügelten, mit Eichenlaub be-
liriinzten Schildjungfrauen (Walhyren). Diese ernsten Wesen, die
nach der Sage weder des Himmels noch der Ilolle. noch sterb.
licher Mütter Töchter sind, erscheinen als Caryatiden.
Eine dritte Giebelgruppe von colossalen Figuren, in einer auf
eigenthiimliche Weise an den Geist der pompcjanischen Malerei
streifenden Gruppirung. sehen wir am neuen Ausstellungsgebände
in München. Es ist diess eine allegorische Darstellung auf das
Wiederaufbliihen der Iiünste in Bayern: Oben als Ahroterinn der
Phönix, an den Ecken die bayerischen Löwen von Sehünlaub und
Sanguinetti, Alles in Marmor ausgeführt, und tßzwjlvllßlldet- Bava-
ria, liränze austheilend, steht in der Mitte vor einem von Löwen
gebildeten Thrnnsessel, und zu ihrenSeiten reihen sich die Künste,
durch Künstler jeden Faches vorgestellt. Zur Rechten sieh; der
Architekt mit dem Modelle einer Kirche, der Historien- und
Genremaler init Bildern, der Porzellan- und Glasmaler, jeder mit
einem bezeichneten Attribute. Auf der anderen Seite bringt der
Bildhauer mit seinen Gehülfen die colossale Büste des liünigs her-
bei, was gerade als ein höchst glückliches Nlotlv zu betrachten
ist, da durch Iiünig Ludwig die liunst in Bayern einen so hohen
Aufschwung nahm. Wenn die Büste dennoch ohne Lobeerkranz
ist, so mag dieses als ein Zeichen gelten, dass der lsunstbegeisterte
Iiöuig es der Nachwelt überlässt, ihm den Lorbeer um das Ilaupt
zu winden. Hinter dieser Gruppe ist der Bronzegiesser, und ein
Münzer am Prägstoclse.
An den Figuren des Giebelfeldes der Glyptothek hat Schwan-
thalel. nur geringen Antheil. Die Modelle wurden nach Wagiiei";
Cumposition von Heller gefertiget, dann aber zum Thcil umge-
arbeitet und von verschiedenen Künstlern in Marmor ausge-
führt, Von Schwanlhaler ist der Holzbildhauer modellirt und in
Bande],
An diesem Werke arbeiteten Leeb,
lüetschel, Sauguianetti und andere.
E. Maycr,
Prof.