Schadow ,
Johann
Gottfried,
Bitter.
Verhältnisse der Hand und des Fasses, ebenfalls nach den verschie-
denen Altern und Geschlechtern, Tabellen fiir einige Werke elas-
sischer und moderner Plastik, ebenfalls in ihrem orthographischen
Aufriss utngezeiclinet, und fiir einige Naturen von besonderer Ei-
genthiimlichkeit.
Zu dem Werke von den Nationalphysiognouiieen, welches die
Fortsetzung des Polyclct bildet, gaben die Vorlesungen P-Campei":
iiber den Ausdruck der verschiedenen Leidenschaften durch die
Gesichtszüge etc. (Aus dem Holland. von G. Schatz, Berlin 1793i
die eigentliche Veranlassung. Es enthält im Ganzen weniger ein
eigentliches System, als eine Fiillc höchst interessanter Beobach-
tungen, die er nur nicht in gleichem Maasse auf die Physiogno-
mien fremder und ferner Nationen ausdehnen konnte. Er war da
häufig auf nicht immer sichere Zeichnungen der lleisebeschreiher
angewiesen, insbesondere ist. es aber die Formation des Schädels
und der linochenbiltlung, auf welche der Verfasser die Hauptan-
terschiede bei Charakterisirung der verschiedenen Hagen begründet,
wobei ihm die Schätze des naturhistorischen Museums von Berlin
willkommene Beiträge boten. Schadow gibt Tabellen über ver-
schiedene Völker, und dann eine Reihe von Tafeln, welche in ge-
mischter Folge Portraits von Europäern verschiedener Nationen
enthalten. Die 58 Tabellen, welche der Polyclet und die National
Physiognomien enthalten, sind irollkommene Originalzeichnungen
des Verfassers, da sie mit der Feder auf Papier entworfen und auf
Zink umgedruckt sind. Sie erscheinen somit zwar nicht so sauber
und glatt wie englische Stahlstiche. aber es ist ihnen dafiir auch
nichts von der grossartigen , freien und kräftigen Weise entnom-
men. welche den Zeichnungen dieses Meisters eigen ist. Eine aus-
führliche Beurtheilung der Werke Schadow's gibt liugler im lVIu-
seum 1856. Nro. 5-
Als Schadow diese VVerke dem kunstliebenden Publicum über-
gab, war er bereits ein Mann von hohen Jahren, und er klagt in
dem zuletzt genannten Werke schon über Unsicherheit der Hand;
allein dieses wollten andere nicht erkennen, und auch noch einige
Jahre später beurkundetc der ehrwürdige liiinstler in Zeichnungen
noch immer die Hand eines riistigen Veteranen. so wie er als Mann
von ungestörten geistigen Hraiften noch gegenwärtig zum Frommen
der liunst wirkt. Seiner vieliährigen grossen Verdienste wegen
verlieh ihm daher 1858 sein Monarch an dem Tage, als er vor 50
Jahren zum ordentlichen Mitglied der Akademie ernannt wurde,
die Insignien des rothen Adlerordens zweiter Classe in Brillanten,
zu welchem 13.12 auch der am Tage der Thronbesteigung Friedrichs
d. G. gestiftete Orden "Pour le merite" kam. Im Jahre 1310 beab-
sichtigte er zur Feier des Friedrichsjubelfestes im Verein mit meh-
reren Künstlern und Gelehren ein Jubiläumswerk herauszugeben,
welches lauter Originalbildnisse aus der Zeit Friedrich 11., durch
den Grahstiehel treu wieder gegeben, enthalten sollte, und in wel-
chem die Bilder von Pesne, die geschichtlichen Scenen von Cho-
dowteclßy und die Darstellungen anderer gleichzeitigen artistischen
Celebntäten durch Gedichte von Gleim, Ramler, Lessing und 8-
Zeitgenossen ihre Erläuterung finden sollten. Etwas später iiber-
reißltle 01' _der preussischen Staatszeitung einen Artikel, in welchem
er eine mit vielen anziehenden und für die Kunstgeschichte über-
haupt lnlereäßantßn Einzelheiten bereicherte chronologische Ueber-
sicht der Versuche und Pläne zur Errichtung eines Denkmals fiir
Friedrich den Grossen mittheilt. Dr. Schadow beschattigte sich,
wie oben bemerkt, schon vor vielen Jahren mit diesem Projekte,