sten Iiiinstler seiner Zeit, dessen Werke ein zart-es Gefiihl- und
einen lyrischen Geist atlnncn. Er war Schüler seines Vaters, und
bis zu seinem vier und zwanzigsten Jahre in dessen Atelier thätig,
so dass lludnlph schon vor seineriAbreise nach Ilom Proben eines
ausgezeichneter: Talentes geliefert hatte. Doch sind es seine we-
nigen späteren Werke, welche dem Künstler einen europäischen
Ruf gegründet hatten, und sein frühes Ende beklagen liessen. In
der Werkstätte seines Vaters fertigte er mehrere Büsten, dann die
Statue einer Lampenträgerin; ferner jene eines Paris, nach dem
antiken Vorbilde in Florenz, und eine Copie des Apollo von Hel-
vedere, wovon die letztere unbedingtes Lob fand. Dann wurden
in öffentlichen Blättern auch Gruppen genannt, Bildwerke in Gyps.
Eine solche stellt Elektra und Urestes dar, die zweite Julius Man-
suetus sterbend in den Armen seines Sohnes, und die dritte zeigt
die lieblichen Gestalten von Paris und Helrna. Diese beiden letz-
ten Werke wurden bereits seines Vaters würdig erkannt. Aus ei-
ner etwas früheren Zeit stammen zwei Basrelic-ls, wovon das eine
den Sokrates bei Theoduta, und das andere eine Episode aus der
Siindfluth vorstellt.
Im Jahre 1810 ging Iludnlph Schadow mit seinem Bruder Wil-
helm nach Rum, und da erreichte der Iiiinstler im Angesichte von
Canuva und Thorwaltlsen eine Stufe der Iiutist, welche nur weni-
gen zu erreichen vergönnt ist. Das erste Werk, welches 1815
grosse Aufmerksamkeit erregte, ist die bekannte Sandalenbinderin,
ein allerliebstes Mädchen vun zihngefiihr eilfJahren, wovon in kur-
zer Zeit fünf Cupien bestellt waren, jede zu 150 Louisd'or. Noch
grösseren Beifall fand indessen seine Spinner-in, ein Miidchen von
fünfzehn bis sechzehn Jahren, welches er im folgenden Jahre bil-
dete. Die Bestellungen wurden so zahlreich, dass manche zurück-
gewiesen werden musste, obgleich rler Preis 200 Louisd'ur war.
Beide Statuen kamen später in den Besitz des Königs von Preus-
scn, und dann findet man in Deutschland und England Wieder-
holungen. Eine solche der Sandalenbinderin ist neben der Buste
der Vittoria Caldtmi in der Glyptuthek zu Munchen, und Exem-
plare der Spinnerii] sind im Besitze des Fürsten Esterhnzy und das
Herzogs von Devonshire. Von ZWEI anderen lieblichen Gestalten
stellt die eine ein Mädchen dar, wie es in der einen Hand einen
jungen Vogel, in der anderen die Mutter desselben hiilt, und die
andere Statue den Liebesgntt, welcher die römische Iiiinstlerwelt
noch mehr in Bewegung setzte, als die zuerst genannten Mädchen.
Zu den weniger bekannten Werken, die wahrscheinlich in Italien
blieben, gehört eine Statuette der Diana, und ein Bild der heil
Jungfrau mit dem Iiinde.
Von Jiinglingsgestalten nennen wir einen Paris, wie er über
das Urlheil nachsinnt, welches er den Göttinnen geben soll. Diess
ist eines der frühesten in Rum ausgeführten tVerke, welches Graf
von Schörnborn m Wien durch Lequine in Erz giessen liess. Im
Jahre 1820 modellirtc er einen Discuswerfer, eine in Form und
Bewegung ausgezeichnet schöne und lebensgrosse Gestalt, weiche
man zu den treHlichstcn Werken der neueren Plastik zählte, die aber
nnsers Wissens dennoch im Modelle blieb, weil der liiixistler zu
frühe starb. Dann fertigte Schaduw auch eine kleine Statue des Bac-
chus, und ein Standbild des Täufers Johannes, zwei Werke, die, Wie
etliche andere, in deutschen Bliittern nicht genannt wurden. Aus der
Zeit seines italienischen Aufenthaltes kennen wir auch nur zwei cu-
lossale Biisten, die eine in ernstem und grossartigem Style behan-
delt. Es ist dies: jene von Händel, welche König Ludwig von